Boston: "Irgendjemand weiß, wer das getan hat"

Blumen am Anschlagsort
Blumen am Anschlagsort(c) Gepa
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Die FBI-Ermittler hoffen nach dem Anschlag beim Boston-Marathon auf den entscheidenden Tipp aus der Bevölkerung. Die Identität der drei Todesopfer ist geklärt.

In den USA läuft nach dem ersten tödlichen Terroranschlag seit 2001 eine gewaltige Großfahndung unter der Federführung des FBI. Das Pentagon schickte über 1000 Nationalgardisten nach Boston, die New Yorker Polizei unterstützt die lokalen Ermittler mit Terrorexperten. Doch auch mehr als 24 Stunden nach den Explosionen an der Marathonstrecke in Boston fehlt von dem oder den Tätern die entscheidende "heiße" Spur. "Die Untersuchungen sind noch in der Anfangsphase", sagte Rick DesLauriers vom FBI.

Die Sicherheitsbehörden setzen daher auf Unterstützung aus der Bevölkerung. "Irgendjemand weiß, wer das getan hat", betonte DesLauriers. Bisher seien rund 2000 Tipps eingegangen. Für Hinweise auf den/die Täter hat die Feuerwehr 50.000 Dollar (38.000 Euro) Belohnung ausgesetzt.

Die Bomben waren am Montag um 14.50 Uhr Ortszeit binnen zwölf Sekunden in der Nähe der Ziellinie des Bosotn-Marathons detoniert. Drei Menschen wurden getötet, 176 verletzt.

Bomben in Schnellkochtöpfen

Die für die beiden Bomben verwendeten Materialien müssten noch genau im Labor untersucht werden, erklärte DesLauriers. Es seien Teile von Schnellkochtöpfen gefunden worden. >> Mehr dazu

Nach Angaben des Gouverneurs von Massachusetts, Deval Patrick, wurden bei dem Anschlag über die beiden explodierten Bomben hinaus keine weiteren Sprengsätze gelegt. Zunächst hatte es in Medienberichten geheißen, dass möglicherweise zwei oder drei weitere Bomben entdeckt worden seien, die glücklicherweise nicht funktioniert hätten.

Die Behörden ermitteln derzeit in zwei Hauptrichtungen: Als Täter kämen vorrangig regierungsfeindliche Gruppen aus dem Inland oder radikalen Islamisten infrage. Allerdings, so verlautete aus dem Pentagon, gebe es noch keine Anhaltspunkte für eine Urheberschaft der Terrororganisation al-Qaida. Vielmehr spreche der Zeitpunkt des Angriffs für einheimische Extremisten, die einen mächtigen Staat ablehnen. Denn am Montag wurde in Massachusetts der Patriots' Day begangen, der an den Unabhängigkeitskrieg erinnert. Am 15. April läuft in den USA zudem die Frist für die Abgabe der Steuererklärung ab. Steuern sind ein Reizthema für amerikanische Extremistengruppen.

Alle Todesopfer identifiziert

Alle drei Todesopfer sind mittlerweile identifiziert worden. Neben dem achtjährigen Martin Richard und einer 29 Jahre alten Amerikanerin starb auch eine Studentin aus China. 176 Menschen wurden bei den zwei fast zeitgleichen Explosionen in der Nähe der Ziellinie verletzt.

Terror bei Boston-Marathon
Terror bei Boston-Marathon(c) APA

Die 29-Jährige Frau identifizierten US-Medien als Krystle Campbell. "Sie war eine fröhliche, offene Person. Alle ihre Freunde liebten sie", sagte ihre Großmutter dem Fernsehsenders CNN. Die namentlich nicht genannte chinesische Studentin besuchte die Boston University, teilte das Generalkonsulat der Volksrepublik in New York mit. Ihre Familie habe um Anonymität gebeten. Eine weitere Chinesin, die Freundin des Todesopfers, sei bei der Explosion verletzt worden und befinde sich nach zwei Operationen mittlerweile in stabiler gesundheitlicher Verfassung, hieß es weiter.

>>> VIDEO von der Explosion auf YouTube

Flaggen auf Halbmast

US-Präsident Barack Obama ließ am Dienstag die Flaggen an öffentlichen Gebäuden im Land bis Samstagabend auf Halbmast setzen. "Wir wissen, dass das ein Terrorakt war. Wir wissen aber noch nicht, wer ihn verübt hat", sagte er. Er kündigte an, am Donnerstag an einem Gedenkgottesdienst für die Anschlagsopfer in Boston teilnehmen zu wollen.

Schon am Dienstagabend gedachten hunderte Menschen bei kurzfristig organisierten Gedenkfeiern in Boston der Opfer. Mit US-Fahnen und Plakaten versammelten sie sich an verschiedenen Orten der Stadt, um gemeinsam zu singen und zu trauern. In einem Park nahe der Anschlagstelle zündeten viele Menschen Kerzen an und sangen die amerikanische Nationalhymne.

(Red./APA/AFP/Reuters)

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