Fall Israilov: "Haben Sie Angst, die Wahrheit zu sagen?"

Fall Israilov Verdaechtiger Feuergefecht
Fall Israilov Verdaechtiger Feuergefecht(c) REUTERS (HERWIG PRAMMER)
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Der Schwager von Israilovs Witwe sagte mit Angst um seine Familie aus. Der mutmaßliche Todesschütze soll in Tschetschenien in einem Feuergefecht angeschossen worden sein.

Drei Tschetschenen müssen sich derzeit im Mordfall Umar Israilov, der am 13. Jänner 2009 in Floridsdorf auf offener Straße erschossen wurde, in Wien vor Gericht verantworten. Der Hauptverdächtige, der laut Staatsanwalt die tödlichen Schüsse abgegeben hat, konnte jedoch ins Ausland fliehen. Laut "Kronen Zeitung" soll er nun aber bei einem Mordanschlag in Tschetschenien bei einem Feuergefecht selbst von drei Kugeln getroffen und schwer verletzt worden sein. Die "Presse" berichtete bereits am Dienstag, dass der 35-Jährige, angeblich Leiter einer Miliz-Truppe in Grosny, bei einem Angriff auf einen Geheimdienstmann angeschossen wurde.

Heute wurde das Gerichtsverfahren fortgesetzt. Am Vormittag stand der Schwager von Israilovs Witwe vor den Geschworenen im Landesgericht, konnte oder wollte sich aber kaum an früher getätigte Aussagen erinnern. Dass er aus Angst um seine in Tschetschenien verbliebene Familie ein Verfahren wegen falscher Zeugenaussage in Kauf nahm, vermuteten nicht nur die Richter. Der Zeuge - er ist mit der Schwester von Israilovs Witwe verheiratet - wollte nur in Abwesenheit der drei Angeklagten vernommen werden.

So wollte er sich nicht an eine Aussage beim Landesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung Niederösterreich (LVT) erinnern, von dem er als gelegentlicher Informant geführt wurde. "Ich habe nie in meinem Leben keiner Polizei in Österreich Informationen gegeben", so der Schwager der Witwe.

"Sie müssen sich jetzt überlegen, sagen sie die Wahrheit, ja oder nein?", fragte Richter Friedrich Forsthuber forsch. "Ich möchte noch einmal sagen, dass ich die Wahrheit sage", antwortete der Zeuge. Der Richter bohrte weiter: Haben sie aus irgendeinem Grund Angst, die Wahrheit zu sagen?" - "Was denken sie?", lautete die Gegenfrage. "Haben sie Verwandte in Tschetschenien, die gefährdet wären, wenn sie die Wahrheit sagen?", wollte Forsthuber wissen. Der Zeuge: "Das kann sein."

Auch Israilovs Witwe vermutete, dass er Angst hatte: "Wissen sie, ich verstehe ihn. Alle meine Verwandten sind hier in Europa, seine gesamte Verwandtschaft ist in Tschetschenien." Und weiter: "Er kann gar nichts sagen, weil er morgen Probleme bekommt." Staatsanwalt Leopold Bien leitete ein Verfahren wegen des Verdachts auf falsche Zeugenaussage ein. Zu Mittag wurde die Verhandlung auf Montag vertagt.

Am 24. Jänner werden der leitende Ermittlungsbeamte und zwei weitere Polizisten als Zeugen befragt. Daneben soll - bei Bedarf - Zeit für ergänzende Fragen an die Angeklagten bleiben. Am 25. Jänner ist ein Lokalaugenschein am Tatort in Floridsdorf geplant. Zusätzlich sollen vier weitere Polizisten vernommen werden. Das Verfahren wird frühestens Mitte März in erster Instanz zu Ende gehen.

(APA)

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