Überlebende Tirolerin: "Sie schrien: 'Rache für Syrien'"

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Theresa C. lag unter einem Toten in der Konzerthalle - und überlebte. Eine Vorband aus Tirol "rettete der Hunger", ihr Freund wurde angeschossen. Österreicher schildern den Anschlag.

"Es ist ein Wunder", sagt Theresa C. "Um mich herum lagen nur Tote." Aber die 39-jährige Tirolerin und ihr Freund haben überlebt. Das Paar war im ausverkauften Bataclan in Paris, als IS-Terroristen während des Auftritts der Eagles of Death Metal den Konzertsaal stürmten und mindestens 87 Menschen erschossen.

"Die Angreifer schrien: 'Rache für Syrien, nicht bewegen'", sagt die Tirolerin, die seit 2004 in Paris lebt. "Ich lag auf einer Frau und auf mir ein Mann, der einen Kopfschuss bekommen hatte. Ich dachte mir dauernd nur: Nicht bewegen, nicht bewegen."

Neben Theresa C. lag ein verletzter Mann. "Der hat so laut geschrien. Ich hatte so Angst, dass sie auch auf mich und uns schießen würden, damit er ruhig ist. Als um kurz vor elf Uhr die Polizei das Gebäude stürmte, konnten wir uns hinausretten.“ Sie habe keinen Kratzer abbekommen, sagt die 39-Jährige.  "Ich hatte Tausend Schutzengel."

"Der Hunger hat uns gerettet"

Medina Rekic vom Innsbrucker Rock-Duo "White Miles" hat in der vergangenen Nacht kein Auge zugetan. Der Schock ist durch das Telefon zu hören. Die "White Miles" waren gestern als Vorband von "Eagles of Death Metal" aufgetreten. „Der Hunger hat uns das Leben gerettet", sagt Rekic zur "Presse". "Wir sind die Glücksschweine." Nach ihrem Auftritt holten ihr Drummer Hansjörg Loferer und sie sich etwas zu Essen. Durch den Hinterausgang haben sie das Bataclan verlassen, das kurz darauf Angreifer stürmen sollten. „Wir sind nur ums Eck zu einem Fast-Food-Laden", sagt sie.

Auf dem Weg zurück zur Konzerthalle eilten Polizisten an ihnen vorbei. „Lauft, lauft in die andere Richtung“, schrie einer von ihnen auf Französisch. „Wir sind dann zurück in den Fast-Food-Laden", sagt Rekic. "Auf einmal waren überall tausende Polizisten. Mit vielen anderen sperrten sie sich dort ein. Irgendwann stand ein Mann vor dem Laden, blutverschmiert. „Ich habe in meinem ganzen Leben nie soviel Angst in den Augen eines Menschen gesehen.“ Der Mann war aus der Konzerthalle geflohen. Immer mehr kamen in den Fast-Food-Laden.

Zwei, drei Stunden waren sie dort, schätzt Rekic. Dann wurden sie in einen Hinterhof gebracht. Die Polizei versorgte dort Verletzte und Verwundete. Sehr spät kamen sie und ihr Bandkollege in ihr Hotel in Paris zurück. Auch die Eagles of Death Metal sind dort. Rekic klingt erschöpft. Wann sie zurückfliegen können? "Wir wissen es noch nicht."

„Merchandiser getötet“

Ein Freund der Band aus Tirol, Daniel, war unter den Konzertgästen. „Er wurde angeschossen“, sagt Rekic zur „Presse“. „Wir wissen nicht einmal, in welchem Krankenhaus er ist.“ Das Außenministerium hatte zuvor berichtet, dass ein Österreicher unter den Verletzten sei. Nach Angaben von Rekic war unter den Toten auch ein Merchandiser von „Eagles of Death Metal“. Er sei erschossen worden.

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