Deutschland nennt Namibia-Massaker erstmals "Völkermord"

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Deutschland nennt Namibia-Massaker erstmals "Völkermord"Wikimedia/unknown
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Im ehemaligen Deutsch-Südwestafrika ermordeten kaiserliche Truppen zwischen 1904 und 1908 zehntausende Menschen.

Die deutsche Regierung will die Massaker deutscher Truppen an der einheimischen Bevölkerung vor mehr als 100 Jahren im heutigen Namibia künftig als "Völkermord" bezeichnen. Dazu soll es nach Angaben des Auswärtigen Amts vom Freitag auch eine gemeinsame Erklärung mit Namibia geben.

Kaiserliche Truppen ermordeten im damaligen Deutsch-Südwestafrika zwischen 1904 und 1908 zehntausende Herero und Nama. Männer, Frauen und Kinder wurden in die Wüste getrieben, Fluchtwege abgeschnitten und Gift in Wasserquellen geschüttet. Experten gehen davon aus, dass 65.000 von 80.000 Herero und mindestens 10.000 von 20.000 Nama getötet wurden.

"Die Vernichtung der aufständischen Stämme wurde in Deutschland offen propagiert", sagt Historiker Reinhart Kössler, der Leiter des Arnold-Bergstraesser-Instituts in Freiburg. "Dieser Völkermord war öffentlich angekündigt." In seinem Schießbefehl vom 2. Oktober 1904 hatte der damalige Generalleutnant Lothar von Trotha keinen Hehl aus den Absichten der deutschen "Schutztruppe" gemacht: "Innerhalb der deutschen Grenze wird jeder Herero mit oder ohne Gewehr, mit oder ohne Vieh erschossen." Noch in der gleichen Woche schrieb Trotha nach Berlin: "Ich glaube, daß die Nation (der Herero) als solche vernichtet werden muß".

Die deutsche Kolonialherrschaft ging am 9. Juli 1915 zu Ende, also vor 100 Jahren. Bisher hat die deutsche Regierung das Wort "Völkermord" vermieden und sprach lediglich vage von einer "besonderen Verantwortung" gegenüber Namibia. 

(APA/dpa)

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