Ab 13. Dezember werden die ÖBB-Fernverkehrszüge nur noch über den Hauptbahnhof fahren. Streit um neue Regionalzüge wurde vertagt.
Wien. Ab 13.Dezember tritt der neue Fahrplan der ÖBB in Kraft. Von diesem Tag an wird der gesamte Fernverkehr der Bundesbahnen zum neuen Wiener Hauptbahnhof fahren, der damit tatsächlich zu Wiens führendem Bahnhof wird. Diese Rolle hatte bisher der Wiener Westbahnhof inne, der damit zu einem Regionalbahnhof herabgestuft wird.
Künftig werden 120.000 Passagiere pro Tag auf dem Hauptbahnhof, der neuen ÖBB-Drehscheibe, erwartet. Die Fernverbindungen werden damit auch schneller, wie ÖBB-Generaldirektor Christian Kern bei der Präsentation des neuen Fahrplans am Donnerstag betonte. Zwei Stunden und 15 Minuten dauere die ÖBB-Reise von Salzburg nach Wien Meidling. Damit werde man das Auto abhängen oder zumindest auf Augenhöhe sein, so der ÖBB-Chef.
Aber auch in die andere Richtung nach Budapest wäre man eine Dreiviertelstunde schneller als mit dem Pkw. Und nicht zuletzt würden tagsüber zweimal pro Stunde Intercity-Züge und Railjets, unter anderem von Salzburg, Linz oder St. Pölten, über die Wiener Bahnhöfe zum Flughafen Wien nach Schwechat fahren. Gleich fünf Landeshauptstädte würden so direkt an den Airport angebunden.
Preise steigen um 1,1 Prozent
Zugleich steigen aber auch die Tarife der Bundesbahnen im Durchschnitt um 1,1 Prozent. Vorteilskarten würden aber nicht teurer. Für etwa die Hälfte der Kunden würde sich keine Erhöhungen ergeben, so der Bahnchef.
Für Pendler aus oder nach Niederösterreich, die auf dem Westbahnhof ein- oder aussteigen, heißt das aber, dass sie künftig die Fernzüge nicht mehr nutzen können, sondern nur noch Regionalzüge. Viele von ihnen sind aber langsamer, weil sie öfters stehen bleiben.
Diese Lücke hätte mit neuen Regionalzügen geschlossen werden sollen. Die private Westbahn hat dagegen aber Einspruch erhoben. Ein Sprecher der Westbahn stellt jedoch klar, dass dies nicht bestehende Verbindungen betreffe, sondern nur eine mögliche Erweiterung. Sein Unternehmen wolle nur, dass der Verkehrsverbund Ost-Region (VOR) für neue Strecken öffentliche Ausschreibungen statt direkter Vergaben an die ÖBB mache.
Das Verwaltungsgericht Wien hat erst diese Woche eine Entscheidung zur Direktvergabe des Verkehrsverbunds Ost-Region für die Strecke Wien Westbahnhof nach St. Pölten vertagt. Es seien aufgrund neuer Informationen und Widersprüchen zur Vergabe vertiefte Beratungen nötig, heißt es von Gerichtsseite.
Westbahn bleibt
Die Westbahn wird übrigens auch nach dem 13. Dezember weiter vom Westbahnhof nach St. Pölten und in andere westösterreichische Städte fahren. (APA, gb)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.11.2015)