Kabul: Anschlag bei Antrittsbesuch von US-Minister Hagel

Afghan National Army soldier keeps watch near the site of an attack in Kabul
Afghan National Army soldier keeps watch near the site of an attack in KabulREUTERS
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Neun Menschen kamen bei dem Selbstmordattentat ums Leben. Die Taliban sprachen von einer "Botschaft" an den US-Verteidigungsminister.

Nur wenige Stunden nach der Ankunft von US-Verteidigungsminister Chuck Hagel in Afghanistan hat sich in Kabul ein Selbstmordattentäter in die Luft gesprengt. Nach Angaben der Kriminalpolizei riss der Selbstmordattentäter neun Menschen mit in den Tod. Mindestens 13 weitere Menschen wurden verletzt, als der Mann Samstag früh am Eingang des afghanischen Verteidigungsministerium eine Bombe zündete. Hagel, der am Freitagabend in Kabul eingetroffen war, hielt sich zum Zeitpunkt des Anschlags an einem anderen Ort auf, wie ein Sprecher des US-Militärs mitteilte. Im Osten des Landes wurden unterdessen acht Kinder bei einer weiteren Attacke getötet.

Die Taliban bekannten sich zu dem Anschlag in Kabul. Es sei ein vorbereitetes Attentat gewesen, Hagel sei nicht das Ziel gewesen, sagte ein Taliban-Sprecher am Samstag. Der Anschlag sei aber eine Botschaft an Hagel. Bei den Opfern handelt es sich nach Angaben der Polizei um Mitarbeiter des afghanischen Verteidigungsministeriums, die kurz vor Arbeitsbeginn am Eingang des Hauses in einer Warteschlange standen. Der Attentäter war mit einem Fahrrad unterwegs.

Weste auf Fahrrad gezündet

"Ein Selbstmordattentäter auf einem Fahrrad zündete seine mit Sprengstoff gefüllte Weste um 09.00 Uhr am Eingang des Verteidigungsministeriums", erklärte der Chef der Kriminalpolizei in Kabul, General Mohammad Zahir. Vom Verteidigungsministerium in Kabul war zunächst keine Stellungnahme zu erhalten. Nach der Detonation waren Schüsse zu hören. Die Straßen in der Umgebung wurden abgeriegelt.

Hagel hielt sich zum Zeitpunkt des Anschlags in einer US-Einrichtung in Kabul auf. Mitreisende Journalisten wurden informiert, dass keine Gefahr für den US-Verteidigungsminister bestanden habe. Laut Pentagon war Hagel während des Anschlags in einer Besprechung, die ohne Unterbrechung fortgeführt worden sei.

Der Minister war am Freitag zu seinem ersten Auslandsbesuch nach Afghanistan gereist. Dort war ein Treffen mit Präsident Hamid Karzai geplant. Vor US- und NATO-Soldaten in Kabul sagte Hagel am Freitag im Hinblick auf das Ende des internationalen Kampfeinsatzes 2014: "Auch wenn wir mehr und mehr eine Unterstützerrolle einnehmen, bleibt dies eine gefährliche und schwierige Mission."

Ursprünglich wollte Hagel der afghanischen Regierung am Samstag die vollständige Kontrolle über das umstrittene US-Gefängnis Bagram übergeben. Die Zeremonie wurde aber kurzfristig ohne Angabe von Gründen abgesagt. Nach Angaben der Regierung in Kabul halten die US-Amerikaner dort noch immer etwa 400 Gefangene fest, obwohl die offizielle Übergabe des Gefängnisses bereits im September erfolgt ist. Das Gefängnis sorgt seit Jahren für Streit.

Acht Kinder bei Anschlag getötet

Bei einem zweiten Selbstmordanschlag in der ostafghanischen Provinz Khost wurden am Samstag acht Kinder und ein Polizist getötet. Nach Angaben der Polizei hatte der Attentäter versucht, einen Checkpoint zu betreten. Als der Polizist ihn aufhalten wollte, zündete der Mann seine Sprengstoffweste. Der Polizist und acht Kinder, die in der Nähe spielten, kamen ums Leben, zwei weitere Menschen wurden verletzt.

Die Taliban bekämpfen seit Jahren die Regierung in Kabul sowie die internationalen Truppen im Land. Die Angriffe auf einheimische Kräfte nahmen dabei zuletzt stark zu.

Derzeit sind noch rund 100.000 ausländische Soldaten am Hindukusch im Einsatz, davon gehören etwa 66.000 der US-Armee an. US-Präsident Barack Obama hatte im Februar in seiner Rede zur Lage der Nation angekündigt, innerhalb eines Jahres weitere 34.000 Soldaten heimzuholen. Der Großteil der Truppenreduzierung soll nach dem Ende der Kampfsaison im Spätherbst erfolgen.

(APA/dpa/AFP)

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