Hotellerie: Stammgast kauft das Hotel Imperial

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THEMENBILD: HOTEL IMPERIAL(c) APA/HERBERT NEUBAUER
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Die Hotelinstitution am Wiener Ring wurde an die Al-Habtoor-Gruppe aus den Emiraten verkauft. Der Investor hat das traditionsreiche Hotel als Gast lieben gelernt – wie so viele andere Stammgäste.

Wien. Es ist eine Geschichte, die fast erfunden klingt, aber – so wird versichert – dennoch wahr ist und sich als Anekdote vortrefflich in die lange Historie des Hotel Imperial einreihen wird: Ein Stammgast, der Wien seit Jahren regelmäßig besucht hat und dabei stets im traditionsreichen Hotel am Ring abgestiegen ist, verliebte sich in das Imperial, das ihm „wie ein königlicher Palast“ vorkam. Und zwar so sehr, dass er es nun – wie am Dienstag bekannt wurde – gekauft hat.

Natürlich hat nicht jeder Stammgast die 78,8 Millionen Dollar (so hoch war der Kaufpreis), um sich sein Lieblingshotel zu kaufen, der Käufer ist auf dem Hotelmarkt aber auch kein Unbekannter: Mit Khalaf Ahmad Al Habtoor und seiner Al Habtoor Group (AHG) – konkret dem Investmentzweig, Al Habtoor Investment – hat ein Unternehmen das berühmte Imperial übernommen, das zu den größten Unternehmensgruppen in den Vereinigten Arabischen Emiraten gehört und zahlreiche internationale Luxushotels von London bis in den Libanon führt.

Für die Hotelgäste soll sich unter dem neuen Eigentümer aber nicht viel ändern: Starwood Hotels & Resorts, die Gruppe, die das Imperial nun verkauft hat, wird es künftig für die AHG weiterbetreiben. In den nächsten vier Jahren sollen sämtliche 138 Zimmer und 59 Suiten renoviert werden, dabei soll, wie eine Unternehmenssprecherin sagt, „das historische Erbe des Hauses betont und bewahrt werden“. Wann und wie genau die Renovierung erfolgen wird, steht noch nicht fest, „wir treten jetzt in die Planungsphase“. Für die Hotelgäste soll es aber zu keinen Einschränkungen kommen.

Auch das Café – das erst 2013 und 2014 umgestaltet wurde – und die Bar im Erdgeschoß sollen renoviert und dabei in ihre ursprüngliche Gestalt zurückgebaut werden. Teile des historischen Gebäudes stehen unter Denkmalschutz, darunter die berühmte Fürstensuite, aber etwa auch die Anordnung der Tische im Café. Dessen jüngste Renovierung vor drei Jahren erfolgte daher auch in Abstimmung mit dem Bundesdenkmalamt.

Dass es nun zu einem Rückbau in die ursprüngliche Form des Cafés kommen dürfte, wird möglicherweise auch Niki Lauda freuen. Als regelmäßiger Gast des Café Imperial – nach ihm wurde sogar ein Frühstück mit Melange, Schnittlauchbrot, Ei im Glas und Naturjoghurt benannt – hatte ihm die Umgestaltung des Cafés nicht gefallen. Er beklagte – wie manch anderer Stammgast – etwa das Fehlen des alten Teppichbodens, der einem Parkettboden weichen musste.

Lauda ist nur einer von sehr vielen prominenten Namen, die mit dem Imperial verbunden sind. Der bekannteste Hotelgast in jüngster Zeit war wohl US-Außenminister John Kerry, der sowohl im Zuge der Atomverhandlungen mit dem Iran als auch während der Syrien-Konferenz (die überhaupt gleich im Imperial stattfand) in dem Hotel residierte. Das Best of der Gästeliste umfasst zehn dicht mit Namen bedruckte Seiten und ist dabei, wie betont wird, nur ein kleiner Auszug (siehe Infobox).

Politik und Prominenz

Ursprünglich war das Imperial übrigens gar kein Hotel: Ab 1863, die erste Bauphase an der Ringstraße war im vollen Gange, wurde das heutige Imperial als Palais für den Prinzen Philipp von Württemberg errichtet. Architekt war der Münchner Arnold Zenetti, Baumeister der Wiener Heinrich Adam. Dem Vernehmen nach sollen sich aber weder der Prinz noch seine Frau, Erzherzogin Marie Therese von Österreich, besonders wohl gefühlt haben. 1871 wurde es vom neuen Besitzer Horace Ritter von Landau zum Hotel umgewidmet. 1873, im Jahr der Weltausstellung, eröffnete es schließlich als Hotel Imperial.

Schon 1888 wird es im Reiseführer „A Holiday Tour in Austria“ gemeinsam mit dem Grand Hotel als bestes Hotel in Wien bezeichnet. Ab dem Jahr 1928 wird das Imperial aufgestockt und erhält das Erscheinungsbild, das es bis heute hat, zehn Jahre später gestalten der Otto-Wagner-Schüler Josef Hoffmann und Oswald Haerdtl das Café neu.

Den Zweiten Weltkrieg übersteht das Imperial unbeschadet – der Hotelbetrieb läuft weiter. Nach Kriegsende wird es von den russischen Besatzungstruppen okkupiert, ab 1955 ist es wieder in österreichischer Hand. Lange Jahre war die Creditanstalt Mehrheitseigentümer, seit den 1990er-Jahren ist es – bei wechselnden Besitzern – in internationaler Hand. Seit 1998 gehörte es der Starwood-Hotels-&-Resorts-Gruppe, die es nun für den neuen Eigentümer weiterführen wird.

AUS DER GÄSTELISTE

Im Hotel Imperial residierten Queen Elizabeth II, Prinz Charles und Diana, Richard Nixon, François Mitterrand und Helmut Schmidt oder Hillary Clinton ebenso wie Charlie Chaplin, Thomas Mann, Walt Disney, Whoopi Goldberg, Zarah Leander, Karl Lagerfeld, Tina Turner, Peter Ustinov, Pelé, Brad Pitt oder Luciano Pavarotti. Adolf Hitler nächtigte hier 1938, als das Hotel von den Nazis besetzt war.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.02.2016)

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