Arafats Leichnam wird auf Giftspuren untersucht

Arafats Leichnam wird Giftspuren
Arafats Leichnam wird Giftspuren c REUTERS SUHAIB SALEM
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Ausländische Experten haben die Leiche des Palästinenserführers exhumiert und Proben entnommen. Erste Ergebnisse sollen in mehreren Monaten vorliegen.

Acht Jahre nach seinem Tod wird der Leichnam des früheren Palästinenser-Präsidenten Yasser Arafat auf Giftspuren untersucht. Experten aus der Schweiz, Frankreich, Russland und der Palästinenser entnahmen am Dienstag Proben aus dem Grab in Ramallah. Abgeschirmt hinter einer blauen Plane öffneten die Rechtsmediziner das Mausoleum nahe des Hauptsitzes der Autonomiebehörde. Arafats Witwe Suha hatte die Untersuchung angestoßen, blieb ihr aber fern.

Die Exhumierung begann um 4.00 Uhr MEZ und war binnen weniger Stunden abgeschlossen. Anders als geplant, verblieben Arafats Gebeine in dem Grab. Laut Taufik Tirawi, Chef der palästinensischen Kommission zur Untersuchung von Arafats Tod, entschieden die Experten gemeinsam, die Proben direkt aus der Grabstätte zu entnehmen. Das Grab wurde wieder verschlossen, eine für den Nachmittag geplante neue Beisetzung fand nicht statt, wohl aber eine Militärzeremonie.

"Sehr schmerzlicher" Akt

Geklärt werden soll, ob der umstrittene Politiker mit radioaktivem Polonium vergiftet wurde. Nicht nur in seiner Familie, auch unter Palästinensern ist die Untersuchung aber umstritten. Arafat war 2004 in einem Pariser Krankenhaus gestorben - bereits zu dem Zeitpunkt wurde gemutmaßt, dass Fremdverschulden im Spiel sein könnte. Nachdem ein Schweizer Institut Spuren von Polonium an Arafats Kleidung gefunden hatte, leiteten französische Richter im August Mordermittlungen ein.

Suha Arafat sprach von einem "sehr schmerzlichen" Akt, der aber nötig sei, um die Wahrheit ans Licht zu bringen. Ein Neffe Arafats und Präsident der Yasser-Arafat-Stiftung, Nasser al-Kidwa, sprach hingegen von "Leichenschändung". In seinen Augen ist längst klar, dass sein Onkel ermordet wurde, weitere Beweise seien nicht nötig.

Ergebnisse für März/April erwartet

Die entnommenen Proben sollen nun in Laboren in Frankreich, Russland und der Schweiz auf mögliche Giftrückstände untersucht werden. "Die Untersuchungen werden mehrere Monate dauern, um alles zu prüfen, gegenzuprüfen und nochmals gegenzuprüfen und deshalb glaube ich nicht, dass wir etwas Konkretes vor März oder April nächsten Jahres haben", sagte der Sprecher der Universitätsklinik in Lausanne, Darcy Christen.

(c) Reuters

Der Nuklearforscher Jean-Rene Jourdain vom französischen Strahlenschutzamt IRSN meinte, dass der Nachweis einer Vergiftung mit Polonium 210 nicht einfach sei. Alle 138,4 Tage werde der Stoff um die Hälfte abgebaut, weshalb im Fall einer Vergiftung acht Jahre nach Arafats Tod rund zwei Millionen Mal weniger Gift festgestellt werden könnte als zum Todeszeitpunkt. Doch selbst wenn aber Polonium 210 in Arafats Gebeinen nachgewiesen werde, sei nicht sicher, ob er vergiftet worden sei, weil der Stoff auch direkt unter der Erdoberfläche in der Natur vorkomme, sagte Jourdain.

Mehrere Experten hatten im Vorfeld die Möglichkeit einer radioaktiven Vergiftung bezweifelt, da sich Arafats Gesundheitszustand kurzfristig wieder gebessert und er nicht alle Haare verloren habe.

(APA/dpa)

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