Mit 67 Metern war er der höchste Holzturm Europas, den 300.000 Menschen besuchten. Nun wird er abgetragen.
Mit 67 Metern war er einst Europas höchster Holzturm - in Kürze ist er für immer Geschichte: Dem "bahnorama" am Wiener Hauptbahnhof wird dieser Tage endgültig der Garaus gemacht. Nach Abtragung des Nebengebäudes, der Panoramalichte und der Technik hat am Donnerstag die Abtragung des hölzernen Monolithen selbst begonnen. In rund zwei Wochen wird vom Riesen nichts mehr übrig sein.
Eigentlich hätte der Turm schon länger verschwinden sollen. Denn die Baubewilligung für das "bahnorama" war schon mit Jahresende 2014 abgelaufen. Zu diesem Zeitpunkt hatten 300.000 Besucher den Infoturm samt Aussichtsplattform besucht, um sich die gigantische Hauptbahnhof-Baustelle von oben anzusehen und nebenbei einen weiten Blick über die Stadt zu erhaschen.
Mit Fertigwerden der neuen Verkehrsdrehscheibe veräußerten die ÖBB das markante Konstrukt samt seinem Cafe und Veranstaltungsraum an dessen Fuße. Ein deutscher Investor sicherte sich über seine in Prag ansässige Tochterfirma "Vienna Tower Transfer" das Gebäude mit dem Ziel, es abzutragen und woanders wieder aufzubauen. Das passierte allerdings nicht.
Zusehen, wenn andere arbeiten: Ganz ohne schlechtes Gewissen kann man dies nun in Wien tun, nämlich vom "Bahnorama" aus. So nennt sich der neue Aussichtsturm, der einen Ausblick auf die Baustelle des künftigen Wiener Hauptbahnhofes bietet. (c) Die Presse Digital / Philipp Splechtna
Von der in 40 Metern Höhe gelegenen Plattform ist das Geschehen am Gelände des ehemaligen, längst abgerissenen Südbahnhofes zu beobachten: Dort befindet sich die größte Baustelle des Landes. (c) Die Presse Digital / Philipp Splechtna
Am Donnerstag wurde der Turm und das ebenfalls dort eingerichtete Info-Zentrum eröffnet. (c) Die Presse Digital / Philipp Splechtna
Unter den ersten Gästen waren Infrastrukturministerin Doris Bures, der Wiener Verkehrsstadtrat Rudolf Schicker, ÖBB-Chef Christian Kern und Favoritens Bezirksvorsteherin Hermine Mospointner. (c) Die Presse Digital / Philipp Splechtna
Wenn auch der Weg nach oben von einer Panne begleitet war: Der Lift blieb bei der VIP-Auffahrt prompt stecken, der unfreiwillige Zwischenstopp dauerte jedoch nur kurz. Ministerin Bures und ... (c) Die Presse Digital / Philipp Splechtna
... ÖBB-Chef Kern nahmen es mit Gelassenheit und einem Schmunzeln. (c) Die Presse Digital / Philipp Splechtna
Vom Aussichtsturm aus ist das imposante Baustellen-Areal zu überblicken, auf dem die Tiefbauarbeiten bereits in vollem Gang sind. (c) Die Presse Digital / Philipp Splechtna
Auf einer Gesamtfläche von 109 Hektar entsteht ein neuer Durchgangsbahnhof und ein daran angrenzender neuer Stadtteil. (c) Die Presse Digital / Philipp Splechtna
Geplant ist, dass rund 33.000 Menschen dort wohnen und arbeiten werden. Die Vollinbetriebnahme der neuen Verkehrsstation soll 2015 erfolgen. (c) Die Presse Digital / Philipp Splechtna
Mit Superlativen schmückt sich auch das "Bahnorama", ein Gemeinschaftsprojekt von Stadt und ÖBB. Mit insgesamt 66,72 Metern ist es laut den Betreibern der höchste begehbare Holzturm Europas. (c) Die Presse Digital / Philipp Splechtna
Dazu gibt es eine multimediale Ausstellung am Fuße des Turms, samt beeindruckendem 3-D-Simulationsflug über das Projektgebiet bzw. durch das virtuelle Bahnhofsgebäude. Auch ein Cafe wurde im "Bahnorama" eingerichtet. (c) Die Presse Digital / Philipp Splechtna
Zwei verglaste Panorama-Lifte ermöglichen - normalerweise - in wenigen Sekunden die Auffahrt auf die in 40 Metern Höhe befindliche Plattform. (c) Die Presse Digital / Philipp Splechtna
Oberhalb der öffentlich zugänglichen Plattform befinden sich noch zwei Stockwerke: Eines für die Motoren der Lifte und ein weiteres für eine Warnleuchte für Flugzeuge. (c) Die Presse Digital / Philipp Splechtna
Mehr Wien-Bilder finden Sie unter DiePresse.com/stadtbild (c) Die Presse Digital / Philipp Splechtna
Freier Blick auf die Mega-Baustelle
In zwei Wochen ist der Turm Geschichte
Deshalb wird der Turm jetzt zwangsweise abgerissen, wie Wolfgang Kopp, Projektleiter der MA 25 (Stadterneuerung), bei einem Baustellenbesuch erklärte: "Das Nebengebäude wurde bereits entfernt, die beiden Lifte sind weg, die elektrischen Leitungen und die Beleuchtung ebenfalls." Übrig geblieben sind nur noch das reine Holzgerüst und die Notstiegen: "Wir schätzen, dass der Rest je nach Wetterverhältnissen in circa zwei Wochen entfernt sein wird."
Heute hat die beauftragte Firma jedenfalls mit den ersten Teilen, die an der Spitze abgesägt und dann mittels Kran zu Boden befördert wurden, begonnen. Das hochragende Gebäude so abzutragen, dass man es eventuell woanders wieder aufbauen kann, geht laut MA 25 aber nicht. Denn der Turm könne - anders als ursprünglich vermutet - nicht bzw. nur äußerst aufwendig modulhaft zerlegt werden. Das Magistrat sei aber verpflichtet, die Sache möglichst zügig und kostengünstig zu erledigen. Also müsse der Turm zerstören werden, so Kopp.
Die Rechnung in Höhe von etwa 150.000 Euro netto wird jedenfalls dem Eigentümer zugestellt. Das Material geht indes in den Besitz der Abbruchfirma über. Auf dem freiwerdenden Grundstück, das im Besitz von Wiener Wohnen ist, sollen in den kommenden Jahren Wohnungen entstehen.
Was für eine Aussicht: Am Mittwoch erfolgte die Gleichenfeier für das Informationszentrum "Bahnorama" beim Gelände des entstehenden Wiener Hauptbahnhofs. (c) APA/HERBERT PFARRHOFER (HERBERT PFARRHOFER)
Der Komplex besteht aus einem Ausstellungsgebäude samt 66,72 Meter hohem Holzturm mit Aussichtsplattform. Mit den Errichtungsarbeiten sei man im Zeitplan, hieß es vonseiten der ÖBB. (c) APA/HERBERT PFARRHOFER (HERBERT PFARRHOFER)
Ab 19. August können die Besucher via Panoramalift den Turm erklimmen und sich in luftiger Höhe einen Überblick über die Bahnhofsbaustelle verschaffen. (c) Clemens Fabry
Erbaut wird der Infokomplex auf einem Grundstück am Beginn der Fußgängerzone Favoritenstraße. (c) Clemens Fabry
Highlight der Anlage ist ein 66,72 Meter hohe Aussichtsturm mit einer Plattform. Dabei handelt es sich um den höchsten begehbaren Holzturm Europas. (c) APA/HERBERT PFARRHOFER (HERBERT PFARRHOFER)
Das Gebäude soll künftig Platz für Ausstellungen zum Thema "Hauptbahnhof Wien" bieten. Geplant ist, auf "Bahnsteigen" mittels Modellen und Originalobjekten wesentliche Aspekte des Stadtteils und der Verkehrsstation zu präsentieren. (c) Clemens Fabry
Ein 3D-Simulationsflug aus der Vogelperspektive soll zudem die Größe des Bauprojekts deutlich machen. Im "Bahnorama" wird auch ein Cafe untergebracht. (c) Clemens Fabry
Die Errichtung des Infozentrums kostet etwa 4,2 Mio. Euro, die Ausstellung zusätzliche 500.000 Euro. Die Gesamtkosten werden zwischen der ÖBB und der Stadt geteilt. (c) Clemens Fabry
An seinem jetzigen Standort soll das "Bahnorama" bis 2015 verweilen. Bis dahin soll das Gesamtareal in wesentlichen Teilen fertiggestellt sein. Was dann mit dem Komplex passiert, ist unklar. Vielleicht wird er auf das Gelände des Nordbahnhofs transportiert, dort stehen in einigen Jahren die nächsten Bauarbeiten auf einem einstigen Bahnhofsgelände an. (c) Clemens Fabry