Die Stadt verschärft Kontrolle bei Gemeindebauten. Alteingesessene Wiener sollen es jedoch leichter haben.
Wien. Im angelaufenen Wahlkampf forciert die Wiener SPÖ das Thema Wohnen. Nach den Wahlerfolgen der FPÖ in der Steiermark und im Burgenland aber anders als bisher. Konkret geht es um das neue Paket, das Wohnbaustadtrat Michael Ludwig voraussichtlich am morgigen Mittwoch präsentieren wird. Unter dem Motto „Vereinfachungen und Erleichterungen für Wohnungssuchende – raschere und treffsichere Angebotslegung für Interessenten“ werden die Spielregeln für die Vergabe von Gemeinde- und Genossenschaftswohnungen verschärft. Womit offenbar der FPÖ im Gemeindebau das Wasser abgegraben werden soll. Dem Vernehmen nach geht es um drei Punkte. Diese wurden am Montag auf „Presse“-Anfrage im Wohnressort jedenfalls nicht dementiert.
Erstens: Bisher können Mieter eine neue, größere Wohnung beantragen, wenn es einen Überbelag gibt. Wird zum Beispiel durch Familienzuzug die Wohnung zu klein, entsteht der Anspruch auf eine größere Wohnung. Und die Betroffenen sollen künftig nicht unnötig lang warten, weil zu viele Menschen in einer Wohnung natürlich ein Problem sind. Nur: Wer künftig mit Überbelag argumentiert, wird genauer unter die Lupe genommen. Immerhin soll es öfter vorgekommen sein, dass ein Mieter mehrere Verwandte in seiner Wohnung angemeldet hat, obwohl diese dort nicht wohnen. Mit diesem Trick wurde dann eine größere Wohnung erschlichen. Das soll nun abgestellt werden.
Zweitens: Es wird ein Punktesystem eingeführt. Nach zwei Jahren Hauptwohnsitz hat jede infrage kommende Person in Wien Anspruch auf eine Gemeindewohnung. Wer schon länger in Wien lebt und eine Wohnung beantragt, wird auf der Warteliste vorgereiht. So werden alteingesessene Wiener bei der Vergabe im Vergleich zu Neuzuwanderern bevorzugt.
Drittens: Die Wohnungsvergabe für Gemeindebauten und Genossenschaften wird nicht mehr getrennt, sondern zentral über die Wohnberatung abgewickelt. Das soll eine Erleichterung für Wohnungssuchende bringen. (stu)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.06.2015)