408.000 Kinder in Österreich sind armutsgefährdet

Kinder aus armutsgefährdeten Familien haben weniger Chancen. (Symbolbild)
Kinder aus armutsgefährdeten Familien haben weniger Chancen. (Symbolbild) Fabry
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Die meisten Österreicher wissen um die Nachteile von Kindern aus armutsgefährdeten Familien. Die negativen gesundheitlichen Folgen werden allerdings unterschätzt.

408.000 Kinder und Jugendliche in Österreich sind armuts- und ausgrenzungsgefährdet. Diese Armut wirkt sich auch auf das spätere Leben dieser Kinder aus. "Als Erwachsene sind sie häufiger arbeitslos und armutsgefährdet", sagte Erich Fenninger, Direktor der Volkshilfe Österreich, bei einer Pressekonferenz am Dienstag.

Wie das aktuelle Volkshilfe Sozialbarometer zum Thema Kinder- und Jugendarmut zeigt, für das 1.037 Interviews geführt wurden, ist sich die österreichische Bevölkerung der massiven negativen Auswirkungen auf den weiteren Lebensweg von Kindern und Jugendlichen, die in Armut aufwachsen, bewusst. "Eine große Mehrheit der Befragten ist der Meinung, dass armutsbetroffene Kinder in der Schule Nachteile haben und sehen in Folge der Armut massive negative Auswirkungen auf den weiteren Lebensweg."

Gesundheitliche Folgen unterschätzt

Der Sozialbarometer zeige, dass jenen, die selbst Betroffene kennen, die negativen Auswirkungen klar erkennen. So meinen 87 Prozent, dass die Teilnahme an kostenpflichtigen Aktivitäten für Kinder aus armutsgefährdeten Familien nicht möglich ist. 80 Prozent sind der Meinung, dass arme Kinder Nachteile in der Schule haben und weitere 77 Prozent sehen massive Auswirkungen auf den weiteren Lebensweg.

Unterschätzt wird dagegen nach wie vor der Zusammenhang zwischen Armut und Gesundheit. Während 58 Prozent jener, die armutsgefährdete Kinder und Jugendliche kennen, glauben, dass Aufwachsen in ökonomischer Knappheit häufiger krank macht, glauben dies "nur" 47 Prozent jener, die Betroffene nicht kennen. Aktuelle Daten zeigen aber, dass sich Einkommensarmut negativ auf das Sterbealter auswirkt - Arme sterben früher.

Arme Kinder werden öfter krank

In mehreren Länderstudien zeigt sich, dass Kinder aus ärmeren Familien schlechter ernährt sind, sich häufiger verletzen, mehr Infektionskrankheiten und mehr Karies als ihre Altersgenossen aus wohlhabenden Familien haben. "Diese Zusammenhänge müssen aufgebrochen werden", fordert Fenninger.

Ein weiterer wichtiger Zusammenhang besteht zwischen Armut und Bildung. "Wir wissen, dass eine gute Bildung das Risiko, in Armut zu geraten vermindert. Auf der anderen Seite beschränkt Armut die Möglichkeit, eine gute Bildung zu erreichen.". So gehen aktuell 54 Prozent der Kinder aus armutsgefährdeten Haushalten in die Hauptschule, aber nur 22 Prozent der Kinder aus Haushalten mit hohem Einkommen. Ein starker Zusammenhang zeigt sich auch zwischen der Bildung der Eltern und der Schulwahl. Außerdem besuchen Kinder mit Migrationshintergrund seltener eine weiterführende Schule als Kinder mit österreichischer Staatsbürgerschaft.

"Um dem Zusammenhang zwischen sozialem Status und Bildung entgegenzuwirken, braucht es ein integratives Bildungssystem, das auf die Stärken aller Kinder ausgerichtet ist." Ein hohes Bildungsniveau bringe ein niedrigeres Arbeitslosenrisiko mit sich, eine höhere Beschäftigungsstabilität und somit höhere Einkommenschancen, so Fenninger.

(APA )

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