Nach einer Bluttat in Wien-Favoriten hat der Freund des Opfers die tödlichen Messerstiche laut Polizei gestanden. Die Anwältin des Verdächtigen übt heftige Kritik an der Polizei.
Nachdem eine 53-Jährige vergangen Woche in Wien-Favoriten erstochen wurde, hat ihr Lebensgefährte am Wochenende im Krankenhaus die Tat gestanden. "Als Motiv gab er in einer ersten Befragung im Spital Eifersucht an", sagte Polizeisprecher Roman Hahslinger am Montag. Unterdessen kündigte die Anwältin des Beschuldigten eine Dienstaufsichtsbeschwerde gegen eine ermittelnde Polizistin an.
Eine ausführliche Einvernahme mit dem 47-Jährigen war am Montag noch ausständig. Der Beschuldigte soll mit dem Opfer eine On-Off-Beziehung geführt haben. In der ersten Befragung hatte er angegeben, dass er eine Überdosis Substitutionsmittel in Verbindung mit Alkohol eingenommen hatte, schilderte Polizeisprecher Roman Hahslinger.
Anwältin kritisiert Ermittlungen
Astrid Wagner, Rechtsanwältin des Beschuldigten, kritisiert unterdessen, dass die Polizei bei den Ermittlungen "Verfahrensgrundsätze nicht eingehalten" hätte. "Es kann nicht sein, dass die Polizistin ohne Verständigung des Anwalts hinter dem Rücken zu einem schwerkranken Mann ins Krankenhaus fährt und ein Geständnis per Aktenvermerk fabriziert", sagte Wagner.
"Es gibt kein ordnungsgemäßes Geständnis, keine Einvernahme mit Protokollierung, das ist einem Rechtsstaat nicht würdig", so die Anwältin. Natürlich müsse man "die erste Vernehmung noch abwarten", betonte Polizeisprecher Hahslinger. Voll geständig habe sich der Beschuldigte eben nur "in der Erstbefragung" gezeigt. "Mein Mandant ist sicher noch nicht einvernahmefähig", betonte Wagner. Der Mann werde zumindest diese Woche noch im Spital bleiben. "Wann er in die Justizanstalt überstellt wird, entscheiden die Ärzte", sagte Hahslinger.
"Ins Krankenhauszimmer hineingestürmt"
Die Polizistin, gegen die Wagner Beschwerde einreichen will, sei sofort, nachdem der 47-Jährige am Freitag aufgeweckt und in ein anderes Spital verlegt worden war, "ins Krankenhauszimmer hineingestürmt, noch bevor mein Mandant von der Ärztin untersucht wurde", sagte Wagner. Als die Anwältin ins Zimmer kam, "saß die Beamtin auf dem Bett meines Mandanten, nicht daneben", kritisierte die Rechtsanwältin. "Diese Vorgehensweise ist skandalös", sagte Wagner.
In der Nacht auf vergangenen Dienstag war die Niederösterreicherin in der Wohnung des Wieners in der Laxenburger Straße erstochen worden. Die Mutter des Mannes fand am Dienstagvormittag die Leiche - zwei Messer steckten noch in der Brust der Frau. Laut Obduktion war die Frau nach mehreren tiefen Messerstichen verblutet.
Verdächtiger in Innenhof in Meidling gefunden
Bereits kurze Zeit später wurde der Mann ins Krankenhaus eingeliefert. Er war von Anrainern in einem Innenhof in Meidling gefunden worden. Der Beschuldigte hatte eine Überdosis Substitutionsmittel und Alkohol konsumiert. "Er wollte sich umbringen", sagte Wagner. Im Spital war der 47-Jährige in künstlichen Tiefschlaf versetzt worden. Die Polizei fahndete weiter nach ihm. Ein Spitalsmitarbeiter erkannte ihn am Mittwoch als gesuchten Tatverdächtigen wieder. Bereits vergangenen Freitag wurde die Untersuchungshaft über den 47-Jährigen verhängt, sagte Christina Salzborn, Sprecherin des Straflandesgerichts.
Die Frau und der Verdächtige waren seit 13 Jahren ein Paar. Zum Tatzeitpunkt sollen die beiden jedoch getrennt gewesen sein. Der Mann hat eine Ex-Frau und mit ihr eine 22-jährige Tochter.
(APA)