Zentralafrika: Kämpfer rücken auf Hauptstadt vor

(c) REUTERS (STRINGER)
  • Drucken

Der Präsident der Republik Zentralafrika hofft auf die Unterstützung Frankreichs und der Vereinigten Staaten von Amerika. Doch Paris verweist auf seine neue Afrika-Politik und lehnt eine Intervention ab.

Wien/BANGUI/AG/DAB. Die Sicherheitslage in der Republik Zentralafrika hat sich am Donnerstag dramatisch zugespitzt: Präsident François Bozizé forderte Frankreich und die USA auf, seine Regierung beim Kampf gegen die Rebellen zu unterstützen. Die Aufständischen, die bereits mehrere Städte im Norden des Landes kontrollieren, befinden sich etwa 80 km vor der Hauptstadt Bangui. Sie drohen, die seit fast zehn Jahren dauernde Präsidentschaft Bozizés zu beenden. Bozizé ist seit einem Putsch 2003 an der Macht. Er benötigte schon mehrmals ausländische Unterstützung, um Rebellionen niederzuschlagen.

Die frühere Kolonialmacht Frankreich will sich jedoch nicht in ein außenpolitisches Abenteuer stürzen. „Wir werden uns keinesfalls in die inneren Angelegenheiten eines Landes einmischen. Diese Zeiten sind vorbei“, verkündete Frankreichs Präsident François Hollande am Donnerstag.
Man werde aber Soldaten zum Schutz der französischen Botschaft in Bangui stationieren. Demonstranten haben die diplomatische Vertretung  am Mittwoch attackiert und die französische Regierung beschuldigt, die Aufständischen zu unterstützen. Andere forderten, Frankreich solle der zentralafrikanischen Armee beim Kampf gegen die Rebellen helfen. Frankreich hat etwa 250 Soldaten, die einer Friedensmission angehören, im Land. Seit der Unabhängigkeit 1960 existiert zwischen den beiden Ländern ein Verteidigungspakt.

UNO startet Evakuierung

Unterdessen hat die UNO bereits damit begonnen, einige ihrer Mitarbeiter und deren Familien in Sicherheit zu bringen: „Das ist nur eine vorbeugende Maßnahme, falls sich die Sicherheitslage in Bangui weiter verschlechtern sollte“, sagte UN-Sprecher Martin Nesirky am Donnerstag.

Auch die USA zeigten sich besorgt: Washington forderte alle amerikanischen Staatsbürger auf, das Land zu verlassen, bis sich die Sicherheitslage verbessere.

Vertreter aus ganz Zentralafrika wollen nun zwischen den Konfliktparteien vermitteln. Für Donnerstagabend waren erste Gespräche zwischen Regierung und Rebellen in Bangui geplant. Die Rebellen geben sich siegessicher. In einem Statement verkündeten sie: „Wir halten es zum Schutz der Zivilbevölkerung und aus Sicherheitsgründen nicht mehr für notwendig, nach Bangui zu marschieren. Denn Präsident François Bozizé hat bereits die Kontrolle über das Land verloren.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.12.2012)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Außenpolitik

Zentralafrika: Teure, funkelnde, gefährliche Steine

Im Mittelpunkt aller Konflikte innerhalb der Zentralafrikanischen Republik standen immer (Blut-)Diamanten – von denen es dort mehr als anderswo gibt. Beim neuen Bürgerkrieg ist es nicht anders.
Außenpolitik

Erste Bewährungsprobe für Hollandes Afrika-Doktrin

Paris verweigert vorerst militärische Hilfe.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.