Wien: Förderung für E-Taxis

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Ein Mittelklasseauto kann künftig einen Zuschuss in der Höhe von 8000 Euro bekommen. Der Strom dafür stammt aber aus Anlagen, die Gas, Öl und Müll verbrennen.

Wien. Nach dem Vorbild vieler Großstädte sollen Taxis in Wien künftig verstärkt elektrisch angetrieben werden. Bund und Stadt wollen das nun auch finanziell fördern. Strom im Tank gilt als umweltfreundlich. Tatsache ist jedoch, dass die elektrische Energie, die in Wien selbst produziert wird, zu 80 Prozent aus konventionellen, also „schmutzigen“ Kraftwerken stammt.

Trotzdem glaubt die Politik an einen Nutzen für die Allgemeinheit. Der Plan sieht vor, dass bis 2017 in der Stadt 250 zusätzliche reine E-Taxis unterwegs sind. Das entspräche einem Anteil von fünf Prozent an der gesamten Taxiflotte der Hauptstadt. Zwei Monate vor den Gemeinderatswahlen bekam Wiens Finanzstadträtin, Renate Brauner, Unterstützung von ihrem SPÖ-Parteikollegen und von Verkehrsminister Alois Stöger, der aus seinem Ressort drei Millionen Euro für die E-Taxi-Förderung zur Verfügung stellt. Ein Teil des Geldes soll auch für den Ausbau eines Netzes von Schnellladestationen verwendet werden.

Nur 20 Prozent Erneuerbare

Dennoch ist fraglich, ob die Annahme, die dahintersteht, auch wirklich stimmt. Ist ein Taxi, das mit Strom betrieben wird, tatsächlich umweltfreundlicher als eines mit Diesel- oder Benzinmotor? Die Stromversorgung ist in der Hauptstadt in der Hand der Wien Energie und ihrer Tochterunternehmen. Im Vorjahr verkaufte das Unternehmen 9349 Gigawattstunden (GWh) an seine Kunden, 4448 davon produzierte man selbst. Nur 20 Prozent jedoch stammen aus erneuerbaren Energieträgern, wobei dieser Anteil im Vergleich zu 2013 deutlich, und zwar um 18 Prozent, zurückging. Der Rest des Stroms stammt aus Anlagen, die mit Gas, Öl und Müll betrieben werden.

Für Unternehmer ist das Vorhaben der Politiker dennoch attraktiv. Ein Mittelklasseauto kann sich ein Taxibetreiber mit etwa 8000 Euro fördern lassen. Die ersten 120 Interessenten erhalten zudem ein Jahr lang gratis Strom. (awe)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.08.2015)

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