Geschichte einer Dauerbaustelle

Schweißer T´oth Lörinc schleift Schweißnahtübergänge im Inneren der Brücke.
Schweißer T´oth Lörinc schleift Schweißnahtübergänge im Inneren der Brücke.(c) Stanislav Jenis
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Die Stadtautobahn leidet seit Jahren unter Überlastung. Neben der Praterbrücke werden derzeit – unter anderem – der Knoten Prater und die Hochstraße Inzersdorf erneuert.

Das Leben der Wiener Südosttangente (A23) begann als Flickwerk. 1970 wurden die Praterbrücke und der Abschnitt zwischen Inzersdorf und Favoriten eröffnet. Drei Jahre später folgte der Altmannsdorfer Ast, ehe im Jahr 1977 der Bezirk Landstraße mit dem Prater verbunden wurde. Erst 1978, also acht Jahre nach Verkehrsfreigabe der ersten Teilstücke, war die wichtige Schnellverbindung der wirtschaftlich aufstrebenden Hauptstadt auch durchgängig befahrbar.

Und gefahren wurde viel. Außerordentlich viel sogar. Als 1967 die ersten Bauaufträge ergingen, rechneten Planer, Politiker und Verkehrsexperten mit 60.000 Fahrzeugen täglich. Höchstens. Es kam jedoch ganz anders. Die am stärksten befahrenen Abschnitte ertragen heute die Last von bis zu 200.000 Fahrzeugen täglich. 10.000 davon sind Schwerfahrzeuge, die Belag, Unterbau und vor allem Brücken besonders stark zusetzen. Als nach der Jahrtausendwende langsam dämmerte, dass die unverzichtbar gewordene Verkehrsader dem Dauerstress nicht mehr lange standhalten würde, begann man, über eine Generalerneuerung nachzudenken.

Dabei wurden die kühnsten Pläne gewälzt. Noch 2005 war öffentlich von Methoden zu lesen, für die eine Totalsperre der Verbindung ins Auge gefasst wurde. Zwei Jahre später landeten die Straßenbauer schließlich auf dem Boden der Realität: unmöglich. Die Sanierung musste bei vollem Betrieb stattfinden. Kreative Ideen der Ingenieure waren gefragt.

Noch vor der Fußball-Europameisterschaft liefen die ersten Vorarbeiten, wurden Fahrbahnoberflächen saniert, die im Schulnotensystem damals nur noch Werte von vier bis fünf erreichten.

So richtig starteten die Arbeiten 2010 mit dem Abschnitt Hanssonkurve sowie Absberg- und Laaer-Berg-Tunnel. Erst im Anschluss begann an allen Ecken und Enden der kürzesten Autobahn der Republik heftige Betriebsamkeit.

2014 starteten schließlich die Arbeiten am Knoten Inzersdorf und an der arg in Mitleidenschaft gezogenen Praterbrücke (siehe dazu auch die Reportage links). Chronologisch folgten dann 2015 die Baustellen am bedeutenden Knoten Prater (Schnittpunkt mit der A4), im Tunnel Kaisermühlen sowie entlang der Hochstraße Inzersdorf.

2018 ist Schluss. Dieser Abschnitt ist es auch, der mit 131 Millionen Euro die höchsten Kosten verursacht. Der gesamte Straßenzug dort wird nämlich auf einer Unzahl von Betonstelzen geführt. Die Tragwerke sind jedoch derart kaputt, dass das gesamte, insgesamt 3,7 Kilometer lange Bauwerk bei vollem Betrieb neu errichtet werden muss. Das funktioniert nur auf Basis einer ausgeklügelten Logistik und Verkehrsführung. Und es kostet Zeit. Die geplante Fertigstellung ist für August 2018 geplant.

Die anderen Großbaustellen entlang der A23 sollen früher abgeschlossen sein. Die Chancen dafür stehen nach jetzigem Stand recht gut. Noch in diesem November wollen die Arbeiter den Knoten Prater vollständig räumen. Bis zum Juli 2017 dürften dann auch die Erneuerungen am Knoten Inzersdorf endgültig abgeschlossen sein.

Die nächsten Schritte: Im August 2017 werden laut Plan die Verkehrsbehinderungen auf der Praterbrücke ein Ende haben, bis Oktober soll der Abschnitt Stadlau/Hirschstetten folgen. Bis all die Vorhaben schließlich beendet sind, wird die Asfinag 400 Millionen Euro in die Erneuerung der Südosttangente investiert haben. ?

("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.11.2016)

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