Paris greift immer wieder militärisch in Konflikte in der Region ein.
Eigentlich wollte Präsident François Hollande Frankreichs Strategie in Afrika neu ausrichten: Die Zeiten, in denen sich Paris in die inneren Angelegenheiten der einstigen Kolonien einmische, seien endgültig vorbei, hat er angekündigt. Doch daraus wird vorläufig nichts. In Mali helfen Frankreichs Streitkräfte tatkräftig mit, die islamistischen Kämpfer in die Schranken zu weisen. Und die Regierung der Zentralafrikanischen Republik hat Paris erst vor Kurzem um Beistand gegen Rebellen gebeten. Das lehnte Hollande zwar ab, Frankreichs Truppen wurden trotzdem aufgestockt.
Die einstige Kolonialmacht Frankreich unterhält auch heute noch ein Netz von Militärstützpunkten in Afrika, das sich von Dschibuti bis zum Senegal und vom Tschad bis Gabun spannt (siehe Grafik). Zuletzt gab es in Paris Überlegungen, nur noch zwei große Stützpunkte in der Region zu unterhalten – einen in West- und einen in Ostafrika. Die Soldaten sichern Frankreichs politische und wirtschaftliche Interessen. Zudem stehen sie bereit, um im Notfall Bürger Frankreichs und anderer westlicher Länder zu schützen. Paris paktierte mit verschiedensten afrikanischen Gewaltherrschern, half aber auch immer wieder mit, Konflikte beizulegen. In den vergangenen Jahren griff der „französische Gendarm“ mehrmals auf dem afrikanischen Kontinent ein.
•Libyen. So wie in anderen Hauptstädten Europas war Libyens Diktator Muammar al-Gaddafi auch in Paris gern gesehener Gast. Als sich Gaddafi aber im März 2011 anschickte, den Aufstand gegen sich mit Gewalt zu beenden, trat die Nato aufseiten der Rebellen in die Kämpfe ein. Paris hatte sich für den Einsatz starkgemacht, die ersten Nato-Angriffswellen flogen französische Jagdbomber.
•Elfenbeinküste. Obwohl Laurent Gbagbo, der Präsident der Elfenbeinküste (Côte d'Ivoire), offenbar die Wahlen Ende 2010 verloren hatte, dachte er nicht daran zurückzutreten. Es kam zu Kämpfen mit den Anhängern von Herausforderer Alassane Ouattara. Offiziell schützten französische Truppennur westliche Bürger und standen den UN-Truppen bei. De facto führte der militärische Druck Frankreichs aber dazu, dass Gbagbo die Macht abgeben musste.
•Tschad. Der Autokrat Idriss Déby ist ein langjähriger Verbündeter Frankreichs. Immer wieder rettete ihm Paris das politische Überleben – zuletzt 2008. Mehrere Staaten, darunter Österreich, hatten damals gerade ihre Voraustrupps für eine EU-Mission zum Schutz von Flüchtlingen entsandt, als Rebellen in die Hauptstadt N'Djamena einrückten.s Déby schlug die Aufständischen mit französischer Militärhilfe zurück.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.01.2013)