Wiener Heumarkt: Investor glaubt weiter an Baustart 2019

Entwurf für das Projekt beim Heumarkt
Entwurf für das Projekt beim HeumarktAPA/ISAY WEINFELD&SEBASTIAN MURR
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Projektentwickler Wertinvest geht trotz Unesco-Kritik "davon aus, dass das Projekt, so wie es ist, realisiert wird". Fertigstellung 2021/2022 geplant.

Der für die Neugestaltung des Wiener Heumarkt-Areals zuständige Projektentwickler Wertinvest geht trotz der Kritik der Unesco vom Baubeginn im Jahr 2019 aus. Fertiggestellt werden sollen das Hotel und der umstrittene Wohnturm dann nach rund zweieinhalb Jahren Bauzeit 2021/2022. "Wir gehen davon aus, dass das Projekt, so wie es ist, realisiert wird", sagte Geschäftsführerin Daniela Enzi zur Austria Presseagentur.

Die "Nachdenkpause" im vergangenen Frühling sei "sehr überraschend" gekommen. "Wenn wir nicht einen Bauherrn (Investor Michael Tojner, Anm.) hätten, der so viel Liebe zu dem Areal hier hat, dann weiß ich nicht, wie jemand anderer in der Situation reagiert hätte", meinte Enzi.

Ob Wertinvest zu einer weiteren Umarbeitung des Projekts bereit wäre oder das Projekt in so einem Fall aufgegeben würde, wollte sie nicht klar beantworten. "Wir sind einfach hoffnungsfroh, dass das jetzt realisiert werden kann", sagte sie. "Noch ein Vermittlungsverfahren, glaube ich, wäre auch nicht im Sinne der Stadt." Schließlich hätten sich "an die hundert Experten" intensiv mit der Neugestaltung auseinandergesetzt. "Das würde ja alles ad absurdum führen und wahrscheinlich auch auf zukünftige Bauprojekte in Wien einen Schatten werfen", meinte Enzi, die die Zusammenarbeit mit der Stadt lobte: "Wir sind über fünf Jahre Hand in Hand diesen Prozess gegangen und ich erkenne ein ernstes Bemühen, diese unbefriedigende Situation zu lösen." Der Status quo am Areal sei jedenfalls sicher nicht welterbewürdig.

Die Welterbefrage sei immer Gegenstand der Überlegungen gewesen, betonte sie. "Wir und die Experten haben das immer mitbedacht und man ist zur Erkenntnis gekommen, dass dieses Projekt einfach so viele stadträumliche Qualitäten bietet, dass man hier durchaus eine Höhenentwicklung in einem gewissen Ausmaß gerechtfertigt sieht."

Durch die Verkleinerung des Turms, in dem etwa 50 Wohnungen sowie 40 Hotelappartements für "Longstay-Gäste" des Hotels entstehen sollen, auf 66 Meter werde nun auch das Hotel einen Beitrag leisten müssen, um das Projekt zu stemmen. "Trotzdem: Wohnen bleibt das Vehikel um den öffentlichen Nutzen zu finanzieren", sagte Enzi.

Flächenwidmungsverfahren läuft

Derzeit läuft das sechswöchige Flächenwidmungsverfahren. Der Entwurf liegt noch bis 16. März zur öffentlichen Einsicht auf. Wenn die öffentliche Auflage beendet ist, werden die Stellungnahmen geprüft. Anschließend stimmt der Gemeinderat über den Flächenwidmungs- und Bebauungsplan ab. "Das sollte vor dem Sommer passieren", so Enzi.

Sie zeigte sich zuversichtlich, dass die Umgestaltung positiv angenommen werde: "Es wird in Wien sehr schnell diskreditiert, es wird extrem schnell kritisiert, aber es wird im Endeffekt auch sehr schnell akzeptiert", sagte sie. Die jahrelangen Diskussionen um das Museumsquartier seien das beste Beispiel dafür, meinte Enzi, die vor ihrer Tätigkeit bei Wertinvest 13 Jahre lang Prokuristin des Wiener Museumsquartiers war und im Übrigen auch als Namenspatronin für die bekannten Liegemöbel fungierte. "Der Kampf (um die Schaffung des Museumsquartiers, Anm.) war unglaublich zehrend und kräfteraubend, aber ich glaube auch, dass diese Reibung fast notwendig ist für so starke Veränderungsprozesse." Heute werde es angenommen, als wäre es immer da gewesen.

(APA)

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