Die U5 wird vollautomatisch unterwegs sein. Statt Fahrern wird es in den Zügen Betreuer geben.
Wien bekommt eine U-Bahn ohne Fahrer. Die U5, die im Jahr 2023 eröffnet werden soll, wird als vollautomatische Strecke geplant und gebaut. Die Züge werden dann von der Leitstelle aus automatisch gesteuert. Mit dieser Maßnahme soll der Betrieb flexibler und leistungsfähiger werden - so kann etwa bei Bedarf das Intervall schneller verdichtet und in kürzeren Abständen gefahren werden.
Die Abfertigung der Züge in den Stationen soll automatisch erfolgen. Um Zwischenfälle zu vermeiden, werden an den Bahnsteigen vollautomatische Türen installiert.
U5 als Testlabor
Die U5 bietet sich deswegen für die neue Technik an, weil sie erstens zu Beginn noch eine recht kurze Linie ist (sie wird zunächst nur zwischen dem Karlsplatz und dem Alten AKH unterwegs sein, wobei sie zwischen Karlsplatz und dem Rathaus die U2 ablösen wird) und zweitens aus einer bereits bestehenden und einer neu zu bauenden Strecke besteht. Damit fungiert sie quasi als Testlabor, in dem das neue Konzept umgesetzt werden kann.
Die Kosten sollen dabei nicht viel höher als bei einer regulären U-Bahn sein, bei den Wiener Linien spricht man von etwa einem bis zwei Prozent mehr für die Errichtung und das Wagenmaterial. Mittlerweile sei die Technik bereits so etabliert und serienreif, dass die Mehrkosten überschaubar seien. In der ersten Tranche sollen etwa sieben Fahrzeuge bestellt werden - insgesamt sollen 45 Züge gekauft werden. Die europaweite Ausschreibung dazu soll nächste Woche erfolgen.
Betreuer im Zug
Was spektakulär klingt, ist theoretisch auch jetzt schon möglich. Die derzeitigen U-Bahnen sind - bis auf die U6 - schon halbautomatisch unterwegs. Der Fahrer ist weitgehend nur noch für die Abfertigung der Züge, etwa das Schließen der Türen verantwortlich. Er kann aber in die Fahrt auch noch händisch eingreifen. Mit den neuen Garnituren soll das obsolet sein.
Ganz allein werden die Fahrgäste in den Waggons allerdings nicht sein - in jedem Zug soll zumindest ein Betreuer mitfahren, der direkten Kontakt mit den Kunden hält. In anderen Städten, etwa in Barcelona, gebe es mit diesem Modell bereits gute Erfahrungen. Und: In den neuen Garnituren, die nun ausgeschrieben werden, wird es auch weiter einen Fahrerstand geben. Denn die Züge, die ab 2018 geliefert werden sollen, sollen auch auf anderen U-Bahn-Linien unterwegs sein. Und die sind noch nicht auf automatisierte Garnituren ausgerichtet. Ob und wann auch andere Linien für Züge ohne Fahrer umgerüstet werden, ist noch unklar. Eine Entscheidung darüber soll laut Wiener-Linien-Geschäftsführer Günter Steinbauer "nicht vor 2020" fallen.
(eko)