Der "Cavaliere" gibt sich zahm - und schließt eine Einigung mit seinem Rivalen Bersani von der Mitte-Links-Allianz plötzlich nicht mehr aus.
Er werde sämtliche Vorhaben eines linken Regierungsbündnisses blockieren. So hörte sich Silvio Berlusconi, Chef der Mitte-Rechts-Allianz, vor den Parlamentswahlen an. "Italien braucht eine tragfähige Regierung. Neuwahlen sind nicht nützlich." So hört sich Silvio Berlusconi am Tag nach der Wahl an. Selbst eine Einigung mit der Mitte-Links-Allianz um seinen Rivalen Pierluigi Bersani wollte der Medienzar am Dienstag in einem TV-Interview plötzlich nicht mehr ausschließen.
Wie berichtet hatten die Parlamentswahlen am Sonntag und Montag alle Hoffnungen auf klare politische Verhältnisse in der taumelnden drittgrößten Volkswirtschaft der Eurozone zerschlagen. Bersanis Mitte-Links-Block holte zwar das Unterhaus - im Senat gibt es aber ein Patt, weil Berlusconis Mitte-Rechts-Allianz mit 30,7 Prozent überraschend stark abschnitt. Italien droht nun in die Unregierbarkeit zu driften.
Hinter Berlusconis zahmem, versöhnlichem Auftritt am Dienstag könnte freilich Taktik stecken: In italienischen Medien wird bereits mit Neuwahlen spekuliert - und kein Politiker will für einen erneuten Urnengang vom Wähler verantwortlich gemacht und abgestraft werden.
"Das ist ein neues Wunder Berlusconis"
Der Mitte-Rechts-Block feierte indes den Erfolg Berlusconis, der alle Prognosen der Meinungsforschungsexperten übertraf. "Berlusconi hat die Wählerstimmen gegenüber den Erwartungen verdoppelt, mit denen der Mitte-Rechts-Block in den Wahlkampf gestartet war. Das ist ein neues Wunder Berlusconis", schwärmte Daniele Capezzone, Sprecher von Berlusconis Partei "Volk der Freiheit" (PdL).
Der linke Spitzenpolitiker und Turiner Bürgermeister, Piero Fassino, spielte Berlusconis Erfolg herunter. "Ich unterschätze nicht Berlusconis Wahlergebnis, doch man muss hervorheben, dass er vor fünf Jahren im Senat 38 Prozent der Stimmen erhalten hatte. Man kann nicht behaupten, dass er an Stimmen dazu gewonnen hat", kommentierte Fassino.
An den Märkten hat der Wahlausgang wenig überraschend die Kurse auf Talfahrt geschickt. Die Risikoaufschläge für Staatsanleihen aus Euro-Krisenländern zogen im Gegenzug massiv an.
(jst/APA)