Neuer Eigentümer für Wiener Sofiensäle baut ab 2011

90 Wohnungen und Kulturinitiativen sind für 2013 geplant. Der Baubeginn ist bereits für nächstes Jahr angesetzt. Die ursprüngliche Idee, ein Hotel zu bauen, wurde wieder verworfen.

Neues Kapitel in einer schier endlosen Geschichte: Die Brandruine der Wiener Sofiensäle ist vom bisherigen Eigentümer Arwag an die Soravia-Tochter IFA verkauft worden. Diese plant bis 2013 am Areal 90 Wohnungen errichten zu lassen. Die verbliebene Fassade, das Foyer und der Große Saal bleiben erhalten. Hier sind laut einem IFA-Sprecher Ateliers und Ausstellungen sowie weitere Kulturinitiativen geplant. Auf 1.300 Quadratmetern sind ein Restaurant, ein Kaffeehaus sowie Geschäftsflächen vorgesehen.

"Die ursprüngliche Idee, ein Hotel zu errichten war - auch bedingt durch die allgemein geänderten wirtschaftlichen Rahmenbedingungen - nicht realisierbar", begründete ein Arwag-Sprecher den Verkauf. Über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart, hieß es am Samstag in einer Aussendung.

Die Sofiensäle waren seit ihrer Eröffnung 1848 einer der beliebtesten Veranstaltungsorte Wiens. 2001 hat ein verheerender Brand der "Sofie" arg zugesetzt.Eine Bilderstrecke aus dem Jahr 2008 von Lene Klopf (c) Lene Klopf

Die Flammen haben nur wenig vom einstigen Glanz übrig gelassen: Die Vorhalle, Teile der Fassade und die Grundmauern des berühmten "Großen Saals" der Wiener Sofiensäle stehen noch. Das Denkmalamt hat sich entschlossen, die Ruine dennoch unter Schutz zu stellen. Aber warum eigentlich? (c) Lene Klopf

Der Große Saal stammt von den Wiener Biedermeier-Architekten August Sicard von Sicardsburg und Eduard van der Nüll. Die Akademie der Wissenschaften würdigt die Vereinigung von "funktionalem Denken und dekorativer Phantasie". Sicardsburg und Van der Nüll verhalfen der Ringstraßenzeit mit ihrer Architektur zur Weltgeltung. (c) Lene Klopf

Aber nicht nur die architekturhistorische Bedeutung hat die "Sofie" zu einer Wiener Institution werden lassen. Der Große Saal ist der letzte berühmte Veranstaltungsort des Wiener Biedermeier - einst war er sogar der größte Ballsaal der Hauptstadt. (c) Lene Klopf

In den Sofiensälen zelebrierte die Wiener "Elite" die Ballsaison. Neben dem Concordiaball haben hier auch Medizinerball, Juristenball und Technikerball einen würdigen Rahmen gefunden. (c) Lene Klopf

Im Sommer verwandelte sich der glanzvolle Ballsaal in eine Badeanstalt mit Kurbetrieb: Unter dem Parkett verbarg sich ein großes Schwimmbecken, das auch den Brand 2001 unbeschadet überstanden hat. Nach dem bevorstehenden Ausbau zu einem Hotel soll hier ein "Spa"-Breich eingerichtet werden. (c) Lene Klopf

Schon bald nach der Eröffnung etablierte sich die "Sofie" zu einem Zentrum der Musik. Vor allem die Geschichte der Komponisten-Familie Strauß ist untrennbar mit den Sofiensälen verbunden. (c) Lene Klopf

Auch die Schrammeln, Carl Michael Ziehrer und Franz Lehar schätzten den Großen Saal als Bühne für Auftritte. (c) Lene Klopf

Die Verwandlungskünstlerin "Sofie" bot aber auch ganz anderen Veranstaltungen einen würdigen Rahmen. So hielt Karl May hier seinen letzten öffentlichen Vortrag und 1913 wurde erstmals in Wien ein Film mit Tonbegleitung aufgeführt. (c) Lene Klopf

In den 20er Jahren hatte sich das Bauwerk im dritten Bezirk längst zu einer "Wiener Institution" gemausert. So verwundert es nicht, dass sich auch die Nationalsozialisten den Großen Saal zu Nutze machten ... (c) Lene Klopf

1926 ist hier die NSDAP in Österreich gegründet worden. Ab 1938 waren die Sofiensäle Sammelstelle für Juden vor ihrer Deportation. (c) Lene Klopf

In den 90er Jahren haben im Großen Saal zahlreiche "Clubbings" stattgefunden. Damit wurde die "Sofie" auf ihre alten Tage auch noch zum Fixstern am Himmel der Wiener Jugend-Szene. (c) Lene Klopf

Von dem alten Glanz ist heute kaum mehr etwas zu erahnen. Beinahe sieben Jahre lang ist die Ruine nun der Witterung ausgesetzt. Seit dem verheerenden Brand im Jahr 2001 weigerte sich der Eigentümer, die Sofiensäle wieder instand zu setzen. (c) Lene Klopf

Die Brandruine ist vom bisherigen Eigentümer Arwag an die Soravia-Tochter IFA verkauft worden. Diese plant bis 2013 am Areal 90 Wohnungen errichten zu lassen. (c) Lene Klopf

Auf 1300 Quadratmetern sind ein Restaurant, ein Kaffeehaus sowie Geschäftsflächen vorgesehen. (c) Lene Klopf

Die Fotografien der Ruine stammen von Lene Klopf (Link: lene.ist.org) (c) Lene Klopf

Der Baubeginn ist für das zweite Quartal 2011 angesetzt. Die Fertigstellung ist für Ende 2013 vorgesehen. Investiert werden sollen rund 22 Millionen Euro.

(APA)