Nach Rohrbomben-Fund: 23-Jähriger auf freiem Fuß

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JustitiaAPA (Frank Rumpenhorst)
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Der Kärntner reiste mit zwei Rohrbomben im Gepäck nach Wien und wurde verhaftet. Für den Haftrichter lag kein dringender Tatverdacht vor.

Bei den zwei Rohrbomben, mit denen ein 23-jähriger Kärntner zum Arbeiten nach Wien fuhr, wo sie am vergangenen Donnerstag in seiner Unterkunft gefunden wurden, hat es sich um Osterböller gehandelt. Das Wiener Straflandesgericht ging in dem Fall von keinem dringenden Tatverdacht in Richtung vorsätzlicher Gefährdung durch Sprengmittel aus. Der Tischler wurde daher am Sonntag enthaftet.

Der Haftrichter habe nach der Befragung des Verdächtigen kein Gefährdungsdelikt mehr angenommen, teilte Gerichtssprecherin Christina Salzborn mit: "Allenfalls ist ein Verstoß gegen das Sprengmittelgesetz gegeben." Das allein war für eine weitere Inhaftierung nicht ausreichend. Da keine sonstigen Haftgründe vorlagen, wurde dem U-Haft-Antrag der Staatsanwaltschaft keine Folge geleistet und der 23-Jährige stattdessen auf freien Fuß gesetzt. Die Staatsanwaltschaft hat die Möglichkeit, diese Entscheidung zu bekämpfen.

Der Tischler hatte dem Haftrichter erklärt, er hätte in seiner Werkstatt in seinem Heimatort im Bezirk Völkermarkt aus abgeschnittenen Kupferrohren, die er mit Schwarzpulver füllte, Osterböller hergestellt. Im Beisein von Freunden und Bekannten zündete der 23-Jährige diese dann auch auf einem Feld - die Tradition des "Osterfeuers" ist in Kärnten bei Jung und Alt beliebt.

Weil ihm die Böller zu wenig laut waren, dürfte er zwei von ihnen nach Ostern mit nach Wien genommen haben. Seinen Angaben zufolge wollte der Tischler sie dort mit zusätzlichen Utensilien - um den Knall zu verstärken, hatte er schon Nägel an den Rohren fixiert - "auffetten" und nachpräparieren. Sein Vermieter stieß allerdings bei einer Kontrolle des Zimmers auf die dort deponierten funktionstüchtigen Bomben und schlug Alarm. Der 23-Jährige und sein 17 Jahre alter Zimmer- und Arbeitskollege wurden festgenommen.

Eine weitere Bombe und acht Rohlinge

Dass der 17-Jährige mit der Sache nichts zu tun hatte, stellte sich rasch heraus. Weder wurden an seiner Heimatadresse im Bezirk Klagenfurt-Land verdächtige Gegenstände gefunden noch war er am Transport der Böller beteiligt. Er wurde daher nach seiner polizeilichen Einvernahme auf freiem Fuß belassen, die Staatsanwaltschaft nahm bei ihm von einem Antrag auf Verhängung der U-Haft Abstand. Der 23-Jährige wurde demgegenüber nach der Befragung durch Beamte des Wiener Landesamts für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung (LVT) in die Justizanstalt Wien-Josefstadt eingeliefert, zumal das Kärntner LVT bei einer Hausdurchsuchung in der heimatlichen Werkstatt des Mannes eine weitere Bombe und acht Rohlinge entdeckt hatte.

Ein terroristisches oder politisches Motiv und Anschlagspläne hatten die Strafverfolgungsbehörden von Anfang an ausgeschlossen. Ein angeblich möglicher rechtsextremer Hintergrund, den eine Tageszeitung in ihrer Sonntag-Ausgabe ins Spiel brachte, war schon am Samstag mit dem Hinweis zurückgewiesen worden, man habe das familiäre Umfeld des Tischlers beleuchtet und keine Anhaltspunkte für eine extremistische Gesinnung gefunden.

(APA)

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