Bosnien: Wird Franz-Ferdinand-Denkmal wieder errichtet?

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Bosnien Wird FranzFerdinandDenkmal wieder(c) APA (HEERESGESCHICHTLICHES MUSEUM WIEN)
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Die Überlegungen der Stadtverwaltung von Sarajevo lösen ethnisch motivierte Spannungen im Balkanstaat aus. Auch aus Belgrad kommt Unmut.

Die Stadtverwaltung von Sarajevo überlegt, ein Denkmal für den am 28. Juni 1914 in der Stadt ermordeten österreichisch-ungarischen Thronfolger Franz Ferdinand und dessen Ehefrau Sophie wieder zu errichten. Auch wird in Erwägung gezogen, in Erinnerung an den Attentäter Gavrilo Princip, seine inzwischen entfernten Fußabdrücke an der früheren Stelle unweit des Attentatsortes wieder anzubringen. Sowohl das Denkmal als auch die Fußabdrücke werden als touristische Sehenswürdigkeit betrachtet.

Die Überlegungen sorgen für ethnisch motivierte Spannungen im Balkanstaat. Auch aus Belgrad kommt Unmut. Er kenne kein anderes Land, das ein Denkmal für Okkupanten errichtet habe, meinte der serbische Premier Ivica Dacic kürzlich dazu. Die Wiedererrichtung des Denkmals wäre politisch motiviert, ist der bosnisch-serbische Historiker Miljan Maksimovic überzeugt.

Erzherzog Franz Ferdinand und seine Frau Sophie waren während eines Besuchs in Sarajevo vom bosnischen Serben Princip ermordet worden. Das Attentat löste die Julikrise aus, was zum Ersten Weltkrieg führte.

Aufgeteiltes Denkmal

Das aus zwei griechischen Marmorsäulen bestehende Denkmal Franz Ferdinands und Sophies war unweit des Tatorts im Jahr 1916 errichtet worden. Nach dem Kriegsende ließen es die Behörden des neuen Königreiches der Serben, Kroaten und Slowenen (SHS) gleich wieder abbauen. Teile des Denkmals wurden an verschiedenen Stellen aufbewahrt, zum Teil auch im Städtischen Museum von Sarajevo.

Eine Geschichte, verschiedenen Auffassungen

In dem aus drei Staatsvölkern - Bosniaken (Muslime), Serben und Kroaten - bestehenden Land werden die Ereignisse des Jahres 1914 differenziert betrachtet. Für bosnische Serben ist Princip ein Held. Die Pläne, den 100. Jahrestag des Weltkrieges im kommenden Jahr in der bosnischen Hauptstadt mit einer Reihe von Veranstaltungen zu begehen, wurden vom bosnisch-serbischen Präsidenten Milorad Dodik auch gleich als "antiserbisch" kritisiert.

Mit Princip befassten sich erst kürzlich auch Historiker in Belgrad. Den Attentäter von Sarajevo als Terroristen zu bezeichnen, wäre falsch, hieß es dort. Die in Serbien offenbar starken Befürchtungen, dass das Land als Herausforderer des ersten Weltkrieges bezeichnet werden könnte, hält die Belgrader Historikerin Dubravka Stojanovic für nicht fundiert. Die Geschichte sei eine seriöse Wissenschaft, sie glaube nicht, dass solche Deutungen möglich wären, so Stojanovic.

(APA)

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