Kameras in Gemeindebauten: Der überwachte Wiener

(c) Clemens Fabry
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2800 Kameras wurden in Wiens Gemeindebauten bereits installiert. Die Schadensfälle gingen dadurch deutlich zurück. Überwacht werden sollen auf diese Weise so genannte „Angsträume“.

Wien/Gud. Wiens Gemeindebauten werden zunehmend stärker überwacht. Rund 2800 Videokameras sind derzeit in 22 Wohnhausanlagen mit rund 60.000 Bewohnern installiert. Und der gewünschte Effekt, nämlich die Verhinderung von Verbrechen, scheint aufzugehen. Seit der Inbetriebnahme der ersten Kameras im Herbst 2010 konnten die Schadensfälle durch Sachbeschädigung und Diebstähle in den Gemeindebauten um die Hälfte reduziert werden, die entstandenen Schadenskosten sogar um rund 70 Prozent, sagt Wohnbaustadtrat Michael Ludwig.

Überwacht werden sollen auf diese Weise so genannte „Angsträume“ – etwa Garagen, Müllräume, Keller und Aufzüge. „Eingangsbereiche und Wohnungszugänge werden nicht beobachtet, denn die Mieter sollen sich nicht kontrolliert fühlen“, sagt der Stadtrat. Und auch Bedenken, dass die Daten in falsche Hände gelangen oder missbraucht werden könnten, wischt Ludwig beiseite. Die aufgezeichneten Daten, die in einem speziellen Datenspeicher gesichert werden, werden nach maximal 72 Stunden überschrieben und somit automatisch gelöscht – zumindest dann, wenn keine Schadensmeldung vorliegt. Lediglich bei strafrechtlichen Vergehen werden die Daten an die Polizei weitergeleitet. Seit kurzer Zeit haben in zwei Anlagen auch die Ordnungsberater Zugriff auf Live-Bilder und führen damit stichprobenartig Kontrollen durch.

490 Kameras am Rennbahnweg

490 Kameras – so gesehen die meisten aller installierten Geräte – finden sich in der Wohnhausanlage beim Rennbahnweg im 22.Bezirk. Hausmeister Peter Ecker zeigt sich zufrieden: „Wir sind ein großer Gemeindebau. Früher kamen oft ganze Banden und durchwühlten die Müllanlagen. Durch die Kameras kommt es zu einer Abschreckung bei den Banden. Das merkt man schon.“

Beschwerden vonseiten der Bewohner über die Videokameras kennt er nicht. Er versichert, dass alle froh über die montierten Kameras sind. Das subjektive Sicherheitsgefühl der Mieter hat sich gebessert, so Ecker.

Die jährlichen Kosten der Überwachung belaufen sich auf rund 1,4 Millionen Euro – die Bewohner müssen dafür nichts bezahlen. Die Kosten werden von Wiener Wohnen getragen.

Die Installation von weiteren Kameras in Gemeindebauten schließt Ludwig nicht aus. Konkrete Pläne dafür gibt es aber nicht. „Von zwei Anlagen gibt es den Wunsch, eine Videoüberwachung einzuführen.“ Ihr Wunsch wird nun an die Datenschutzkommission gerichtet, die anhand der Häufung von dokumentierten Schadensfällen die Zustimmung erteilt.

Der Probebetrieb für die Videoüberwachung startete im Jahr 2008 in acht Gemeindebauten mit etwa 250 Kameras. Die Österreichische Datenschutzkommission im Bundeskanzleramt genehmigte im Dezember 2009 schließlich eine zeitlich unbefristete Weiterführung des Projekts.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.09.2011)

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