Häupl junior: Auf Körperkult setzen

(c) Teresa Zötl
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Bernhard Häupl, Sohn des Bürgermeisters, wird Jugendkoordinator der Wiener SPÖ. Er will verstärkt in Fitnesscentern und Solarien um Jugendliche werben: "Das ist ein Kanal, um mit ihnen ins Gespräch zu kommen".

Die Presse: Wer hat entschieden, dass Sie den Posten des Jugendkoordinators bekommen?

Bernhard Häupl: Peko Baxant (Vorgänger, Anm.) hat mich vorgeschlagen, dann war es eine Entscheidung des Landesparteisekretärs. Bei der Tagung in Rust hat mir der Wiener Ausschuss sein Vertrauen gegeben. Ich nehme an, die Frage zielt darauf, ob mein Vater (Bürgermeister, Anm.) eingewirkt hat.

Hat er?

Er war zu Anfang skeptisch, und weil er das nicht objektiv betrachten kann, hat er sich herausgehalten.

Sie verstehen aber, dass einige die Optik eine schiefe nennen.

Ich verstehe das, weil es momentan viele Gerüchte über den „Familienbetrieb SPÖ“ gibt. Aber ich bin stolz, dass ich trotz meines Namens das Vertrauen bekommen habe.

Als Kind eines prominenten Politikers ist man vor allem in der Politik auf ewig der Sohn oder die Tochter von... Haben Sie da keine Bedenken?

Ich habe mich immer politisch interessiert, der Name darf kein Argument sein, es nicht zu machen.

Sie haben bei Nationalrats- und der Gemeinderatswahl kandidiert. Haben Sie vor, Berufspolitiker zu werden?

Ich möchte mich auf jeden Fall weiter politisch engagieren, aber Berufspolitiker werden zu wollen ist, als würde man sich wünschen, Rockstar zu werden. Das hängt von vielen Komponenten ab und man selbst ist sehr wenig dafür verantwortlich. Wenn es passiert, ist es eine Ehre, aber ich strebe keine Ämter an.

Wäre ein zweiter Bürgermeister Häupl ein Ziel?

Sich politisch zu engagieren, schließt dies nicht aus.


Wie sieht es mit dem näheren Ziel Jugendmarketing aus? Ihr Vorgänger hat den Kontakt zur Musikszene gepflegt. Wie wollen Sie es anlegen?

Ich werde einige Dinge, wie den Kontakt zur Hip-Hop-Szene, weiterführen, einige anders machen.

Zum Beispiel?

Ich glaube, dass wir auf das Bedürfnis nach Körperkult eingehen müssen. Ein Großteil der Wiener Jugendlichen geht in Fitnessstudios und in Solarien, das ist ein Kanal, um mit ihnen ins Gespräch zu kommen.

Wie?

Etwa über Service. Wir haben eine Jugend-SPÖ-Card, die Redcard, mit der man bis 29 Jahre Ermäßigungen bekommt, und die könnte man auch in Fitnesscentern und Solarien einsetzen.

Die Stelle des Jugendkoordinators ist keine politische Funktion, aber Sie sind auch SJ-Mitglied, und von einem Vertreter der Jugend erwartet man einen kritischen Blick auf die eigene Partei. Geht das, wenn der Vater der Chef ist?

Das hoffe ich doch. Ich bin natürlich froh, dass ich, abgesehen vom Persönlichen, bei ihm nicht viel zu kritisieren habe. Aber wenn es etwas gibt, bin ich der Erste, der mit aufsteht. Die Partei besteht aber, Gott sei Dank, nicht nur aus einem Menschen.

Gibt es etwas, das Sie an der Partei kritisieren?

Absolut. Zum Beispiel hat man im Bildungsbereich zwar Visionen, aber ich finde, man könnte deutlicher und konkreter sagen, was man mit der Gesamtschule meint.

Beim Thema Bildung sind sich Rot-Grün einig, beim Thema Verkehr weniger. Sie gelten als Autofan, wie geht es Ihnen da mit Rot-Grün?

Ich glaube, viele Jugendliche stehen auf Autos. Aber ich bin nicht gegen die Koalition, weil ich für Autos bin. Ich bin ein Fan von Rot-Grün.

Aber Sie sind gegen eine Ausweitung der Parkpickerlzone.

Das ist korrekt. Solange es kein Modell gibt, was die Kriterien sind und wie viel es kostet, bin ich dagegen.

Bei der Klubtagung in Rust hat die Wiener SPÖ E-Cars präsentiert. Könnten Sie sich vorstellen, umzusteigen?

Ich fahre einen 3er-BMW, wie wahrscheinlich viele Jugendliche im 16.Bezirk. Ich glaube, dass sich das E-Car erst entwickeln muss, es gibt auch erst sehr wenige Tankstellen. Derzeit fährt man ein, zwei Stunden, dann muss man es sechs Stunden anstecken. Momentan ist es keine Alternative.

Sie haben bis jetzt kaum Interviews gegeben. Einzige Ausnahme war in den vergangenen Jahren die „Kronen Zeitung“. War das schon frühes medienpolitisches Kalkül?

Stimmt, es waren zwei Interviews. Einmal bei der Kandidatur 2008, und dann ging es einmal darum zu zeigen, dass politische Arbeit nicht nur Arbeit im Anzug, sondern auch hackeln ist. Warum die „Krone“? Es ist natürlich ein viel gelesenes Blatt... Ich glaube, ich muss bei dem Thema, genauso wie auch sonst, einfach mit der schiefen Optik leben.

Zur Person

Bernhard Häupl ist der Sohn des Wiener Bürgermeisters. Der 22-Jährige Student der Politikwissenschaft wird mit 1.April Peko Baxant als Jugendkoordinator nachfolgen und das Jugendmarketing der SPÖ Wien leiten, wo er schon seit zwei Jahren mitarbeitet. Als politisches Vorbild nennt Häupl jun. Bruno Kreisky. Sein Hobby: Gewichte heben.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.03.2011)

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