Vor der US-Botschaft in Wien demonstrierte eine sehr heterogene Gruppe von Menschen gegen die Beleidigung ihres Propheten.
Zur Kundgebung gegen das umstrittene Mohammed-Video am Samstagabend vor der US-Botschaft in Wien-Alsergrund sind laut Polizeiangaben rund 700 Teilnehmer gekommen. Die Gruppe der Demonstranten war sehr heterogen: Streng Gläubige mischten sich mit liberalen Muslimen, darunter fanden sich Frauen mit und ohne Kopftuch. Die überwiegende Mehrheit der Demonstranten waren junge Erwachsene. Geeint waren sie alle in ihrem Unmut und in ihrer persönlichen Betroffenheit über den umstrittenen Trailer des US-Films "Innocence of Muslims". Die Polizei sprach von einem "störungsfreien Ablauf der Kundgebung".
Während manche die Errichtung eines Kalifats propagierten, sprachen sich andere entschieden dagegen aus. "Wir sind hier um unseren Propheten zu verteidigen", sagte ein alter Mann mit weißem Bart und Kopfbedeckung - und sprach damit wohl für viele der Teilnehmer.
"Der Trailer hat so eine Wut in mir ausgelöst, ich hatte Tränen in den Augen", erzählte eine junge Frau mit Kopftuch. Ein anderer Teilnehmer kritisierte, dass "unser geliebter Prophet als ein Kinderschänder, Frauenverächter" in dem Film dargestellt werde. Sehr schockiert sei er gewesen, als er von dem Film erfuhr. Wie einige andere Demonstrationsteilnehmer auch, habe er den Clip nicht gesehen: "Ich will es mir nicht zumuten jemanden zu sehen, der meinen geliebten Propheten darstellt". Allein die Darstellung des Propheten als Mensch ist für strenggläubige Muslime anstößig.
Zur Demonstration sei er gekommen um friedlich dagegen zu demonstrieren, so der Mann weiter. Entschieden lehnte er die Gewaltwelle in der islamischen Welt aufgrund des Videos als "unislamisch" ab und sagte, dass die Demonstration auch gegen das Töten von Unschuldigen wie dem US-Botschafter in Libyen gerichtet sei. Eine junge Teilnehmerin mit Kopftuch entschuldigte sich sogar für die Attentate auf "unschuldige Menschen". Im libyschen Benghazi waren vier US-Amerikaner, darunter Botschafter Christopher Stevens, beim Sturm aufs US-Konsulat ums Leben gekommen.
Der Demonstrationszug in Wien war gut organisiert. Rund zehn von den Veranstaltern selbst gestellte Ordner in orangen Warnwesten hatten die Demonstrierenden von der U-Bahnstation Friedensbrücke zur US-Botschaft gelotst und gewissenhaft ihren Plätzen zugeteilt: Männer sollten in der vorderen Hälfte der Menschenmenge gehen, Frauen und Kinder in der hinteren. Einige der Demonstrationsteilnehmer hielten sich allerdings trotz Anweisungen nicht daran. Ein Teilnehmer wurde dabei beobachtet, wie er einen Kameramann aufforderte, das Filmen von Frauen zu unterlassen. Andere Teilnehmer wiesen ihn jedoch in seiner Kritik zurück.
Angekommen vor der US-Botschaft wurde spontan zum Gebet gerufen, an dem etwa die Hälfte der Demonstranten teilnahm. Im Anschluss an die darauf folgendende Kundgebung wurde die Veranstaltung vonseiten der Organisatoren gegen 18.30 Uhr beendet. Zur Organisation der Demonstration unter dem Motto "Protest gegen die Unzumutbarkeit der US-Filmindustrie und den Schmähfilm gegen den Propheten Mohammed" wurde eigens eine Facebook-Gruppe gegründet, hinter der Einzelpersonen stehen, darunter unter anderem der junge Österreich-Tunesier Abdullah F.
(APA)