Caritas eröffnet zweite "Gruft" in Wien-Währing

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Archivbild: Gruft(c) Die Presse (FABRY Clemens)
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Am Montag hat in der Lacknergasse eine zweite, provisorische Notschlafstelle für Obdachlose ihre Pforten geöffnet. Damit reagiert die Caritas auf die Kälte und die Räumung des Audimax'.

Die Kälte und die überraschende Räumung des Audimax' kurz vor Weihnachten waren der Anlass, dass die Caritas ihr Projekt vorzeitig gestartet hat: Am Montag hat die zweite, provisorische "Gruft" in Wien-Währing ihre Pforten geöffnet. In der Caritas-Einrichtung Haus St. Josef in der Lacknergasse 98 wird der Tagesbetrieb auf einen 24-Stunden-Betrieb umgerüstet, der Speisesaal wird ähnlich der "Gruft" in der Nacht zur Schlafstätte umfunktioniert. Damit kann die Caritas - in Zusammenarbeit mit dem Fonds Soziales Wien (FSW) - 40 obdachlosen Männern bis vorerst März 2010 einen Schlafplatz bieten.

Die ersten 15 Obdachlosen hätten bereits am gestrigen Montag hier genächtigt, so Alexander Bodmann, Generalsekretär der Caritas der Erzdiözese Wien: "Wir gehen davon aus, dass wir in den nächsten Tagen voll sein werden." Die Platzvergabe läuft über das "Service für Wohnungslose" (P7). Die Notschlafstelle in der Lacknergasse öffnet täglich um 18 Uhr ihre Pforten. Neben einem Schlafplatz gibt es auch warmes Essen, Duschen und saubere Kleidung.

"Auf der Straße darf niemand erfrieren, egal welcher Herkunft. Mit dem provisorischen Angebot in der Lacknergasse reagieren wir auf die überraschende Räumung des Audimax und die eiskalten Temperaturen, die ein Leben auf der Straße zum Überlebenskampf machen", so Bodmann.

Hilfe für Obdachlose aus neuen EU-Ländern

Nach dem Kälteeinbruch hatten in den vergangenen Wochen im Wiener Audimax bis zu 80 wohnungslose Menschen Unterschlupf gesucht, unter ihnen viele Männer aus den neuen EU-Ländern, die momentan keinen Anspruch auf Unterbringung in einer Obdachloseneinrichtung haben. Mit der zweiten "Gruft" wurde eine Übergangslösung gefunden. "Aufklärungsarbeit und Unterstützung muss in den Herkunftsländern der Menschen ansetzen, um eine nachhaltige Lösung gewährleisten zu können. Den Menschen, die aber bereits hier sind, muss jetzt rasch und unbürokratisch geholfen werden", so Bodmann.

Neben der Übergangslösung hat die Caritas bereits ein Konzept für eine Einrichtung für obdachlose Menschen erarbeitet, das gemeinsam mit dem Fonds Soziales Wien diskutiert und so rasch wie möglich umgesetzt werden soll. Zusätzlich zu einer Übernachtungsmöglichkeit wird der Schwerpunkt dabei auch in der Abklärung der Situation der hilfesuchenden Menschen liegen. Das Konzept sieht unter anderem ein verpflichtendes Beratungsangebot vor, und das europäische Caritasnetzwerk soll HeimkehrerInnen bei der Suche nach Perspektiven zusätzlich unterstützen.

"Fragen nicht nach Reisepass"

FSW-Geschäftsführer Peter Hacker verwies auf das Sozialhilfegesetz, demzufolge bestimmte Personen von Leistungen ausgeschlossen sind. Wien müsse sich daran halten, es gebe aber "Toleranzparagrafen", wo menschlich sinnvolle Entscheidungen möglich seien: "Wir fragen bei diesen Temperaturen nicht nach dem Reisepass, sondern nach den Bedürfnissen", betonte Hacker.

Räumlichkeiten für obdachlose EU-Bürger in Wien hat auch der Sozialverein "Vinzenzgemeinschaft" des Grazer Pfarrers Wolfgang Pucher gesucht. Es sei nun gelungen, ein Objekt zur Unterbringung von 54 Menschen zu finden, hieß es in einer Aussendung. Der genaue Standort des künftigen "VinziPort" wurde noch nicht genannt. Allerdings müssten vor Inbetriebnahme noch einige Umbauten erfolgen, weshalb die Gemeinschaft um Spenden bittet.

(Red.)

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