Monti: Merkel fürchtet sich vor einem Sieg der Linken

Wahlkampf. Kanzlerin dementiert Aussagen des Premiers. EU-Parlamentspräsident Schulz warnt vor Berlusconi.

Rom/Ag. Ob es die deutsche Regierung will oder nicht: Sie ist inzwischen fester Bestandteil des italienischen Wahlkampfs. Nachdem Berlin zuletzt zu verstehen gegeben hat, wie sehr man über einen möglichen Wahlsieg Berlusconis besorgt sei, legt jetzt Italiens Technokraten-Premier Mario Monti nach: „Angela Merkel fürchtet die Konsolidierung der Parteien der Linken“, sagte er. „Ich glaube nicht, dass sie will, dass die Linksdemokraten (PD) an die Regierung kommen.“

Monti reagierte auf Äußerungen seines Rivalen Silvio Berlusconi, der zuletzt wiederholt Merkel attackiert hatte. So behauptete der Cavaliere, Monti und Merkel hätten sich bereits darauf verständigt, die in Umfragen führende Linksdemokraten zu unterstützen.

Die deutsche Kanzlerin dementierte über ihren Sprecher Montis Zitate: Die Kanzlerin gebe zum italienischen Wahlkampf keine Stellungnahme ab. Monti selbst relativierte später seine Aussagen über Merkels Linksdemokraten-Skepsis: Diese würden nur seine persönlichen Einschätzungen widerspiegeln, es habe kein Gespräch darüber mit Merkel stattgefunden.

Doch der Rückzieher kam zu spät. Linksdemokraten-Chef Pier Luigi Bersani reagierte empört. „Ich weiß nicht, ob wir nun Montis Problem sind oder Merkels“, sagte er. Keine gute Voraussetzung für eine Zusammenarbeit: Die PD könnte nach der Wahl am Sonntag und Montag auf Montis Unterstützung angewiesen sein, um eine stabile Mehrheit zu bekommen.

Indes sorgt auch EU-Parlamentspräsident Martin Schulz mit italienischen Wahlkampfparolen für Schlagzeilen. Er warnte die Italiener vor der Wahl Berlusconis: „Es geht um viel. Auch darum, dass das Land nicht das internationale Vertrauen verspielt“, das es durch Monti wiedergewonnen habe.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.02.2013)

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