Wien: Bettlägeriger Mann von Fliegenmaden befallen

Maden Wien zerfressen
Maden Wien zerfressen(c) APA/GEORG HOCHMUTH (Georg Hochmuth)
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Die Freundin des 61-jährigen Pensionisten hat die Rettung in den Otto-Haas-Hof gerufen. Wenig später starb der Mann an Herz-Kreislaufversagen. Die Frau wurde von der Polizei festgenommen.

Mit zahlreichen Fliegenmaden am Rücken ist ein bettlägeriger Pensionist von der Rettung in einem Gemeindebau in Wien-Brigittenau gefunden worden und wenig später gestorben. Die 34-jährige Freundin des 61-jährigen Peter G. hat am Dienstag gegen 14.50 Uhr die Rettungskräfte in die Wohnung im Otto-Haas-Hof in der Winarskystraße gerufen, weil G. an einer akuten Atemnot litt. Der Patient wurde im Rettungswagen versorgt, starb jedoch wenig später. Die Sanitäter alarmierten die Polizei. Astrid Sch., die den Mann seit einiger Zeit gepflegt hat, wurde festgenommen, um die Hintergründe zu klären. Das Landeskriminalamt Wien Außenstelle Ost ermittelt.

Laut Obduktion starb der 61-Jährige an Herz-Kreislaufversagen. Die Maden dürften nicht ursächlich mit dem Tod zu tun haben, glaubt Gerichtsmediziner Peter Leinzinger. Der Mann hatte vor Jahren einen Schlaganfall erlitten und war halbseitig gelähmt.

Von Fliegenmaden zerfressen

"Der Mann wollte sich seit einiger Zeit nicht mehr waschen lassen", berichtete Polizeisprecher Roman Hahslinger. Die Wohnung sei vollkommen verdreckt gewesen. Das Paar war laut Polizei seit über zehn Jahren zusammen. Die Frau hat sich um den Haushalt gekümmert und den Mann gepflegt, erzählt der Sohn des Verstorbenen. Bis zum Schluss hat sie neben ihm in dem von Maden befallenen Bett geschlafen.

Der Sohn hat Peter Peter G. zuletzt vor zwei Wochen gesehen. "Er hat schlecht ausgesehen", sagte er. Er hab seinem Vater und dessen 34-jährigen Freundin angeboten, eine Heimhilfe zu besorgen, doch die beiden lehnten ab. Von dem Madenbefall seines Vaters habe er nichts bemerkt. Wenn er ihn besuchte, sei die Decke über dem 61-Jährigen gelegen. "Ich habe nichts gesehen", so der Sohn.

Bei ihrer Befragung gab die Frau an, dass sie mit der Betreuung des Mannes nicht zurecht gekommen ist. Der 61-Jährige hätte zuletzt verweigert, sich pflegen zu lassen und habe unter starken Stimmungsschwankungen gelitten.

Experte: Zeichen für Vernachlässigung

Die Maden dürften nicht am Tod des Mannes schuld gewesen sein, glaubt der Grazer Gerichtsmediziner Leinzinger: "Daran stirbt man nicht." Üblicherweise sind nur Leichen von Maden befallen, die im toten Material schlüpfen und sich dort durchfressen. "Das sehen wir Gerichtsmediziner im Sommer alle paar Tage", sagte Leinzinger. Dass die Tiere Körper durchfressen und Organe befallen würden, seien "Horrorgeschichten".

Es gebe aber auch hin und wieder Fälle von lebenden Menschen, die von den Tieren befallen sind. Aber auch hier legen die Fliegen ihre Eier nur in totem Gewebe ab, sprich der Mensch muss abgestorbenes Gewebe am Körper haben. Leinzinger vermutet bei dem Fall in Wien, dass der Mann ein offenes Druckbrandgeschwür hatte, das die Fliegen angezogen hat. Durch die Hitze in den vergangenen Tagen dürfte der Befall begünstigt worden sein. "Die Tier mögen es warm und feucht", sagte der Vorstand der Grazer Gerichtsmedizin. Hier dürfte es sich "eindeutig um eine Pflegevernachlässigung gehandelt" haben.

(APA)

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