Islam: Übergriffe fast nur gegen Frauen

Muslimische Frauen in Wien
Muslimische Frauen in WienClemens Fabry
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Am häufigsten werden Muslime verbal attackiert.

Wien. In Floridsdorf wird einer Frau, die mit ihren Kindern unterwegs ist, das Kopftuch heruntergerissen. Eine andere Frau wird nach den Anschlägen in Paris gefragt, ob sie sich für die Anschläge nicht entschuldigen möchte und warum sie mit dem „Fetzen am Schädel“ herumlaufe. Einer muslimische Schülerin mit Kopftuch wird wiederum in der Straßenbahn gesagt: „Euch muss man alle ins KZ schicken.“

Fälle wie diese hat die 2015 errichtete Dokustelle für Muslime gesammelt und nun erstmals in einem Jahresbericht (Dezember 2014 bis Dezember 2015) veröffentlicht. 156 Fälle wurden (vorwiegend über ein Onlineformular, mit den Absendern setzte man sich nur bei Fragen in Verbindung) aufgenommen und ausgewertet. Nicht eindeutig islamfeindliche Übergriffe wurden nicht in die Statistik aufgenommen. Am häufigsten (40 Prozent) gab es verbale Übergriffe auf Personen, gefolgt von „Hate Crimes“ gegen muslimische Institutionen (Bedrohung, Beleidigung, 15 Prozent), weiters waren zwölf Prozent physische Angriffe auf Personen. Insgesamt waren 95 Prozent der rassistischen Vorfälle gegen Frauen gerichtet, wohl auch, weil sie am Kopftuch als Muslime zu erkennen waren. Am dritthäufigsten kamen Hassreden vor, dokumentiert wurden Auftritte der FPÖ oder Pegida.

Noch wenig bekannt

Die geringe Anzahl an Meldungen erklären die Autoren (die Doku-Stelle kooperiert mit der Islamischen Glaubensgemeinschaft) damit, dass die Stelle noch nicht bekannt sei. Auch Vorfälle mit Flüchtlingen kämen daher nicht vor. Insgesamt orten die Autoren eine sinkende Hemmschwelle bei islamfeindlichen Übergriffen. So sei die Besetzung einer Einrichtung durch Rechtsextreme in Graz vor Jahren noch nicht vorstellbar gewesen.(win)

(Print-Ausgabe, 22.04.2016)

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