"Das ist Rache": Hinrichtungen und Folter in Syrien

Rache Syrische
Rache Syrische(c) REUTERS (STRINGER)
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Während die Lage der Zivilbevölkerung immer katastrophaler wird, tobt in der syrischen Metropole Aleppo weiter der Krieg. Im Internet zeigt ein Video das brutale Vorgehen im Land auf.

Der Kampf um die syrische Metropole Aleppo tobt weiter. Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International sieht in dem Angriff der Regierungstruppen auf die Stadt den Höhepunkt eines monatelangen brutalen Vorgehens. Das schreibt Amnesty in einem am Mittwoch veröffentlichten Bericht. Demnach hätten Regierungstruppen und die regimetreue Shabbiha-Miliz Protestierende - darunter auch Kinder - getötet und verletzt. Folter sei routinemäßig eingesetzt worden, hunderte Menschen sollen hingerichtet worden sein.

Ein weiterer Beleg für die brutalen Kämpfe in Syrien wurde am Dienstag auf der Internetplattform "Youtube" publik. Das Video zeigt, wie Anhänger von Diktator Bashar al-Assad in Aleppo von Aufständischen hingerichtet werden. Zu sehen sind bewaffnete Männer, die "Lang lebe die Freie Syrische Armee" rufen, gefangene mutmaßliche Mitglieder des Stammes al-Berri auf einen Platz führen. Einer der Gefangenen hat das Gesicht voller Blut und ist fast nackt. Er wird mit weiteren Gefangenen an eine Wand gestellt, während die Rebellen "Gott ist groß" rufen und dann das Feuer eröffnen.

Nach Angaben des Leiters der in London ansässigen Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte ist der Stamm der al-Berri Assad treu ergeben. Stammesmitglieder hätten an der Seite der Sicherheitskräfte die Proteste in Aleppo niedergeschlagen, sagte Rami Abdel Rahman. "Aber es verstößt gegen jedes Recht - internationales wie islamisches - Gefangene hinzurichten. Das ist kriminell. Das ist Rache."

Unübersichtliche Fronten in Aleppo

Die Lage der Zivilbevölkerung in der zweitgrößten Stadt Syriens wird somit immer katastrophaler. Aufständische und Regimetruppen liefern sich seit Tagen erbitterte Gefechte. Hunderttausende sind bereits geflohen, viele andere sitzen fest. Die unübersichtlichen Fronten ziehen sich mitten durch Wohngebiete. Nach UN-Angaben leiden mindestens zwei Millionen Menschen unter der Gewalt im Land.

Die Aufständischen kämpften sich in Aleppo nach eigenen Angaben Richtung Stadtzentrum voran. Das Militär beschoss die Viertel in Rebellenhand mit Artillerie und Hubschraubern. Mindestens 70 Menschen starben binnen weniger Stunden. Allein etwa 40 Polizisten sollen nach Angaben der syrischen Menschenrechtsbeobachter getötet worden sein, als Hunderte Rebellen in mehrstündigem Kampf zwei Polizeistationen in den Vierteln Salihin und Bab al-Nairab eroberten.

"Wir schieben nun die Front in Richtung Stadtzentrum vor", sagte Abu Omar al-Halebi, ein örtlicher Kommandant der oppositionellen Freien Syrischen Armee (FSA), der Deutschen Presse-Agentur am Telefon. Die Angaben lassen sich von unabhängiger Seite nicht überprüfen, weil Journalisten und andere Beobachter unter den Kriegsbedingungen kaum arbeiten können.

Dissident will mit "allen Kräften" sprechen

Der syrische Dissident und Menschenrechtsanwalt Haitham al-Maleh erklärte indes, ein neues Oppositionsbündnis habe ihn mit der Bildung einer syrischen Exil-Regierung mit Sitz in Kairo beauftragt. Er werde "mit allen Kräften der Opposition sprechen", sagte Al-Maleh. Der 70 Jahre alte ehemalige Richter ist ein langjähriger Kritiker des Assad-Regimes. Aus politischen Gründen saß er mehrfach im Gefängnis.

Die UNO-Generalversammlung berät unterdessen seit Dienstag in New York über eine neue Syrien-Resolution. Ein Beschluss wird nicht vor Donnerstag erwartet.

Kämpfe in Aleppo und Damaskus

In Aleppo versuchen die Regierungstruppen seit Samstag, die Aufständischen mit einer Großoffensive aus der strategisch wichtigen Handelsstadt zurückzudrängen. Bisher scheint das Regime vor allem auf Bombardements aus der Luft und Artilleriebeschuss zu setzen, um die Aufständischen in ihren Stellungen mürbe zu machen. Die in der Stadt Zurückgebliebenen suchten zu Tausenden Schutz in Moscheen und öffentlichen Gebäuden, sagte die Sprecherin des UN-Flüchtlingshilfswerks, Melissa Fleming.

In der Hauptstadt Damaskus attackierten die Aufständischen nach eigenen Angaben Kontrollpunkte der Sicherheitskräfte beim palästinensischen Flüchtlingslager Jarmuk und in den Stadtteilen Al-Tadamun und Al-Kassas. Dabei setzten sie automatische Waffen und Panzerfäuste ein, wie Aktivisten berichteten. Die Regimetruppen versuchten, die Rebellen mit Artillerie auf Distanz zu halten.

(APA/dpa/AFP/Reuters)

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