Mindestsicherung: Häupl korrigiert seine Kronprinzen

Wiens Bürgermeister Michael Häupl.
Wiens Bürgermeister Michael Häupl.(c) APA/ROBERT JAEGER
  • Drucken

Wiens Bürgermeister Michael Häupl äußert Unverständnis für Forderung beider Nachfolgekandidaten für eine Wartefrist im Bereich der Mindestsicherung.

Wien. Es war die letzte Pressekonferenz von Bürgermeister Michael Häupl, bevor er am Samstag die Wiener SPÖ an einen Nachfolger übergibt. Dabei widersprach Häupl beiden Nachfolgekandidaten, also Wohnbaustadtrat Michal Ludwig und SPÖ-Klubchef Andreas Schieder, die sich für eine Wartefrist von neu Zuziehenden im Bereich der Wiener Mindestsicherung bzw. aussprechen: „Wovon leben diese Leute während der Wartezeit“, fragte Häupl: „Armut macht macht auch Probleme für die Sicherheit. Daher ist das mein Argument, warum ich von einer Wartefrist nichts halte.“ Dass er sich damit gegen beide potenziellen Nachfolger stellt, kommentierte der Wiener Bürgermeister so: „So was kommt vor.“

Demonstrativ ließ Häupl (wieder) keine Präferenz für einen Kandidaten durchklingen: „Ich bin nicht der Erbhofbauer.“ Am Samstag würden die Delegierten einen neuen Parteivorsitzenden wählen, „dazu bedarf es nicht einer Bevormundung oder Empfehlung von meiner Seite.“

25.000 Wohnungen realistisch?

Schieder hatte im parteiinternen Wahlkampf 25.000 neue Gemeindewohnungen bis 2025 angekündigt – wenn er Bürgermeister wird. Das kommentierte Häupl launig: Ob ein derartiges Wohnbauprogramm überhaupt umsetzbar sei, „entzieht sich wissentlich und freiwillig meiner Beurteilung“.

Zur Ankündigung von FPÖ-Vizekanzler Heinz-Christian Strache, er wolle bei der Wien-Wahl 2020 als FPÖ-Spitzenkandidat in Wien antreten um Bürgermeister zu werden, meinte Häupl: „Heinz-Christian Strache will seit 20 Jahren Bürgermeister sein und wird es auch die nächsten 20 Jahren nicht sein.“ Sowohl Ludwig als auch Schieder hätten „glänzende Karten“ bei der nächsten Wien-Wahl.

Das genaue Datum, wann Häupl das Bürgermeisteramt an seinen Nachfolger übergibt, ist noch offen. Es soll allerdings im zeitlichen Umfeld des Landeshauptleute-Treffens im Mai sein, wird kolportiert. Immerhin ist Häupl derzeit Vorsitzender der Landeshauptleutekonferenz, das Treffen im Mai wird innerhalb der SPÖ als Rahmen für eine würdige Verabschiedung gesehen. Passend dazu kritisiert Häupl, gemeinsam mit Städtebund-Generalsekretär Thomas Weninger, auch die türkis-blaue Bundesregierung: Kosten dürften nicht vom Bund auf Länder und Städte abgewälzt werden. Als Beispiel nannte Häupl die Streichung der Notstandshilfe (Bundeszuständigkeit, Anm.), womit Arbeitslose in die Mindestsicherung (Länderzuständigkeit, Anm.) gedrängt werden.

Apropos Wien-Wahl: Am Dienstag überraschte SPÖ-Parteimanagerin Sybille Straubinger mit einer SPÖ-Umfrage, wonach die Bürgermeisterpartei aktuell bei 39 Prozent liege und theoretisch an der absoluten Mehrheit kratze – was allerdings allen bisherigen Umfragen widerspricht. (stu)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.01.2018)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Michael Ludwig
Wien

Wiener SPÖ plant Donaubühne, Mehrzweckhalle und "Supergreißler"

Der designierte Bürgermeister Michael Ludwig will Bezirke und Grätzel aufwerten und Wien zur "Digi-City" machen. Mehr als 100 weitere Ideen wurden bei der "Zukunftsklausur" behandelt.
Wohin geht die Wiener SPÖ unter Michael Ludwig? Diese Frage soll am Wiener Kahlenberg beantwortet werden.
Wien

Das rote Wien des Michael Ludwig

Mit der heutigen Klausur beginnt Neo-Parteichef Michael Ludwig die Neuausrichtung der Bürgermeisterpartei. Und hier gibt es einige Überraschungen.
Der designierte Bürgermeister Michael Ludwig ließ nun die Grundzüge der Neuausrichtung der Wiener SPÖ durchblicken.
Wien

Wie Michael Ludwig Wien verändert

Die künftige Regierungslinie des designierten Wiener Bürgermeisters wird nun immer deutlicher sichtbarer. Und sie bringt einige radikale Änderungen.
Archivbild
Wien

Debatte über Kopftuchverbot beschäftigt Wiens SPÖ weiter

Die Sektion 8 kritisiert Parteimanagerin Novak, die sich für ein für Kopftuchverbot an Schulen ausgesprochen hatte. Stadtschulratspräsident Himmer ist gegen Diskussionen über einzelne Religionen.
Ein Kopftuchverbot für Lehrerinnen und Schülerinnen in Wien will die neue SPÖ Wien-Parteimanagerin Barbara Novak diskutieren. Dagegen gibt es parteiintern Widerstand (Symbolbild)
Wien

Kopftuchverbot? "Über Muslime nicht drüberfahren"

Martina Malyar, SPÖ-Bezirksvorsteherin in Wien-Alsergrund, stellt sich gegen eine Diskussion über ein Kopftuchverbot, das ihre SPÖ-Parteimanagerin angeregt hat.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.