Zäher Budget-Insider: Lew wird neuer US-Finanzminister

Jack soll neuer USFinanzminister
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Jack Lew, Stabschef im Weißen Haus, soll die Nachfolge Timothy Geithners antreten. Es könnte eine gute Wahl Präsident Obamas sein: Als Bill Clintons Budgetdirektor erwirtschaftete Lew einen Überschuss.

[WASHINGTON] Der Lunch, den Jack Lew an seinem Schreibtisch im Büro des Stabschefs im Weißen Haus einzunehmen pflegte - ein paar Türen entfernt vom Oval Office des Präsidenten - war frugal: ein Käse-Sandwich und ein Apfel. An seinen Gewohnheiten wird sich nicht viel ändern, wenn der 57-Jährige demnächst ins Nachbarhaus einzieht - ins ungleich größere Finanzministerium mit den wuchtigen griechischen Säulen. Die Prinzipien des neuen US-Finanzministers sind unverrückbar: Freitagnachmittag endet sein Arbeitstag vor Sonnenuntergang, weil er als orthodoxer Jude die Sabat-Regeln strikt einhält.

Am Donnerstag wird Präsident Barack Obama den Nachfolger Timothy Geithners der Öffentlichkeit präsentieren, sein Name schwirrte freilich schon längst durch alle Gazetten. Als Budgetdirektor unter Bill Clinton - als er einen Überschuss erwirtschaftete - wie unter Obama, als Stabschef und als Vize der Außenministerin Hillary Clinton stellte der New Yorker Lew seine Vielseitigkeit unter Beweis. Hillary Clinton wollte ihn einst ungern ins Weiße Haus ziehen lassen. „Zum Präsidenten sagt man nicht Nein", erklärte Lew.

Seine Erfahrung als Washingtoner Insider geht indessen noch weiter zurück: Als Mitarbeiter von Tip O'Neill, des legendären demokratischen Sprechers des Repräsentantenhauses, erwarb sich Jack Lew im Poker mit der Reagan-Regierung in den 1980er-Jahren um die Rettung der Sozialversicherung Verhandlungsgeschick und Zähigkeit. Ein von O'Neill signierter Holzhammer in Lews Bibliothek erinnert an eine Ära, als Demokraten und Republikaner sich zusammenrauften und dabei den politischen Gegner respektierten.

Neuling auf Weltfinanz-Bühne

Diese Qualitäten wird der Sohn eines als Kind aus Polen geflohenen Immigranten im Budgetstreit gut gebrauchen können. Bisher hat Obama ihn aus der ersten Reihe genommen, Vizepräsident Joe Biden und Geithner führten den erbitterten Kampf mit der Opposition um die „Fiskalklippe". Bei den dräuenden Budgetkürzungen und der neuerlichen Debatte um eine Anhebung der gesetzlichen Schuldengrenze im Februar wird indes Lew an vorderster Front stehen - sofern die republikanischen Senatoren seine Nominierung nicht blockieren. Als Budgetdirektor hat ihm der Senat zwar bereits mehrmals seine Zustimmung erteilt, doch jetzt rührten sich bei den immer stärker auf Blockade setzenden Republikanern reflexhaft Vorbehalte gegen seine Bilanz.

Als Student ein idealistischer Spät-Hippie und Folk-Fan, der ein Konzert gegen den Hunger in der Welt organisierte und dafür Star-Musiker Don McLean gewann, wandelte sich Lew zum liberalen Pragmatiker. Im kleinen Kreis räsonierte er schon über die Erhöhung des Alters für den Anspruch auf das Gesundheitsprogramm Medicare von 65 auf 67 Jahre. Im Einmaleins des Budgets macht dem Absolventen der Elite-Unis Harvard und Georgetown und Ex-Citigroup-Manager niemand etwas vor, auf der Bühne der Weltfinanz gilt er allerdings als Neuling.

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