Turbulenzen auf dem Wiener Hotelmarkt

Andere prominente Hotelprojekte wie die Sofiensäle verzögern sich.
Andere prominente Hotelprojekte wie die Sofiensäle verzögern sich.(c) APA
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Der Baustopp für das Luxushotel Shangri-La in der Wiener City ist aufgehoben, und am Schubertring wird wieder gebaut, während sich andere prominente Hotelprojekte wie die Sofiensäle verzögern.

WIEN. Die Wirtschaftskrise schlägt sich auf dem Wiener Hotelmarkt nieder: Erstmals seit sechs Jahren sinken die Nächtigungszahlen (minus 7,1 Prozent im ersten Halbjahr); geplante Luxushotels kämpfen mit der Finanzierung; Projekte werden verschoben. Ein Opfer der Krise ist das geplante Luxushotel ME Vienna der spanischen Kette Sol Melia.

Ursprünglich hätte das Hotel in den höchsten Wolkenkratzer Österreichs (den 230 Meter hohen DC-Tower) einziehen sollen. Der Turm geht allerdings nicht (wie geplant) in diesem Sommer in Bau: „Es ist die Krise dazwischengekommen“, erklärt Thomas Jakoubek, Geschäftsführer der WED (sie ist seitens der Stadt für die Entwicklungen der Donaucity zuständig). Im Herbst soll entschieden werden, wann der Bau startet. Im Raum steht laut Jakoubek derzeit eine Verschiebung von „ein bis zwei Jahren“.

Ist das ME Vienna das einzige Luxushotel, das von Verzögerungen betroffen ist? Ein Überblick – mit einigen Überraschungen:

► Shangri-La. Monatelang standen die Bauarbeiten im ehemaligen Hauptquartier der Erste Bank am Schubertring still, in dem die Luxus-Hotelkette Shangri-La einziehen soll. Seit wenigen Tagen gibt es völlig überraschend wieder Aktivitäten: „Es war finanziell eine schwere Geburt, aber wir haben nun die Endfinanzierung“, sagt Jakoubek, der auch in dieses Projekt involviert ist. Ein weiterer Grund für die Verzögerung: Der Investor BAI (Bauträger Austria Immobilien) hat die Krise genutzt, um Bauverträge neu zu verhandeln. Das habe sechs Monate gedauert und die Kosten etwas gesenkt, so Jakoubek: „Im Innenhof wird bereits wieder gebaut.“

► Palais Hansen: Auch aus dem historischen Haus am Schottenring, dem früheren Gesundheitsamt, wird ein Luxushotel. Finanzprobleme dementiert eine Sprecherin des Konsortiums rund um die Porr, die das historische Haus erworben hat. Trotzdem könnte es Verzögerungen geben, wodurch die geplante Eröffnung von Ende 2011 auf das erste Quartal 2012 verschoben werden müsste: „Es hängt von den Gesprächen mit dem Denkmalamt ab“, heißt es bei der Porr.

► Thermenhotel Oberlaa: Mit der Revitalisierung und der Neugestaltung erhält das Kurzentrum Oberlaa ein hochwertiges Vier-Stern-Thermenhotel, das Ende 2011 eröffnen soll. Nur: „Derzeit ist die Finanzierung so eines Projekts schon schwieriger. Wir sind aber mitten in den Finanzierungsgesprächen und optimistisch“, heißt es seitens der Projektbetreiber, der stadtnahen Wien-Holding. Priorität habe derzeit aber die Fertigstellung der Therme, die im Herbst 2010 erfolgen soll.

► Austria Trend Hotel/Technisches Museum. Mit Verspätung eröffnen wird auch das Vier-Stern-Hotel auf dem Gelände des ehemaligen Imax-Kinos beim Technischen Museum. Das Verkehrsbüro als Projektbetreiber peilt den Herbst 2011 an – ein Jahr nach der ursprünglichen Ankündigung: Das Hotel musste umgeplant werden. Auslöser war nicht die Wirtschaftskrise, sondern das Denkmalamt, das wegen der Störung einer Sichtachse auf die Gloriette ein kleineres Projekt (fünf statt sechs Stockwerke) forderte.

► Ex-Länderbank-Zentrale. In das Gebäude mit der Adresse „Am Hof 2“ soll künftig das „führende Hotel in Wien“ einziehen, wie es Immobilien-Investor und Besitzer Rene Benko formuliert. Das „Residence“ genannte Luxushotel soll einen prominenten Betreiber bekommen. Wer das sein wird, will Benko aber nicht verraten: „Es stehen drei bis vier Betreiber zur Auswahl.“ Die Entscheidung würde spätestens im Laufe des August fallen: „Die Bawag und die Bank Austria ziehen Ende 2009 aus; der Umbau beginnt 2010 und wird voraussichtlich 2012 fertig sein“, so Benko.

► Sofiensäle. In den 2001 abgebrannten Sofiensälen sollen laut Immobiliengesellschaft Arwag Büros, Wohnungen und ein Hotel entstehen. Nachdem der Baubeginn mehrfach verschoben wurde, wird nun kein Datum mehr genannt. Generaldirektor Franz Hauberl verweist nur auf eine Sitzung im September, bei der wichtige Entscheidungen für das Projekt fallen sollen. Grund für die Verzögerungen laut Hauberl: Hotelbetreiber und Finanzierungspartner wären mit ihrem Engagement derzeit sehr zurückhaltend – wegen der Krise.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.07.2009)

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