Montenegro: Unklare Situation nach Präsidentenwahl

Der amtierende Präsident Vujanovic und sein Herausforderer der Opposition, Lekic, bei der Wahl in Podgorica.
Der amtierende Präsident Vujanovic und sein Herausforderer der Opposition, Lekic, bei der Wahl in Podgorica.(c) REUTERS
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Amtsinhaber Vujanovic und sein Herausforderer Lekic haben sich in der Nacht beide zum Sieger erklärt. Das offizielle Endergebnis liegt noch nicht vor.

Montenegro hat einen neuen Präsidenten - sein Name schien am späten Sonntagabend allerdings noch völlig ungewiss zu sein. Nachdem der bisherige Amtsinhaber Filip Vujanovic kurz nach 22 Uhr seinen Wahlsieg mit 51,3 Prozent der Stimmen gegenüber 48,7 Prozent für den Herausforderer Miodrag Lekic verkündete, hat auch Lekic seinen Sieg vermeldet: Er habe 50,5 Prozent der Stimmen nach der Auszählung von 97 Prozent der Wahlzettel, teilte seine Wahlkampfzentrale mit.

Er werde fordern, dass jeder Stimmzettel neu ausgezählt werde, sagte Lekic bei einer Pressekonferenz. Die Mehrheit der Bürger habe ihm das Vertrauen geschenkt, verkündete der ehemalige Außenminister Montenegros, Chef der oppositionellen Demokratischen Front. Die Verkündung des Wahlsieges von Vujanovic würde in sich Elemente des Staatsstreiches bergen, so Lekic. Seine Präsidentschaftskandidatur wurde von allen führenden Oppositionsparteien unterstützt.

Abwarten auf offzielle Ergebnisse

Der Amtsinhaber und Präsidentschaftskandidat der montenegrinischen regierenden Demokratischen Partei der Sozialisten (DPS), Filip Vujanovic, hat am Sonntag kurz vor Mitternacht an Anhänger und Gegner appelliert, die offiziellen Wahlergebnisse abzuwarten. Die staatliche Wahlkommission hat bis Mitternacht noch keine Wahlresultate der Präsidentenwahl vom Sonntag mitgeteilt.

Er wolle einen "reinen Sieg" haben, erklärte Vujanovic, der sich kurz vor Mitternacht im DPS-Sitz an die Anhänger wandte. Sein Sieg wäre ein Sieg für das Wohlwollen Montenegros, meinte er.

Er sei überzeugt, dass von der staatlichen Wahlkommission die von der DPS mitgeteilten Wahlergebnisse bestätigt würden, erklärte der DPS-Chef und Premier Milo Djukanovic. Er sprach von einem "großen Sieg" von Vujanovic, der im Wahlkampf, wie er sagte, mit der vereinten Opposition, der ungünstigen sozio-ökonomischen Lage sowie der "heftigen Obstruktion" seitens des kleineren Regierungspartners, der Sozialdemokratischen Partei (SDP) konfrontiert worden sei. Die SDP des Parlamentspräsidenten Ranko Krivokapic hat den Urnengang boykottiert.

Der 59-jährige Vujanovic hat zwei Präsidenamtszeiten hinter sich. Sollte sein Wahlsieg von der staatlichen Wahlkommission bestätigt werden, so könnte er seine dritte Amtszeit, bzw. die zweite seit der erneuten Unabhängigkeit Montenegros im Jahre 2006 antreten. Die Verfassung sieht nur zwei Amtszeiten derselben Person vor. Die erste Amtszeit von Vujanovic fällt allerdings in die Zeit, als Montenegro noch mit Serbien in einem gemeinsamen Staatenbund war.

Wahlsieg-Verkündung "unnötig"

Koca Pavlovic, ein Spitzenfunktionär der Demokratischen Front von Lekic, erklärte gegenüber dem staatlichen TV-Sender RTCG, dass Montenegro durch die Verkündung des Wahlsieges durch Vujanovic "unnötig in eine ernste politische Situation" geraten sei. Im DPS-Sitz in Podgorica wurde unterdessen der Wahlsieg von Vujanovic groß gefeiert. Vor dem Gebäude versammelten sich Anhänger der Partei.

Der politische Analyst Milos Besic hatte am Abend die von den zwei Wahlstabzentralen veröffentlichten unterschiedliche Wahlergebnisse als eine undenkbare Diskrepanz bezeichnet und meinte, dass man die Stimmzettel womöglich neu auszählen werde müssen.

(APA)

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