Mariahilfer Straße neu: Fußgängerzone und/oder Shared Space

Mariahlifer Strasse soll weitgehend autofrei werden.
Mariahlifer Strasse soll weitgehend autofrei werden.(c) Clemens Fabry
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Verkehrsstadträtin Vassilakou präsentierte drei Vorschläge für die Umgestaltung der Mariahilfer Straße. Die Umsetzung könnte bereits im Sommer 2012 beginnen.

Deklariertes Ziel der Wiener Verkehrsstadträtin Maria Vassilakou ist es, den Autoverkehr auf der Mariahilfer Straße drastisch zu reduzieren. Der Weg dorthin wurde am Donnerstag mit drei präsentierten Varianten eingegrenzt: die Umwandlung eines Teils der Mariahilfer Straße in eine klassische Fußgängerzone, eine Shared-Space-Lösung oder eine Mischform aus beidem. Die Lösungsvorschläge beruhen auf zuvor durchgeführten Studien.

Vassilakou betonte, dass sie sich noch auf keine der drei Varianten festgelegen wolle. Nun sollen die Bürger ihre Vorschläge machen. Sie können sich bei zwei "Dialogforen" im "ega" (22. November) und im Hofmobiliendepot (24. November) aktiv einbringen. Vorschläge können auch unter www.dialog-mariahilferstrasse.at gemacht werden. Erste Maßnahmen könnten bereits im Sommer 2012 umgesetzt werden.

Autoanteil bei 30 Prozent

Der Autoanteil am Gesamtverkehrsaufkommen auf der Mariahilfer Straße beträgt laut Erhebungen etwa 30 Prozent.  63 Prozent sind Fußgänger, der Rest teilt sich auf Radfahrer und Öffis (ohne U-Bahn) auf. Um die Mariahilfer Straße weitgehend autofrei zu bekommen, sieht die erste Variante eine Fußgängerzone im unteren Straßenabschnitt zwischen Andreasgasse und Stiftgasse vor. Der Radverkehr bliebe dort dennoch erlaubt, Wirtschafts- und Anrainerverkehr wären ebenso möglich.

Das zweite Konzept würde die Mariahilfer Straße in einen sogenannten Shared Space verwandeln, auf der alle Verkehrsteilnehmer gleichberechtigt unterwegs sein können. Dafür müsste die Shoppingmeile niveaufrei gemacht werden, Ampeln und Verkehrszeichen würden größtenteils verschwinden. Autos könnten bei dieser Lösung auch weiterhin unterwegs sein, allerdings mit einer Höchstgeschwindigkeit von 20 km/h. Ob dieses Modell auch wirklich für den kompletten Straßenverlauf zwischen Babenbergerstraße und Museumsquartier geeignet ist, muss erst konkreter geprüft werden. Schließlich würde es sich um das "längste Shared-Space-Modell weltweit" handeln. 

Die dritte Möglichkeit ist eine Art Mischform aus Vorschlag eins und zwei: Die Mariahilfer Straße wären zwischen Gürtel und Theobaldgasse prinzipiell autofrei, Querungen aber nach wie vor möglich. Folglich würden die Kreuzungsbereiche als Shared-Space-Flächen genutzt werden. Lieferverkehr und die Zufahrt zu Anrainergaragen wären ebenso erlaubt.

Bedenken der betroffenen Bezirke

Aus den betroffenen Bezirken Mariahilf und Neubau gibt es seit längerem die Befürchtung, dass Autofahrer in umliegende Nebenstraßen ausweichen, wenn sie auf der Mariahilfer Straße nicht mehr oder nur noch eingeschränkt fahren dürfen. Konkrete Lösungen dafür gebe es noch nicht, so Vassilakou. Diese würden erst erarbeitet, wenn klar sei, welches Modell letztendlich umgesetzt werde.

Die Wirtschaftskammer hat bereits jetzt Bedenken, was einzelne Branchen betrifft. Unternehmen mit transportintensiver Ware, also beispielsweise Elektro- oder Möbelgeschäfte, würden "massive Einbußen" drohen, befürchtete Paulus Stuller, Vizepräsident der Wiener Wirtschaftskammer. Man habe aber mit den politisch Verantwortlichen eine durchaus positive Diskussionsbasis, versicherte Stuller.

"Flop" und "Auto-Hass"

FP-Verkehrssprecher Anton Mahdalik unterstellte den Grünen "pathologischen Hass" auf Autos und sprach von Bürgerbeteiligung mit "Salzamtcharakter". Die Freiheitlichen fordern eine verbindliche Bürgerbefragung in den betroffenen Bezirken Mariahilf und Neubau. VP-Infrastruktursprecher Roman Stiftner prophezeite einen "grünen Flop". Es sei beispielsweise immer noch nicht geklärt, wie man im Falle einer Fußgängerzone mit dem Lieferverkehr umgehe oder wo erforderliche Ersatzparkplätze eingerichtet würden.

(APA)

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