Bürgerbefragung: Döbling vor Parkpickerleinführung

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Derzeit deutet alles auf ein Ja zur Einführung des Parkpickerls in Döbling hin. Im Nachbarbezirk Währing sorgt das Pickerl unterdessen für einen unangenehmen Nebeneffekt.

Wien. „Ich war ursprünglich gegen die Einführung des Parkpickerls. Aber jetzt sehe ich, dass wir vom 9., 17., 18. und 20. Bezirk umkreist sind.“ E-Mails wie diese bekomme er derzeit laufend, erzählt Döblings Bezirkschef, Adi Tiller, der „Presse“. Deshalb zeichnet sich laut dem schwarzen Bezirksvorsteher ab, dass die Bürger bei der derzeit laufenden Befragung über die Einführung des Parkpickerls mit Ja stimmen werden.

„Die Bürger wollen eben einen Parkplatz vor der Haustüre haben“, so Tiller in Anspielung auf die Parkpickerleinführung im Nachbarbezirk Währing am 5. September – womit sich die Situation auch in Döbling verschärft hat. Zwar befindet sich die Abstimmung, die bis zum 28. November läuft, am Anfang – noch seien nicht alle 56.000 Stimmzettel bei den Empfängern angekommen, so Tiller. Aber die Rückmeldungen der seit rund einer Woche laufenden Bürgerbefragung würden klar in diese Richtung gehen.

Damit steht Döbling vor der Einführung des Parkpickerls. Das soll vor allem die Parkplatzproblematik an den Brennpunkten Nussdorf, Heiligenstadt und Spittelau entschärfen. Während ein genauer Termin für die Einführung nach einem „Ja“ bei der Bürgerbefragung noch unklar ist, ist fix, wo es gelten soll. Nämlich im gesamten 19. Bezirk, wobei es ein paar Ausnahmen geben soll.

Am Parkplatz am Kahlenberg, der am Wochenende stark von Ausflüglern frequentiert wird – „weil das nichts bringt, weil das Pickerl nicht am Wochenende gilt“. Auch der Parkplatz beim Krapfenwaldbad soll ausgenommen werden: „Sonst müssen die Badegäste alle drei Stunden in der Badehose auf den Parkplatz laufen, um das Auto umzustellen“, so Tiller. Auch Parkplätze entlang der Höhenstraße könnten ausgenommen werden, z. B. bei Restaurants, so der Bezirkschef in Anspielung darauf, dass der Bezirk nicht die dortigen Betriebe, die von Ausflüglern leben, schädigen wolle.

Fix in der Parkpickerlzone ist das Kahlenbergerdorf, das nördlich von Nussdorf und Heiligenstadt an der Grenze zu Niederösterreich liegt. „Weil entlang der Heiligenstädter Straße Menschen aus Niederösterreich einfahren.“ Diese Autofahrer, oft Wochenpendler, würden dort ihr Fahrzeug stehen lassen, um dann mit den (nahe gelegenen) öffentlichen Verkehrsmitteln in die Stadt zu fahren.

Dass Tiller inzwischen für das Parkpickerl ist, hat auch mit dem Nachbarbezirk zu tun: Seit der Wien-Wahl 2015 regiert in Währing nicht mehr der Parkpickerl-skeptische ÖVP-Bezirksvorsteher Karl Homole, sondern die grüne Bezirkschefin Silvia Nossek. Und die brachte postwendend das Parkpickerl in Währing auf Schiene – womit Döbling unter Druck kam. Laut Tiller haben rund 2000 Währinger kein Parkpickerl beantragt: „Die haben versucht, sich nach Döbling zu stellen, weil es nichts kostet.“ Und das habe ein Umdenken bei den Bürgern in Bezug auf die Parkpickerleinführung in Döbling ausgelöst.

Skurriler Effekt in Währing

Apropos Währing: Dort zieht Grünen-Bezirksvorsteherin Silvia Nossek zwei Monate nach Einführung des Parkpickerls eine positive Bilanz: „Einerseits findet man leichter einen Parkplatz, andererseits hat der Parkplatzsuchverkehr nachgelassen.“ Auch habe man nun Einbahnen für Radfahrer öffnen und Parkplätze rückbauen können.

Die Einführung des Parkpickerls hat aber „ein Phänomen ausgelöst, mit dem ich nicht gerechnet habe“, so Nossek, die sich dieses Phänomen „noch genau ansehen“ will: Währinger, die im Westen des lang gezogenen Bezirks wohnen, fahren nun offenbar immer öfters mit dem Auto zum Gürtel – um erst dort in die öffentlichen Verkehrsmittel wie die U6 umzusteigen. Der Grund: Deren Parkpickerl gilt natürlich auch für das Währinger Gebiet nahe der U6 oder den S-Bahn-Bereich der Gersthofer Straße – womit die bezirksinternen Pendler dort bequem und ohne Zusatzkosten nahe der U6 oder S-Bahn parken können. Und das auch tun, weil sie sich wegen der Einführung der Parkraumbewirtschaftung, welche auswärtige Dauerparker vertrieben hat, eine größere Chance auf einen Parkplatz ausrechnen als früher. Womit die dortige Wohnbevölkerung erst recht wieder Probleme hat, einen Parkplatz zu finden, weil sich die Situation an diesen Brennpunkten (mit denen die Einführung des Währinger Parkpickerls begründet wurde) nichts verbessert hat.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.11.2016)

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