Die letzte Party im Trummelhof

Trummelhof
Trummelhof(c) Trummelhof/ Maximilian Röder
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Der Trummelhof war Wirtschaftshof, Ritterburg – und seit dem Zweiten Weltkrieg Grinzings einziges Nachtlokal. Das schließt nach Problemen mit Anrainern nun seine Pforten.

Wien. Am Ende gibt es heute noch einmal eine „Party wie in den guten alten Zeiten“: „Ältere und jüngere Stammgäste und auch all jene, die es meist nur am 23. 12. in die Cobenzlgasse 30 schaffen: Erweist dem Lokal eurer Jugend und uns bitte die letzte Ehre!“, lädt Christoph Rohacky auf der Facebook-Seite des Trummelhofs für Samstagabend zum „all time closing“ ein.

Es ist das Ende einer Döblinger Institution. Rohacky, ihr letzter Betreiber, ist selbst einer von jenen im 19. Bezirk Aufgewachsenen, die hier in den „guten alten Zeiten“ ihre Jugend verbracht haben. Dabei ist es gar nicht so, dass die heutigen Zeiten schlecht wären. Sie haben sich nur geändert.

Tatsächlich, sagt Rohacky, habe sich Döblings einziges Nachtlokal abseits der Gürtelbögen zuletzt ziemlich gut entwickelt. Im Sommer 2012 hat er das Lokal übernommen. Zuvor hatte der Wirt des benachbarten Heurigen Zum Martin Sepp die Disco betrieben.

Zu viele Leute, zu laut

Rohacky investierte erst einmal 150.000 Euro in Umbau und Renovierung, um das Lokal aus seinem zwischenzeitlichen Dornröschenschlaf zu holen. „Wir haben die ganze Technik neu gemacht und auch die ganze bewegliche Inneneinrichtung.“ Nach einigen Anlaufschwierigkeiten sei es immer besser gelaufen, „seit Sommer hatten wir keinen Wochenendtag ohne Veranstaltung. Das ist uns zum Verhängnis geworden.“ Sogenannte „All you can drink“-Veranstaltungen dürften dabei eine nicht unwesentliche Rolle gespielt haben.

400 bis 600 Leute drängten an manchen Abenden in den Trummelhof, der in seiner Vergangenheit auch schon Wirtschaftshof, Ritterburg, Klostergut und Edelsitz war. Mit dem Problem: So viele dürfen bei Weitem nicht hinein, zugelassen sind aufgrund der niedrigen Raumhöhe nur 250. Schlangen von Leuten auf der Straße waren die Folge. Folge davon waren wiederum regelmäßige Anzeigen von Anrainern bei der Polizei. Er habe jeden Dienstag schon fast einen Jour fixe mit Polizei und Behörden gehabt, sagt Rohacky. Es sei zwar nie etwas herausgekommen, weil er genehmigungskonform agiert habe. „Aber es ist ja auch nicht mein Ziel, den Nachbarn auf die Nerven zu gehen.“

Konkreter Anlass für das Ende war nun allerdings nicht der Lärm vor, sondern jener im Lokal. Dort sei es nun lauter gewesen als früher, „weil ja die Anlage neu war“. Auch das rief Anrainer auf den Plan – nicht zuletzt den Vermieter und Hauseigentümer selbst, der direkt über dem Lokal lebt. Er hat Rohacky ein Ultimatum gestellt, mit dem Auftrag, eine schalltechnische Trennung des Clubbereichs vom restlichen Lokal vorzunehmen und den Discobereich durch eine sogenannte Raum-in-Raum-Konstruktion zu isolieren. Drei Angebote, sagt Rohacky, habe er dafür eingeholt, die günstigste Variante hätte 250.000 Euro gekostet, dazu wären zwei Monate Schließzeit gekommen. In Summe hätte ihn das 300.000 bis 350.000 Euro gekostet. Die Unsicherheit wäre geblieben, zumal aus dem ehemaligen Nachbarheurigen, Reinprecht, gerade ein Haus mit zwölf Wohnungen geworden ist. „Es ist ein grundsätzliches Problem, dass die Leute herziehen, einen Haufen Miete zahlen und dann ihre Ruhe haben wollen“, sagt Rohacky, der auch ein Lokal in der Börsegasse in der Innenstadt betreibt. Ein Problem, über das sich in der Vergangenheit schon mehrere Heurigenwirte beklagt haben.

(c) Die Presse

„Jedes Lokal, das in Grinzing zusperrt, ist einfach ein Verlust“, sagt Romana Martin vom Martin Sepp. Der Trummelhof sei auch für den Ort ein Geschäftszweig. Was in Zukunft mit ihm passieren soll, wisse er noch nicht, sagt dessen Eigentümer zur „Presse“. Rohacky prüft indes mehrere Optionen. Im Gespräch ist, dass er das Terrassencafé ein paar Meter weiter übernehmen könnte. Und damit das „letzte authentische Tanzcafé Wiens“.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.01.2016)

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