Paris und London drängen auf Waffenlieferungen an die Rebellen - und drohen mit einem Alleingang. Mehrere EU-Staaten lehnen das ab. Es droht der nächste "schwere Schlag für die gemeinsame Außenpolitik".
Die Europäische Union ist weiter in der Frage zerstritten, ob die syrischen Rebellen auch mit Waffen ausgerüstet werden sollten. Bei einem EU-Gipfel am Freitag in Brüssel verwiesen die europäischen Staats- und Regierungschefs diese Frage daher zurück an die EU-Außenminister.
Großbritannien und Frankreich drängen bekanntlich auf eine rasche Aufhebung des EU-Embargos gegen Syrien, um Waffenlieferungen an die Rebellen zu ermöglichen - und drohen mit einem Alleingang. Frankreichs Staatschef Francois Hollande hatte bereits am Donnerstag deutlich gemacht, dass Frankreich Waffen an die syrischen Rebellen liefern könnte. "Wir haben die Verantwortung, eine Entscheidung zu treffen", sagte er in Brüssel. "Wenn es möglich ist, die europäischen Partner vor Ende Mai zu überzeugen, wäre das zu bevorzugen."
Am Freitag legte Hollande nach: Die syrischen Rebellen hätten Frankreich zugesichert, dass von der EU gelieferte Waffen nicht in die falschen Hände geraten würden, so Hollade. bekannt. Wegen dieser Zusicherungen "könnten wir uns vorstellen, das Embargo aufzuheben". Ähnlich hatte sich zuvor der britische Premierminister David Cameron geäußert.
Ein Land liegt in Trümmern
Das EU-Waffenembargo läuft am 31. Mai aus. Es kann nur einstimmig von den EU-Staaten verlängert werden. Im Februar hatten die EU-Außenminister am Waffenembargo gegen Syrien grundsätzlich festgehalten, aber die Bestimmungen für die Ausfuhr von "nicht-tödlichen" Waffen zum Schutz von Zivilisten und für technische Hilfeleistung gelockert. Dabei geht es etwa um gepanzerte Fahrzeuge, die an die Opposition geliefert werden können.
Vor Waffenlieferungen an die syrischen Rebellen im Alleingang warnte etwa der luxemburgische Außenminister Jean Asselborn. Dies wäre ein "schwerer Schlag gegen die gemeinsame Außenpolitik", sagte er am Freitag dem Sender RBB. SP-Bundeskanzler Werner Faymann lehnt Waffenlieferungen vehement ab. Auch Berlin ist noch skeptisch. Sollten Frankreich und Großbritannien im Alleingang die syrische Opposition bewaffnen, "wäre dies nicht so gut", sagte auch der finnische Regierungschef Jyrki Katainen. Er hoffe auf eine starke und geeinte EU-Außenpolitik, auch gegenüber Syrien.
Schulz rechnet mit "Aufschrei"
"Ich wünschte, dass wir nicht denselben Fehler machen, den wir in der EU so oft sehen, nämlich dass die Staaten für sich sprechen ohne Abstimmung mit den anderen", erklärte EU-Parlamentspräsident Martin Schulz. Die EU sollte im Stillen darüber diskutieren, ob eine Aufhebung des Waffenembargos dem Ziel diene, das Regime von Präsident Bashar-al-Assad durch eine demokratische Regierung zu ersetzen. Wenn europäische Waffen an die Aufständischen in Syrien geliefert würden, "dann müssen wir auch Verantwortung übernehmen, was mit diesen Waffen geschieht". Er rechne mit einem "Aufschrei", wenn Waffen aus der EU im syrischen Bürgerkrieg zum Beispiel für Hinrichtungen gebraucht würden.
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Geiselnahmen, Folter, Hinrichtungen: Die Menschenrechtsorganisation wirft den Rebellen wie den Regierungstruppen Gräueltaten vor. Unter den Opfern sind viele Kinder, Familien wurden ausgelöscht.
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