Baustopp: Stadthallenbad ist undicht

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Die Becken des derzeit wegen Generalsanierung geschlossenen Wiener Stadthallenbades lecken, und niemand kennt den Grund. Jetzt hat die Wiener Stadthalle als Bauherr eine gerichtliche Beweissicherung beantragt.

Wien. Zuletzt ist die Wiedereröffnung des Wiener Stadthallenbads immer wieder verschoben worden. Nun ist auch klar, warum: Das derzeit wegen Generalsanierung geschlossene Bad ist auch nach eineinhalb Jahren Renovierungsarbeiten weit davon entfernt, seinen Betrieb wieder aufzunehmen. Die Becken sind undicht, außerdem gibt es Probleme mit der Durchströmung des Wassers.

Am Montag haben die Wien Holding, das Sportamt (MA51) und die Wiener Stadthalle als Bauherr einen sofortigen Baustopp veranlasst, das Kontrollamt informiert und eine gerichtliche Beweissicherung beantragt. Denn niemand der „handelnden Akteure konnte bis zuletzt einen verbindlichen Eröffnungstermin nennen“, wie es in einer Aussendung heißt.

„Wir wissen, dass zwei Schwimmbecken lecken, beim dritten vermuten wir es, außerdem gibt es Probleme mit der Durchströmung der Becken“, bestätigte Sandra Hofmann, derzeit noch Leiterin des Wiener Sportamts und ab Februar kaufmännische Geschäftsführerin der Stadthalle im Gespräch mit der „Presse“. Das Wasser soll so stark austreten, dass sogar die Garderoben unter Wasser stehen. Weiters gibt es technische Gebrechen bei der Hubbodentechnik. „Wenn wir das Bad so eröffnen, haben wir spätestens nach einer Woche Probleme mit der Wasserqualität und können gleich wieder zumachen“, sagt Hofmann.

Niemand kennt den Grund

Fatalerweise scheint niemand den Grund für die technischen Gebrechen nennen zu können. „Wir wissen bis jetzt nicht, wo und warum die Becken lecken“, sagt Hofmann.

Nun sollen unabhängige Sachverständige im Zuge der gerichtlichen Beweissicherung kontrollieren, ob der Generalplaner, die zuständigen Firmen oder die örtliche Bauaufsicht Fehler gemacht hat. „Wir wollen niemanden pauschal verdächtigen“, sagt Hofmann, „aber auch niemanden von vornherein aus der Schuld lassen.“ Sollte es tatsächlich Mängel in der Planung oder in der Umsetzung gegeben haben, „werden wir regressieren, was geht“, sagt Hofmann kampflustig.

Anders sehen das freilich die an der Renovierung beteiligten Firmen: „Für uns Baubeteiligte ist dieser Schritt völlig überraschend gekommen“, sagt ein hörbar geschocktes Mitglied der örtlichen Bauaufsicht. Seinen Namen will der Mann aufgrund der vom Magistrat verordneten Kommunikationssperre nicht nennen. Nur so viel: „Diesen Schritt so kurz vor dem Ziel zu setzen, ist völlig unverständlich“, sagt der Mitarbeiter. Seiner Meinung nach hätte das Stadthallenbad in kurzer Zeit eröffnet werden können.

Aufgetreten sind die Probleme erstmals kurz vor der ersten Präsentation des renovierten Bades im Dezember. Damals war allerdings öffentlich noch von keinem technischen Gebrechen die Rede.

Seither arbeiten „mindestens zehn Menschen an der Behebung“, erklärt der Mitarbeiter der Bauaufsicht. Damit sei auch die bereits seit mehreren Wochen dauernde Suche zu erklären: „Wasserschäden kann man nur durch Ausschlussverfahren testen. Das dauert“, erklärt er.

Eröffnung frühestens im April

Dauern wird auch die Wiedereröffnung des Stadthallenbades. Diese ist mit dem Verfahren auf unbestimmte Zeit verschoben. „Wenn wir sehr, sehr viel Glück haben, dann könnten wir das Bad vielleicht Ende April aufmachen“, sagt Hofmann. Verschoben wurde deswegen auch die Hallen-Staatsmeisterschaft im Schwimmen. Diese findet heuer in Graz statt, teilt der Schwimmverband (OSV) mit. Im Plan aber sollen sich noch die Kosten der Generalsanierung befinden. Diese sind derzeit mit 17 Millionen Euro veranschlagt, dürfen aber 20Prozent über- oder unterschreiten. „In diesem Rahmen werden sich die Kosten bewegen“, sagt Hofmann, „vermutlich jetzt aber eher am oberen Ende.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.01.2012)

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