Timoschenko ruft aus dem Gefängnis zum Umsturz auf

Julia Timoschenko ein Jahr in Haft
Julia Timoschenko ein Jahr in Haftdapd
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Die seit mehr als einem Jahr inhaftierte ehemalige Ministerpräsidentin Julia Timoschenko ruft in einem Youtube-Video zum Sturz der ukrainischen Regierung bei den Wahlen am 28. Oktober auf.

Der früheren ukrainischen Ministerpräsidentin Julia Timoschenko ist es mit Hilfe eines Anwalts gelungen, vor den Parlamentswahlen in einem Monat aus ihrem Gefängnis heraus einen Appell zum Umsturz zu veröffentlichen. Ein Video, in dem Timoschenko die Führung unter Präsident Viktor Janukowitsch als "Mafia" brandmarkt, wurde am Samstag von ihrer Partei verbreitet.

"Ich wende mich an alle! Wenn Ihr jetzt nicht begreift, dass das Verbrechen und die Mafia in der Ukraine regieren, wird euch später nichts mehr schützen können!", sagt die seit mehr als einem Jahr inhaftierte Politikerin. Die Bevölkerung solle die "kriminelle Gruppe" bei den Wahlen am 28. Oktober "stürzen". Umfragen zufolge dürfte Janukowitschs Partei der Regionen bei der Wahl stärkste Kraft werden, dicht gefolgt aber von einem Parteienblock, zu dem auch Timoschenkos Vaterlandspartei gehört.

Das Leben zur Hölle gemacht

Timoschenko warf Janukowitsch vor, ihr das Leben zur "Hölle" gemacht zu haben. Sie werde "jeden Tag psychologisch und körperlich unter Druck gesetzt", sagte die Oppositionsführerin energisch. Das Video wurde den Angaben zufolge von dem Anwalt mit einem Handy aufgenommen. Es spielt anscheinend in dem Krankenhaus in Charkiw im Osten der Ukraine, in dem Timoschenko seit Mai wegen eines Bandscheibenvorfalls behandelt wird. Im Video macht die sitzend gefilmte Oppositionsführerin einen gesundheitlich gefestigten Eindruck. Es ist auch ein Mann zu sehen, anscheinend ein Mitarbeiter des Wachpersonals, der immer wieder versucht, die Kamera zu verdecken. Eine Gefängniswärterin schirmt ihr eigenes Gesicht ab, offenbar um nicht erkannt zu werden.

Die Justizverwaltung veröffentlichte ihrerseits ein Video, auf dem zu sehen ist, wie Timoschenko energisch ihr Recht auf den Empfang von Besuchern vertritt. Die Kameraführung legt nahe, dass der Betrachter vor allem den Eindruck gewinnen soll, Timoschenko sei nicht so krank, wie sie selbst sagt. Die Ex-Regierungschefin schlägt auf dem Video immer wieder mit den Absätzen ihrer Schuhe gegen eine Tür. Sie sitzt die meiste Zeit auf einem Rollator, zeitweise steht sie aber auch vor der Tür.

Timoschenko sitzt derzeit wegen Amtsmissbrauchs während ihrer Zeit als Ministerpräsidentin eine siebenjährige Gefängnisstrafe ab. Ende August hatte das oberste ukrainische Berufungsgericht das Urteil gegen sie bestätigt. Timoschenko kann daher nicht selbst bei den Wahlen Ende Oktober antreten.

(APA/AFP/dpa/Reuters)

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