Schönbrunn: Der Tiergarten will expandieren

Auf Expansionskurs befindet sich der Tiergarten Schönbrunn.
Auf Expansionskurs befindet sich der Tiergarten Schönbrunn.(c) APA/TIERGARTEN SCHÖNBRUNN/NORBER
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Der Botanische Garten könnte Teil des Zoos werden. Die Gespräche darüber laufen derzeit bereits.

Wien. Der Tiergarten in Schönbrunn, eine der beliebtesten Attraktionen der Stadt, braucht Platz und möchte daher expandieren. Im Auge hat das Management derzeit den beim Palmenhaus gelegenen Botanischen Garten Schönbrunn.

Gerhard Kasbauer, Vizedirektor des Wiener Zoos, bestätigt, dass es Gespräche gibt: „Ja, der Tiergarten würde gern erweitern, und es gibt entsprechende Kontakte, aber spruchreif ist es noch nicht.“ Es müsse vor allem noch konkretisiert werden, wie man einen historischen Garten in das Tiergartenambiente einbinden könne, und welche Kosten dadurch entstünden.

Der Botanische Garten ist Teil des Schönbrunner Schlossparks. Er befindet sich beim Palmenhaus und bei den Eingängen Hietzing und Maxingstraße (siehe Grafik) und schließt zugleich auch unmittelbar an den Tiergarten an. „Das Projekt wäre reizvoll für uns, eine Vergrößerung wäre gut und eine Bereicherung; aber es ist auch nicht billig, einen historischen Garten zu übernehmen“, sagt Kasbauer.

(c) APA/HERBERT PFARRHOFER

Garten weiter unter Schutz

Unter anderem müsse auch geklärt werden, wie die neue Attraktion in das Preissystem des Zoos eingefügt werden könne. Denn der Garten liege dann ja im Tiergartenareal.

Zugleich muss noch geklärt werden, wie das Areal künftig genutzt werden könnte – denn als historischer Garten müsse er ja geschützt werden, betont Kasbauer. Damit will der Tiergarten-Vize auch aufkommender Kritik, der historische Charakter des Gartens sei gefährdet, entgegentreten.

In diesem Sinn hat sich etwa der Präsident der Österreichischen Gesellschaft für historische Gärten, Karl Schütz, im Gespräch mit der „Presse“ geäußert. Er verstehe zwar, dass der Tiergarten erweitern möchte, aber er habe massive Bedenken, dass in einer neuen Struktur das Bewusstsein für einen solchen historischen Gärten nicht so ausgeprägt sei, so Schütz. Da müsse man besonders vorsichtig sein, dass der Charakter erhalten bleibe.

Ein möglicher Kompromiss könnte sein, auf dem historischen Garten „leichte, luftige Vogelvolieren“ zu platzieren. Das Konzept, ruhiges historisches Gartenambiente mit exotischen Tieren zu verbinden, wäre reizvoll und würde sicher einen Teil der Tiergartenbesucher ansprechen, so Kasbauer.

Die letzte große Erweiterung des Tiergartens liegt schon einige Jahre zurück und wurde 2009 offiziell in Betrieb genommen: nämlich die ehemalige Orangerie an der Maxinggasse, in der jahrelang ein Filmstudio einquartiert war. Das alte Palmenhaus wurde revitalisiert und ist heute das Zuhause für die Orang-Utans.

Dass es nicht so rasch über die Bühne gehen wird, liegt auch daran, dass verschiedene Stellen damit befasst sind, und vor allem zwei verschiedene Ministerien: Der Tiergarten gehört zum Wirtschaftsministerium; und der Botanische Garten ist Teil des Schönbrunner Schlossparks, der von den Bundesgärten verwaltet wird – und diese gehören wiederum zum Landwirtschaftsministerium.

Bundesgärten: Reorganisation

Die Bundesgärten selbst befinden sich derzeit überhaupt in einer Umgestaltungsphase. Sie würden reorganisiert, aber keinesfalls aufgelöst, wie das Landwirtschaftsministerium in einem Schreiben an mehrere Professoren der Boku betont. Diese hatten – als Privatmeinung – erst jüngst in einem offenen Brief eindringlich davor gewarnt, dass die laufende Reform das Ende der Bundesgärten als wichtiger historischer Garteninstitution bedeute. Im Antwortschreiben des Ministeriums heißt es, dass im Zuge der Reform lediglich die zwei Organisationen – nämlich die Bundesgärten und die Gartenbauschule Schönbrunn – unter einer Direktion und Verwaltung zusammengelegt würden. Die beiden Kernaufgaben der Bundesgärten, nämlich botanische Sammlungen und historische Gartenanlagen, sollen erhalten und durch die Reorganisation verbessert werden, verspricht das Ministerium. In Zukunft sollen dafür zwei Fachbeiräte gegründet werden.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.03.2016)

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