Israel entschuldigt sich bei Türkei für Tod von Aktivisten

Israel entschuldigt sich Tuerkei
Israel entschuldigt sich Tuerkei(c) AP
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Israelische Spezialkräfte erschossen 2010 bei einem Einsatz gegen eine Gaza-Flottille neun Türken. Ankara nimmt die späte Entschuldigung an.

Israel hat sich bei der Türkei für den Tod von neun türkischen Staatsbürgern entschuldigt, die 2010 bei einem Einsatz gegen eine Gaza-Flottille erschossen worden waren. Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanyahu und sein türkischer Kollege Recep Tayyip Erdogan hätten in einem Telefongespräch der Normalisierung der Beziehungen zugestimmt, erklärte die israelische Regierung am Freitag. Netanyahu habe erklärt, die tragischen Folgen des Einsatzes seien nicht beabsichtigt gewesen.

"Nachdem eine israelische Untersuchung operative Fehler ans Licht gebracht hat, entschuldigte sich der (israelische) Ministerpräsident für alle Fehler, die zum Verlust von Menschenleben führten", hieß es in einer kurz nach der Abreise von US-Präsident Barack Obama verbreiteten Mitteilung von Netanyahus Büro.

Türkei akzeptiert Entschuldigung

Erdogan habe die Entschuldigung akzeptiert, teilte ein Vertreter der USA ergänzend mit. Dies wurde auch von türkischer Seite bestätigt

Die neun Türken gehörten zu einer Flottille, die Güter in den von Israel abgeschnürten Gazastreifen bringen wollte. Israelische Spezialkräfte brachten die Schiffe auf und töteten die Türken. Den Angehörigen der Opfer sagte Netankahu den Angaben zufolge eine Entschädigung zu.

Obama an Telefonat beteiligt

Das Telefonat mit Erdogan habe Netanyahu vom Flughafen Ben Gurion bei Tel Aviv aus noch direkt vor Obamas Abreise unter dessen Beteiligung geführt. Obama hatte sich wiederholt für eine Verbesserung der Beziehungen zwischen beiden Ländern ausgesprochen. Ob er aktiv zwischen beiden Seiten vermittelte, war zunächst unbekannt. Erdogan hatte eine Entschuldigung Israels und Wiedergutmachung zur Voraussetzung einer Normalisierung der Beziehungen gemacht.

Sturm auf Schiff legte Beziehungen auf Eis

Bei dem israelischen Einsatz gegen das türkische Schiff "Mavi Marmara" waren im Mai 2010 insgesamt neun türkische Aktivisten getötet worden. Die einst guten Beziehungen zwischen beiden Ländern lagen seit dem Zwischenfall auf Eis. Die islamisch-türkische Stiftung für humanitäre Hilfe (IHH) hatte die "Mavi Marmara" gechartert. Zusammen mit anderen Schiffen sollte sie als "Solidaritätsflotte" Israels Seeblockade des Gaza-Streifens durchbrechen und 10.000 Tonnen Hilfsgüter zu den Palästinensern bringen.

Das israelische Militär enterte mehrere Schiffe von Kommandobooten und Hubschraubern aus. Auf der "Mavi Marmara" wehrten sich vor allem türkische Aktivisten und lieferten sich mit den Soldaten Schlägereien und Kämpfe. Es wurden 50 Aktivisten sowie sieben israelische Soldaten verletzt. Erdogan warf Israel damals "Staatsterrorismus" vor.

In einem UN-Bericht wurde die israelische Seeblockade des Gazastreifens als "rechtmäßig und angemessen" bezeichnet. Der Militäreinsatz gegen die Hilfsflotte wurde aber als "maßlos und unangebracht" eingestuft.

(APA/Reuters/AFP)

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