Diplomatie: Die Alpbach-Affäre

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Einem Blogeintrag der Foreign Policy zu Folge kam es zwischen dem chinesischen UN-Vizesekretär für wirtschaftliche und soziale Angelegenheiten Sha Zukang und UN-Generalsekretär Ban Ki-moon zu Pöbeleien.

Wien. Österreich lud ranghöchste UN-Bürokraten nach Alpbach ein, damit diese dort die Herbstarbeit in ruhiger, entspannter Atmosphäre besprechen können. Wie erst jetzt durch eine Indiskretion bekannt wurde, war die Atmosphäre offenbar ein wenig zu entspannt. Einem Blogeintrag auf der Website des renommierten US-Außenpolitikmagazins „Foreign Policy“ zufolge kam es zwischen dem chinesischen UN-Vizesekretär für wirtschaftliche und soziale Angelegenheiten Sha Zukang und UN-Generalsekretär Ban Ki-moon zu Pöbeleien.

Der seit 2007 amtierende ranghöchste chinesische Diplomat im Dienste der UNO soll bei einem Abendessen gesagt haben: „Ich weiß, dass Sie mich nie gemocht haben, Herr Generalsekretär. Nun, ich habe Sie auch nie gemocht.“ Der Schilderung zufolge soll Sha Zukang unter Alkoholeinfluss gestanden sein. „Ich wollte nie nach New York kommen. Aber ich habe gelernt, die Vereinten Nationen zu lieben, und beginne sogar, einige Dinge an Ihnen zu schätzen.“

Der Trinkspruch geriet dann zu zu einer Kritik an den USA: Er könne „Amerikaner einfach nicht ausstehen“, sagte er.

Am nächsten Tag soll Sha Zukang sich persönlich bei UN-Generalsekretär Ban Ki-Moon entschuldigt haben, sagte der stellvertretende UN-Sprecher Farhan Haq zu „Foreign Policy“.

Für Chinas Diplomatie ist der Vorfall höchst peinlich: Schließlich war es nicht zuletzt China, das Ban Ki-moons Kandidatur für den Posten des UN-Generalsekretärs unterstützt hatte. Sha Zukang gilt im Reich der Mitte offenbar als chinesischer „John Bolton“.

Bolton war während der Präsidentschaft von George W. Bush einer der Vizeaußenminister und so etwas wie ein Antidiplomat: Ruppig, raubeinig und für einen Diplomaten mit etwas zu flotten Sprüchen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.09.2010)


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