Opposition: Massaker mit über 300 Toten in Syrien

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aus DamskusReuters
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Die Armee habe die Stadt Daraya abgeriegelt und Massenhinrichtungen durchgeführt, berichtet die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte.

Die syrische Opposition wirft den Truppen von Staatschef Bashar al-Assad erneut ein schweres Massaker vor. In Daraya nahe der Hauptstadt Damaskus seien am Wochenende mindestens 320 Leichen gefunden worden, teilte die in London ansässige Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit. Laut den syrischen Rebellen wurden viele Opfer bei Massenhinrichtungen getötet und die Leichen dann verbrannt. Erstmals soll sich ein Armeekommandant aus Syrien abgesetzt haben, der größere Kampfverbände befehligt hatte.

Die Armee habe Daraya zunächst abgeriegelt und dann mit mit schweren Waffen und Kampfflugzeugen unter Beschuss genommen, sagte ein Oppositionssprecher. Später seien die "Mörderbanden" der regierungstreuen Shabiha-Miliz in die Stadt eingedrungen und hätten Massenhinrichtungen verübt. Die Leichen seien zerstückelt und in Brand gesetzt worden. In einem von der Opposition verbreiteten Video waren zahlreiche verkohlte Leichen zu sehen, die in einer Moschee entlang der Wände übereinandergelegt waren. Eine Stimme beschreibt die Bilder als Ergebnis eines "abscheulichen Massakers", das von Assads Truppen begangen worden sei. Die syrischen Staatsmedien berichteten, die Armee habe Daraya "von Terroristen gesäubert".

Die Beobachtungsstelle erklärte, die meisten Opfer seien vermutlich in den vergangenen Tagen bei einer Offensive der Armee getötet worden. Demnach hatten die Regierungstruppen zu Wochenbeginn einen Großeinsatz gegen Daraya gestartet, um die gegen Assad kämpfenden Aufständischen aus der Stadt mit rund 200.000 Einwohnern zu vertreiben. Die Beobachtungsstelle stützt sich bei der Bekanntgabe ihrer Opferzahlen auf die Aussagen von Aufständischen und Augenzeugen. Ihre Angaben sind von unabhängiger Seite nicht zu überprüfen.

Die syrische Führung um Assad lässt seit Mitte März 2011 eine Revolte blutig niederschlagen. Seither wurden nach Angaben der Beobachtungsstelle rund 25.000 Menschen getötet. Mit mehr als 4000 Toten ist der August schon jetzt der blutigste Monat seit dem Beginn des Aufstands.

Jordanien verlangt Hilfe

Jordanische Medien meldeten, General Mohammed Mussa al-Khairat habe am Samstag die Grenze überquert. Der Name des Kommandanten der 7. Division war im Jänner auf einer von den Koordinationskomitees der Syrischen Revolution in der Stadt Jasim verbreiteten Liste mit Namen von Militärs aufgetaucht, die nach ihren Angaben an der brutalen Unterdrückung der Protestbewegung in ihrer Stadt beteiligt waren.

Jordanien hat die internationale Gemeinschaft um verstärkte Hilfe für die rund 160.000 syrischen Flüchtlinge im Land gebeten. Informationsminister Samih Maajtah erklärte am Sonntag, derzeit erreichten mehr als 2.000 Flüchtlinge aus Syrien pro Tag Jordanien. Die Vereinten Nationen haben bei ihren Mitgliedern um Spenden für die syrischen Flüchtlinge in Jordanien und anderen Ländern der Region gebeten. Bisher ging nach UNO-Angaben aber erst die Hälfte der erbetenen 190 Millionen Dollar (152 Mio. Euro) ein.

Erstmals seit Beginn des Syrien-Konfliktes ist eine größere Gruppe syrischer Flüchtlinge in Griechenland angekommen. Vor der Insel Symi in der Südostägäis seien 47 Migranten in einem kleinen Boot aufgegriffen worden, teilte die griechische Küstenwache am Samstag mit. 20 von ihnen stammten aus Syrien.

UNO-Beobachtermission zu Ende gegangen

Der Leiter der UNO-Beobachtermission in Syrien hat am Samstag das Land verlassen. Die Beobachtermission endete offiziell schon am vergangenen Sonntag, Gaye blieb aber noch für einige Gespräche. Der UNO-Sicherheitsrat verständigte sich auf ein neues, kleineres Büro in Syrien, das die Friedensbemühungen fortführen soll. Die Einrichtung der Beobachtermission war der einzige greifbare Erfolg des Anfang August zurückgetretenen Sondergesandten von UNO und Arabischer Liga, Kofi Annan, bei seinen Bemühungen, den Bürgerkrieg zu stoppen. Die Beobachter sollten einen Waffenstillstand überwachen, der nie in Kraft trat.

Nachfolger Annans wurde der algerische Ex-Außenminister Lakhdar Brahimi. Die Größe seiner Aufgabe hat ihn offenbar sehr beeindruckt. Zu Beginn eines Gesprächs mit UNO-Generalsekretär Ban Ki-moon sagte Brahimi am Freitag (Ortszeit) am Hauptsitz der Vereinten Nationen in New York: "Als Sie mich anriefen, war ich geehrt, geschmeichelt, berührt und erschrocken." Er werde keine Mühe scheuen, dem syrischen Volk zu helfen, so Brahimi.

(APA/dpa/Reuters/AFP)

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