"Extreme Provokation": Nordkorea führt Atomtest durch

Nordkorea vermeldet erfolgreichen Atomtest
Nordkorea vermeldet erfolgreichen Atomtest(c) REUTERS (KIM HONG JI)
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US-Präsident Obama nennt den unterirdischen Nukleartest eine Gefahr für den Weltfrieden. Die UNO spricht von einem doppelt so starken "Ereignis" wie beim letzten Atomtest 2009.

Nordkorea hat seine Drohungen wahr gemacht und einen dritten Atomtest durchgeführt. Die staatliche Nachrichtenagentur "KCNA" meldete am Dienstag, der unterirdische Test sei "in sicherer und perfekter Weise" abgelaufen. Konkret sei ein miniaturisierter Sprengsatz mit großer Stärke gezündet worden.

Das Regime rechtfertigte den Test als "Akt der Selbstverteidigung" gegen eine aggressive Politik der USA und drohte mit einer weiteren Eskalation: "Dieser Atomtest war nur die erste Antwort, die wir mit äußerster Zurückhaltung gegeben haben."

Sürdkorea bestätigte ein "künstliches" Beben im Nordosten Nordkoreas, das auf einen unterirdischen Nukleartest hinweise. Auch US-Erdbebenwarten verzeichneten eine Erschütterung in der Region, in der das nordkoreanische Testgelände Punggye Ri liegt.

Die UNO-Behörde zur Überwachung des Atomwaffenteststopp-Abkommens (CTBTO) sprach von einem doppelt so starken "Ereignis" wie beim letzten Atomtest der Nordkoreaner 2009. Der Vorfall habe eine seismische Stärke von 4,9 bis 5,1 erreicht. Die Behörde will in den kommenden 48 Stunden anhand der seismischen Charakteristika feststellen, ob das "Ereignis" natürlichen Ursprung gewesen ist oder von Menschen hervorgerufen wurde.

Geheimdienst: Weitere Tests könnten bevorstehen

Nach südkoreanischen Angaben dürfte der Test eine Sprengkraft von sechs bis sieben Kilotonnen TNT gehabt haben. Zum Vergleich: Die Bombe, die 1945 über Hiroshima gezündet wurde, hatte ein Sprengkraft von 13 bis 16 Kilotonnen.

Wie die Nachrichtenagentur Yonhap berichtete, könnte Pjöngjang nach Meinung südkoreanischer Geheimdienste bald noch weitere Atomtests abhalten.

--> Nordkoreas Erklärung im Wortlaut

UN-Sicherheitsrat: Neue Sanktionen?

Der UN-Sicherheitsrat verurteilte den Atomtest "entschieden". Der Test stelle eine "eindeutige Bedrohung des internationalen Friedens und der Sicherheit dar", erklärte das Gremium nach einer Dringlichkeitssitzung hinter verschlossenen Türen.

Der Rat kündigte an, "sofort" seine Beratungen über weitere "Maßnahmen" aufzunehmen. Nach Angaben von Diplomaten könnte es sich dabei um eine weitere Resolution oder neue Sanktionen handeln.

Obama: "Atomtest gefährdet Weltfrieden"

US-Präsident Barack Obama verurteilte den Atomtest als "extrem provokativen Akt". Er gefährde die Stabilität in der Region. Das nordkoreanische Atomprogramm sei zudem eine Bedrohung der Sicherheit der USA und der ganzen Welt. Nun sei ein "weiteres rasches und glaubwürdiges Handeln der internationalen Gemeinschaft" nötig. "Die USA werden weiterhin alle Schritte unternehmen, die notwendig sind, uns und unsere Verbündeten zu verteidigen", erklärte Obama.

--> Internationale Reaktionen auf den Atomtest

Auch Nordkoreas engster Verbündeter China lehnte den Atomtest "entschieden ab". Man trete für die Nicht-Nuklearisierung der koreanischen Halbinsel ein und wolle die Verbreitung von Atomwaffen verhindern, teilte das Außenamt in Peking mit. China hatte bereits die Atomtests Nordkoreas in den Jahren 2006 und 2009 verurteilt, das Regime in Pjöngjang aber weiter unterstützt.

Russland verurteilte den Atomtest am Dienstag. "Wir verlangen, dass Nordkorea diese widerrechtlichen Handlungen einstellt und komplett auf das Atomraketenprogramm verzichtet", sagte Juri Uschakow, berater von Russland Präsidenten Wladimir Putin. Die Entwicklung sei besonders angesichts der bisher "guten nachbarschaftlichen Beziehungen" beider Länder bedauerlich.

Nordkorea hatte einen neuen Atomtest sowie Tests von Langstreckenraketen im Jänner angekündigt. Ein Zeitrahmen dafür war aber nicht genannt worden. Der Grund für die Drohungen war eine Verschärfung der Sanktionen gegen das Land durch den Weltsicherheitsrat im Dezember.

(APA/Reuters/AFP/Red.)

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