Jamie Oliver kommt (fast) nach Wien

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Im Frühling soll Jamie's Deli am Flughafen Wien-Schwechat eröffnen, es folgt Jamie's Italian und eine Bar. Das Phänomen Jamie Oliver ist nun also auch in Österreich angekommen.

Wien. Zuerst Tim Mälzer, jetzt also Jamie Oliver. Während es der deutsche Starkoch mit seinem Restaurant Salonplafond aber in die Wiener Innenstadt geschafft hat, konzentriert sich sein früherer Kollege (Mälzer und Oliver haben einst gemeinsam in einem Londoner Restaurant gearbeitet) auf den Flughafen Wien-Schwechat.

Gleich drei Lokale sollen hier ab Mai unter der Marke Jamie Oliver eröffnen. Dort, wo sich jetzt noch im Terminal drei der Meinl Foodcourt befindet, wird schon bald Jamie's Deli (ein Take-Away-Lokal), das Restaurant Jamie's Italian und eine noch namenlose Bar – in der Cocktails, Snacks aber auch Merchandising-Produkte angeboten werden – entstehen. Das Deli soll bereits im Mai fertig sein, das Restaurant (das Einzige in diesem Bereich mit Bedienung) folgt im Dezember diesen Jahres, die Bar dann im Frühling 2018.

Dank Brexit auf das Festland

„Der Flughafen fährt eine aktive Service- und Qualitätsstrategie. Wir wurden vor einem Jahr zu einem Vier-Sterne-Flughafen gekürt, wir wollen aber ein Fünf-Sterne-Flughafen werden“, sagt dazu Flughafensprecher Peter Kleemann. Die Jamie-Oliver-Lokale auf insgesamt rund 800 Quadratmetern passen da offenbar gut ins Konzept. Das ganze sei eine gemeinsame Idee zwischen der Betreiberfirma namens „SSP – The Food Travel Experts“ und dem Flughafen gewesen, so Kleemann.

Der Zeitpunkt dürfte aber nicht nur für den Flughafen gerade gut passen. Jamie Oliver – der Fernsehkoch, Kochbuchautor, Restaurantbetreiber, Unternehmer und Aktivist für gesunde Ernährung in Personalunion – ist generell gerade dabei, sich ein bisschen umzustrukturieren. Immerhin hat Oliver, der mehr als 4000 Angestellte hat, kein Geheimnis daraus gemacht, was er vom Brexit hält. Gar nichts nämlich. Also hat er seine Drohung, Restaurants in Großbritannien zu schließen, wahr gemacht. Sechs Filialen der Restaurantkette Jamies' Italian (42 betreibt er in Großbritannien, weitere 36 im Ausland) will er noch bis März schließen. Das erste, jenes im schottischen Aberdeen, hat bereits geschlossen. Stattdessen sollen 22 neue Lokale am europäischen Festland folgen. Zum Beispiel in Deutschland, oder eben in Österreich. Wobei Oliver zwar hauptsächlich, aber eben nicht nur dem Brexit die Schuld daran gibt. So hat der Chef der Restaurantkette, Simon Blagden, auch die steigenden Kosten für die Ausbildung der Mitarbeiter, aber auch einen Rückgang bei den Gästen als Gründe angegeben.

Vom Popstar zum Missionar hat die britische Presse vor Jahren die Karriere des Mannes, der sich selbst am liebsten als Koch bezeichnet, beschrieben. Man müsste nur schon längst den Geschäftsmann anfügen. Denn auch, wenn Jamie Oliver immer noch wie der nette Kerl von nebenan wirkt – was ja auch den Kern seiner Marke ausmacht –, ist er natürlich auch Unternehmer. Er betreibt Restaurantketten und Restaurants (Jamie's Italian, Barbecoa, Fifteen, Union Jacks, Jamie Oliver's Diner), schreibt Kochbücher – die sich in Summe 14 Millionen Mal verkauft haben –, vermarktet Kochutensilien, macht Werbung und arbeitet mit seiner Foundation Jamies Food Revolution an einer zumindest kulinarisch besseren Welt.

Auch wenn er hin und wieder Tiefschläge einstecken muss – man denke nur an die viel zitierten Mütter, die ihren Kindern Junkfood über den Schulzaun reichten, angesichts Olivers gesunder Schuljause – ist er nicht nur in Großbritannien ein Sympathieträger. Den Kampf um Sterne, Hauben und andere Auszeichnungen in der Spitzengastronomie hat er aufgegeben. Das sei alles nett, ihm gehe es aber um etwas anderes, betont der fünffache Vater stets. Um gute, gesunde Ernährung, die trotzdem Spaß macht. Letzteres, also sein entspannter Zugang zum Kochen, ist es wohl auch, der den Hype um den einstigen Naked Chef (so der Name seiner früheren Kochsendung) nicht abreißen lässt. (ks)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.01.2017)

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