Mailath-Pokorny: „Mehr Geld von Lotterien“

Jenis / Die Presse
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Kultur und Sport. Stadtrat Andreas Mailath-Pokorny (SPÖ) will bei der Finanzierung verstärkt auf „private Geldquellen“ setzen.

Die Presse: Was wäre Ihnen wichtiger: dass die Austria Meister wird oder Francesca Habsburgs Sammlung nicht nach Zürich geht, sondern in Wien bleibt?Andreas Mailath-Pokorny: Mich würde beides freuen – wobei Ersteres gerade aktueller ist. Zu Francesca Habsburg: Die TBA 21 ist eine private Sammlung, die die Stadt gern in Wien hat, aber nicht allein hier halten kann. Wir haben keine freien Hallen zu vergeben. Da braucht es mehrere Partner.


Zusätzliche private Partner?

Auch. Ich denke da etwa an jemanden, der ein Stadtgebiet entwickelt. Aber ich würde auch gern den Bund mit an Bord holen.


Haben Sie mit Francesca Habsburg darüber geredet, was sie sich von Wien wünscht bzw. was sie am aktuellen Standort stört?

Der Standort im Augarten ist für das Publikum nicht besonders zugänglich. Wobei – so ehrlich muss man sein – die Sammlung auch nie eine Massenveranstaltung sein wird. Dass Frau Habsburg damals mit ihren Umzugsplänen an die Öffentlichkeit gegangen ist, hat mich, ehrlich gesagt, überrascht. Wir waren ja im Gespräch. Es gab vorher drei Termine, die sie abgesagt hat.


Ihr großes Kulturprojekt ist das Wien-Museum. Müssen Sie wegen der Kosten (geschätzten 70 bis 100 Mio. Euro) anderswo sparen?

Sparen muss man immer. Aber das wird zusätzlich aufgebracht.


Wenn Sie genug Geld haben, hätten Sie dann auch Mittel für ein neues Nationalfußballstadion, über das derzeit diskutiert wird?

Ich kenne die Idee. Angesichts des großen Erfolgs des Nationalteams habe ich auch Verständnis dafür. Aber es gibt leider keine Stadtkassa für den Bau allfälliger riesiger Stadien. Doch es laufen Studien dazu, die man sich anschauen wird.

Würden Sie unterschreiben, dass der Zweck Ihres alten und neuen Ressorts – also von Kultur- und Sportpolitik – ein ähnlicher ist, nämlich, Geld zu verteilen?

Nein, denn dann wäre ich ein Zyniker. Ich bin zutiefst davon überzeugt, dass es an der Förderung von Kunst und Sport ein öffentliches Interesse gibt. Allerdings wird das immer schwieriger. Insofern bin ich sehr dafür, zusätzliche private Geldquellen zu erschließen.


Nämlich?

Der Großteil der englischen Kulturförderung läuft beispielsweise über Lotterieeinnahmen.


Der Sport erhält derzeit drei Prozent der Einnahmen. Zu wenig?

Ich finde, angesichts eines wachsenden Wettvolumens und wachsender Gewinne sollte man überlegen, wie man aus diesem Topf mehr Geld für den Sport, aber auch für die Kultur lukriert.


Über wie viel mehr reden wir da?

Das kann man noch nicht sagen, ich werde das Gespräch suchen.


Ist es für Sie eigentlich ein Problem, dass in Sportvereinen viele politische Funktionäre sitzen?

Vermutlich sind es mehr als in der Kultur, aber das ist historisch bedingt. Ich selbst lege Wert auf Distanz. In der Kultur habe ich nie Leute aus parteipolitischen Gründen in Positionen gehievt.


Sie wurden aber oft für die hohen Subventionen an die Vereinigten Bühne kritisiert. Werden Sie künftig verlangen, dass es dort, etwa bei den Musicals, zumindest mehr Eigenproduktionen gibt?

Eigenproduktionen sind wichtig, aber eben auch ein Risiko. Vor allem in Sparzeiten. Grundsätzlich: Ich habe immer gesagt, dass eine Privatisierung für mich keine ideologische Fahnenfrage ist. Aber ich hatte öfter Gespräche mit möglichen privaten Betreibern, und sie haben alle gesagt, sie würden es nur mit denselben Subventionen machen. Also bleiben wir lieber bei einem öffentlichen Betrieb.


Im Koalitionspakt steht, dass man Kultur in den Außenbezirken forcieren will. Bisher waren die Institutionen aber bockig, wenn es darum ging, aus dem Zentrum zu ziehen – Stichwort: Donauplatte, Hauptbahnhof.

Also es gibt auch positive Beispiele wie die Brunnenpassage in Ottakring. Wir müssen eben etablierte Institutionen dazu bringen, dass sie Kooperationen mit lokalen Partnern eingehen. Aber das kann ich nicht verordnen. Ich kann nur helfen, dass die Partner zueinanderfinden. Wir werden mit Experten der Stadtentwicklung dazu auch eine Taskforce gründen.


Neu aufstellen sollen Sie auch den Presse- und Informationsdienst. Wie sieht Ihr Plan aus?

Die Herausforderung lautet, den PID mit reduzierten Mitteln und gestiegenen Aufgabenstellungen als moderne Informations- und Serviceagentur der Stadt zu positionieren. Dafür werden wir die Leitung ausschreiben und einen Wettbewerb der Konzepte durchführen. Und wir müssen die digitalen Informations- und Kommunikationskanäle Wiens weiter ausbauen.


Das PID- Budget soll um ein Drittel gekürzt werden. Betrifft das auch die Inseratenbudgets in den einzelnen Ressorts?

Ja, auch die einzelnen Ressorts. Aber der PID darf nicht auf die Anzeigenschaltung reduziert werden. Er hat eine Vielfalt an Aufgaben, zuletzt hat er in der Flüchtlingsfrage als städtischer Informationsdienst sehr gut reagiert.


Sie sind auch für Wissenschaft zuständig. Was passiert mit dem Posten von Alexander Van der Bellen als Uni-Beauftragten?

Er wird nicht nachbesetzt, aber die vielen Kompetenzen des Magistrats in Wissenschaft und Forschung werden gebündelt.

ZUR PERSON


Andreas Mailath-Pokorny ist der Stadtrat mit der wildesten Ressortmischung. Neben Kultur und Wissenschaft ist er nun für Sport, Wahlen, den Presse- und Informationsdienst, die automationsunterstützte Datenverarbeitung, Informations- und Kommunikationstechnologie, interne Ressorts etc. zuständig. Grund dafür ist, dass die Agenden von Christian Oxonitsch aufgeteilt wurden. In dessen Büro wird Mailath-Pokorny auch übersiedeln.

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