Karmelitermarkt: Petition gegen Marktordnung

Karmelitermarkt
Karmelitermarkt(c) Fabry Clemens
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Standlerinnen starten Anfang September eine Petition, um die Marktordnung an das veränderte Konsumverhalten der Gäste anzupassen. Dabei geht es unter anderem um mehr Plätze für Gäste an den Ständen.

Wien. „Der Markt hat sich in den vergangenen sechs Jahren sehr positiv entwickelt, und jetzt versucht man, alles zurückzuschrauben“, sagt Isabel Kaas über den Karmelitermarkt im zweiten Bezirk. Sie betreibt dort mit dem „Kaas am Markt“ und der „Kaffeestation“ zwei Stände. Geht es nach dem Wiener Marktamt, soll das bald nicht mehr so sein. Kaas hat ebenso wie der Stand namens „Zimmer 37“ einen Bescheid mit dem Widerruf der Marktplatzzuweisung sowie der Räumung des Marktplatzes bekommen.

Begründet wird das mit der Nichteinhaltung der Marktordnung. Mit ihrer Genehmigung (Lebensmittelhandel) darf sie nämlich nur acht Sitzplätze haben und nur bestimmte Speisen und Getränke offen verkaufen (Kaffee ist zum Beispiel genehmigt, Flaschenbier auch, offene Weine hingegen nicht). Kaas gibt den Verstoß offen zu. Immerhin hatte sie bei einem Stand rund 40 Sitzplätze. Die Kunden hätten das verlangt, mit dem Handel allein könne man nicht überleben, argumentiert sie. Sie habe bereits einen Stand mit Gastro-Konzession gekauft und wolle diese auf den bestehenden Stand umschreiben. Kaas will gegen die Räumung Einspruch erheben, ebenso wie ihre Kolleginnen vom „Zimmer 37“.

Neue Wünsche der Gäste

Die Standlerinnen wollen aber auch ganz generell die Marktordnung ändern und dem Konsumverhalten der Besucher anpassen. Denn eingekauft werde am Karmelitermarkt vor allem samstags, und da vorwiegend am Bauernmarkt. Man müsse innovativ sein und sich den Wünschen der Gäste anpassen, ist auch ihre Kollegin Iris Feeback vom „Zimmer 37“ überzeugt. „Natürlich soll der Markt keine Gastromeile werden, aber ohne Gastronomie ist es wirtschaftlich schwierig, hier zu überleben“, meint sie. Der Markt könne ohne Änderung der Marktordnung nicht überleben. Feeback ist ebenso wie Kaas bereits seit rund sechs Jahren am Markt.

„Das ist ja nicht nur bei uns ein Problem. In Deutschland versucht man es mit Abendmärkten, weil sich das Kaufverhalten verändert hat“, sagt Kaas. Auch der Sonntag sei durchaus ein Thema. Immerhin werden auch viele Touristen zu den Märkten geführt, doch stehen sie ab Samstagmittag vor verschlossenen Türen. Kaas will deshalb Anfang September eine Petition einbringen. Davor will sie sich mit den Standlern vom Karmelitermarkt zusammensetzen und deren Anliegen sammeln. Auch mit anderen Märkten will man sich zusammentun. So habe sich etwa die Inhaberin des Standes „Basilikum“ vom Meidlinger Markt bei Kaas gemeldet und ihre Solidarität ausgesprochen.

Vonseiten des Marktamtes und der Wirtschaftskammer zeigt man prinzipiell Verständnis für die Standlerinnen. Es gebe aber Spielregeln, an die man sich halten müsse, sagt Margarethe Gumprecht von der Wirtschaftskammer Wien. „Die Marktordnung wird alle paar Jahre überarbeitet, aber wir können nicht einfach die Gastroflächen erhöhen.“ Derzeit darf der Anteil der Gastronomie nicht mehr als ein Drittel ausmachen. Außerdem betreffen manche Forderungen vielmehr die Gewerbeordnung.

Ähnlich sieht das Michael Horak vom Marktamt. Ende August laufe etwa das Pilotprojekt für längere Öffnungszeiten am Schwender- und Meidlinger Markt aus. Je nachdem, wie die Evaluierung ausfällt, kann er sich vorstellen, die Marktordnung entsprechend zu adaptieren. Und er ist auch zuversichtlich, dass man mit den Standlerinnen eine Lösung finde. (ks)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.08.2016)

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