Bezirkschef will Buslinie 37A einstellen

(c) Clemens Fabry
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Ein Buskonzept aus dem Bezirk soll in Döbling für weniger Stau sorgen. Die Wiener Linien verweisen auf die Politik - doch selbst im Bezirk ist man sich nicht einig. Und auch die Boku zeig sich wenig begeistert.

Wien. Neue Verkehrskonzepte dürften momentan bei Bezirksvorstehern beliebt sein. Nachdem VP-Bezirkschefin Veronika Mickel in der Josefstadt eine Kurzführung der Straßenbahnlinie 2 forderte – die Wiener Linien hielten davon eher wenig –, sagt nun der Döblinger VP-Bezirkschef Adi Tiller der Buslinie 37A den Kampf an.

Um den täglichen Stau bei der Kreuzung Gürtel, Billrothstraße und Döblinger Hauptstraße zu umgehen, hat Tiller ein neues Verkehrskonzept ausgearbeitet. Die Buslinie 35A soll stadteinwärts bei der Peter-Jordan-Straße die Billrothstraße verlassen und dann über die Gymnasiumstraße und Sternwartestraße zum Gürtel fahren. „Stadtauswärts fährt der 35A auch schon so“, so Tiller. In der Gymnasiumstraße bis zur Sternwartestraße könnte man dann bei drei verschiedenen Stationen in den 40A umsteigen, um in die Stadt zu fahren.

In der Billrothstraße würde dann nur noch die Straßenbahnlinie 38 fahren. Tiller erhofft sich dadurch eine Verkehrsberuhigung.

Einen Nachteil hat die Sache für Tiller allerdings schon: Von der Gymnasiumstraße zur Billrothstraße müsste man 800Meter Fußweg zurücklegen.

Den großen Vorteil sieht Tiller allerdings in der Einstellung der Autobuslinie 37A. „40A und 37A fahren ja jetzt schon parallel, das muss nicht sein“, sagt Tiller. Und: „Die Wiener Linien sind davon natürlich begeistert, weil sie sich sehr viel Geld ersparen würde.“

Kritik von SP-Vize und Experten

Bei den Wiener Linien weiß man von dieser Begeisterung allerdings nichts. „Wir haben mitbekommen, dass Bezirksvorsteher Tiller dafür die Werbetrommel rührt. Konkrete Pläne gibt es aber noch nicht“, sagt Wiener-Linien-Sprecher Dominik Gries. Man habe sich zwar den Vorschlag angeschaut. Näher prüfen wollen die Wiener Linien das Konzept aber erst, wenn es eine (politische) Einigung im Bezirk gibt. Und danach sieht es derzeit nicht gerade aus.

„Die von Tiller ohne Absprache präsentierte neue Linienführung würde das Krottenbachtal nicht entlasten, sondern nur längeren Wegzeiten zu den Stationen der U-Bahnen U4 und U6 bedeuten“, ließ Tillers Vize Anton Mandl (SPÖ) via Aussendung wissen. Außerdem hätte die Änderung auch Auswirkungen auf die angrenzenden Bezirke.

Ebenfalls wenig begeistert, vor allem von der Einstellung des 37A, zeigt sich die dort angesiedelte Universität für Bodenkultur (Boku). „Das ist ein emotionaler Schnellschuss ohne sachlich fundierte Planung“, sagt der Leiter des Boku-Instituts für Verkehrswesen, Gerd Sammer. Außerdem würde man damit den 10.000Studenten und 2000Angestellten der Boku den Anschluss erschweren. „Der Zugang zur Boku wäre ohne 37A nicht zumutbar.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.02.2011)

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