Die letzten Wiener Kommunisten

c APA HERBERT PFARRHOFER
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In Graz feiert die KPÖ Erfolge. Im roten Wien verschwand die Partei längst in der Bedeutungslosigkeit. 1,12 Prozent hat die KPÖ bei der Wien-Wahl 2010 erreicht.

Sie ist die coolste Partei. Sie ist durchaus sexy.“ An Selbstvertrauen mangelt es Dietmar Zach, Landessprecher der Wiener KPÖ, nicht. Zumindest nicht nach dem Wahlerfolg der Kommunisten in Graz

Doch Graz ist nicht Wien. 1,12 Prozent hat die KPÖ bei der Wien-Wahl 2010 erreicht, während es in Graz rund 20Prozent waren. Nur drei Bezirksräte stellt die KPÖ – wobei es in Wien rund 1100 Bezirksräte gibt. Interessant: Die KPÖ-„Hochburgen“ sind nicht die klassischen Arbeitergebiete, sondern urbane Innenstadtbezirke: Leopoldstadt, Margareten, Landstraße. Dort ist die KPÖ mit jeweils einem Mandat vertreten. „In Wien gibt es für den Gemeinderat eine Fünf-Prozent-Hürde, in Graz nicht“, so Zach. Deshalb sei die KPÖ immer im Grazer Gemeinderat vertreten gewesen – was finanzielle Unterstützung und mehr mediale Beachtung bedeutet hätte. Darauf hätten die Grazer Genossen aufbauen können, während diese Möglichkeit in Wien nicht bestanden hätte. Zach: „Für den vergangenen Wahlkampf haben wir einen Kredit aufnehmen müssen.“ 100.000 Euro hätte dieser betragen – mehr sei nicht drinnen gewesen. Nicht einmal alle Wiener Haushalte hätte man aus Kostengründen anschreiben können.

Was machen die drei KPÖ-Bezirksräte dann den ganzen Tag? Josef Iraschko (Leopoldstadt) beispielsweise hat den Sprung in das Bezirksparlament mit der Grazer Methode geschafft. Also mit der Fokussierung auf das Thema „Mieten und Wohnen“, konkret die Gründung einer Mieterberatung. Diese funktioniert allerdings nur sehr eingeschränkt, so Zach: Die KPÖ habe dafür kaum finanzielle Mittel.

Trotzdem verspürt die Wiener KPÖ nach der Graz-Wahl jetzt Rückenwind. Deshalb bedauert Zach: „Leider sind die nächsten Wiener Wahlen nicht jetzt, sondern erst im Jahr 2015.“

E-Mails an: martin.stuhlpfarrer@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.11.2012)

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